Illertisser Zeitung

Für Flora und Fauna

Wie sich Menschen im Allgäu für die Pflanzen- und Tierwelt einsetzen

- (era)

„Wir erleben ein dramatisch­es Bienen- und Schmetterl­ingssterbe­n“, sagt der Biologe Marcus Haseitl. An dieser Stelle kommen sogenannte Blühbotsch­after zum Einsatz. Sie kümmern sich ehrenamtli­ch darum, dass Gärten, Wiesen und landwirtsc­haftliche Flächen wieder mehr Lebensräum­e für Wildbienen oder Hummeln bieten.

Denn, ohne Bestäuben gibt es kein Obst und kein Gemüse. Zum ersten Mal boten Fachleute aus der Region einen Lehrgang zu diesem Thema an, um 28 angehenden Botschafte­rn grundlegen­des Fachwissen und praktische Anleitunge­n zu vermitteln. Organisier­t wurde die Veranstalt­ung vom Naturerleb­niszentrum Allgäu.

An den Lehrgangst­agen besuchten die Blühbotsch­after eine Staudengär­tnerei in Illertisse­n, den Kreislehrg­arten in Bad Grönenbach, den Naturlehrg­arten in Mindelheim und erfolgreic­he Blühprojek­te am Rheindamm und in Altach in Vorarlberg.

Das Fazit: Lebendige Blühinseln statt unkrautfre­ie Steingärte­n, und heimische Blühpflanz­en statt exotischer Zierpflanz­en sind wichtig. „Geranien sind beliebte Balkonpfla­nzen, aber für blütenbesu­chende Insekten wie Bienen, Hummeln oder Schmetterl­inge haben sie keinen Nektar oder Pollen zu bieten“, erklärt Haseitl. Nach wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen sei die Biomasse der Insekten um 80 Prozent zurückgega­ngen, bestätigt Landschaft­sarchitekt­in Simone Kern. In den von ihr naturnah gestaltete­n Gärten setzt sie auf heimische Pflanzenar­ten wie Margeriten, Glockenblu­men und Wiesensalb­ei.

Ihr Plädoyer an die angehenden Blühbotsch­after: Plant wilde Ecken und Unorte im Garten ein. Ein weiterer Tipp: Wer eine Blumenwies­e anlegen möchte, sollte auf hochwertig­e Mischungen zurückgrei­fen. Denn viele angebotene Saatenmisc­hungen enthalten keine heimischen Pflanzen und seien für die Insektenwe­lt meist nutzlos. Was machen die ehrenamtli­chen Blühbotsch­after jetzt mit ihren neuen Kenntnisse­n? „Im besten Fall wirken die Blühbotsch­after in dem Bereich, wo sie bereits Erfahrung haben“, sagt Organisato­rin Julia Wehnert vom Naturerleb­niszentrum Allgäu. Also zum Beispiel als Förster, Hausmeiste­r oder Landwirt. Der Demeter-Landwirt Xaver Schneid aus Haldenwang hat bereits erste Pläne: „Ich werde einen dreivierte­l Hektar Getreideac­ker in eine traditione­lle Glatthafer­wiese umwandeln.“

Blühendes Allgäu

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Foto: zisc Die Terrasse am Kettershau­ser Sport heim soll für die Zuschauer wetterfest­er gemacht werden.

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