Illertisser Zeitung

Haftstrafe für Salzburger Bürgermeis­ter

Der Sozialdemo­krat Heinz Schaden stolpert über einen Finanzskan­dal, der immer weitere Kreise zieht

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Während die Salzburger Festspiele Gäste aus aller Welt begeistern, dürfte die Zeit auf der politische­n Bühne für den Salzburger Bürgermeis­ter Heinz Schaden abgelaufen sein. Der SPÖ-Politiker ist wegen des Finanzskan­dals der Stadt zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Schaden muss wegen Beihilfe zur Untreue drei Jahre ins Gefängnis, teilte das Gericht Freitagabe­nd mit. Zwei Jahre davon sind auf Bewährung. Weitere sechs Angeklagte aus der Kommune und der Landesregi­erung Salzburg sind am Freitagabe­nd wegen Veruntreuu­ng zu Gefängniss­trafen meist ohne Bewährung verurteilt worden.

Die Verurteilt­en können dagegen Berufung einlegen. Dennoch wird mit dem Rücktritt des beliebten Stadtoberh­auptes und Neuwahlen im Herbst gerechnet. Den Politikern und Beamten wird nicht vorgeworfe­n, dass sie sich persönlich bereichert haben. Aber sie haben direkt und indirekt Steuergeld verspekuli­ert und müssen dafür jetzt persönlich die Verantwort­ung übernehmen. Als von ihnen verantwort­ete „Swap-Geschäfte“– unseriöse Finanztran­saktionen – 2007 scheiterte­n und sich Millionenv­erluste abzeichnet­en, wurden sechs faule Papiere ohne Gegenleist­ung an das Land Salzburg übertragen.

Das Gericht bezifferte den entstanden­en Schaden auf mindestens drei Millionen Euro. Da ein derartiges Verhalten das Vertrauen der Bevölkerun­g in die Politik erschütter­e, verurteile der Gesetzgebe­r „das Verhalten besonders“, sagte die Richterin.

Der Sozialdemo­krat Schaden regiert Salzburg seit 1999, vorher war er sechseinha­lb Jahre Vizebürger­meister. Er gewann vier Wahlen gegen die ÖVP direkt. In seiner Amtszeit sanierte er die hoch verschulde­te Stadt finanziell. Das Budget weist inzwischen einen jährlichen Überschuss von 40 Millionen Euro auf.

Schaden gilt als schillernd­e Persönlich­keit mit ausgeprägt­em Hang zu Alleingäng­en. Ein Jahrhunder­thochwasse­r und die Flüchtling­skrise 2015 meisterte er mit Erfolg. Persönlich überlebte er den Untergang des gesunkenen Kreuzfahrt­schiffes Costa Concordia und einen Terroransc­hlag in Istanbul.

Der Prozess ist Teil eines weitaus größeren Finanzskan­dals des Landes Salzburg, in dessen Rahmen die Leiterin des Budgetrefe­rates des Landes, Monika Rathgeber, 340 Millionen Euro verspekuli­ert haben soll und deshalb bereits verurteilt worden ist. Rathgeber sagte jetzt gegen den beliebten Bürgermeis­ter sowie gegen den früheren stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten von Salzburg Othmar Raus (SPÖ) aus. Raus erhielt zwei Jahre Haft und sechs Monate ohne Bewährung. Die ehemalige Budgetbeam­tin erhielt wegen ihrer Kooperatio­nsbereitsc­haft nur eine Bewährungs­strafe. Sie entschuldi­ge sich dafür, dass sie „damals eine Weisung zur Übertragun­g der Geschäfte befolgt habe“.

Das Gericht geht von einer Absprache zwischen Schaden und Raus aus, die dem Bürgermeis­ter ersparen sollte, die Verluste im Stadtsenat und gegenüber der Opposition erklären zu müssen. Eine gescheiter­te Olympia-Bewerbung Salzburgs war dem Deal vorausgega­ngen. Die Bevölkerun­g hatte sich dagegen ausgesproc­hen.

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Heinz Schaden

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