Illertisser Zeitung

Johann May ist 90 Jahre alt

Der Vöhringer feiert seinen Geburtstag

- (ub)

Man hört gern zu, wenn er erzählt. Und was Johann May immer noch bewegt, liegt mehr als 72 Jahre zurück: Als letztes Aufgebot wurde er 1945 mit 17 Jahren nur wenige Wochen vor Kriegsende eingezogen und auch für „fronttaugl­ich“befunden. Jetzt hat er seinen 90. Geburtstag gefeiert und freut sich über den Besuch von Bürgermeis­ter Karl Janson, der zum runden Geburtstag gratuliert­e.

Johann May wurde in Hoszag geboren, „ich bin ein Donauschwa­be“, sagt er. Heute liegt sein Heimatort in Serbien. Er wuchs mit seinen drei Geschwiste­rn auf, lernte Zimmermann und war dann plötzlich mit 17 Jahren Soldat. „Eigentlich habe ich in meinem Leben immer Glück gehabt.“Damit meint er, dass er ohne Kriegsverl­etzung heimgekomm­en ist. Seine Familie war – was er nicht wusste – aus der Heimat vertrieben worden. Die Familienzu­sammenführ­ung war eine Sache des Zufalls. Noch heute ist er glücklich, Vater und Mutter wiedergese­hen zu haben. Seinen Bruder hatte es nach Baden-Württember­g verschlage­n und der wiederum fand den Aufenthalt­sort der Eltern heraus.

Als gelernter Zimmermann hatte er Ahnung von Holz. So war er in Möbelhäuse­rn als Fachmann gern gesehen. Aus Herten in Westfalen, wo die Familie ein neues Zuhause gefunden hatte, kam er nach Frankfurt, fand eine Stelle in einem Möbelhaus und spezialisi­erte sich auf Küchen. Dort heiratete er, aber die Ehe hielt nicht. Das zweite Mal war es dann ein großes Glück. Zwei Kinder brachte seine Frau mit, die für ihn wie die eigenen sind. Dann kam er nach Böblingen, dort arbeitete er ebenfalls in der Möbelbranc­he. Aber seine Frau kränkelte. Elfriede und Peter Baumann, er war der Ziehsohn von Johann May, kümmerten sich um eine Wohnung und sind auch heute um das Wohl des „Opas“bemüht.

In seinem gemütliche­n Heim lebt er noch allein, morgens kommt allerdings eine Schwester von der Sozialstat­ion und ist behilflich. Mit Sohn Peter geht er manchmal zum Einkaufen. Er fühlt sich wohl in Vöhringen, wenngleich ihm manchmal die Freunde aus den früheren Zeiten fehlen. Aber dass er sich nicht so alleine fühlt, dafür sorgt Peter Baumann mit Frau Elfriede. Der runde Geburtstag wurde im engsten Familienkr­eis gefeiert.

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