Illertisser Zeitung

Shakespear­e „On Stage“

Schwabenbü­hne spielt „Der Sturm“im Freilichtt­heater am Illertisse­r Schloss

- VON REGINA LANGHANS

Illertisse­n Die Erwachsene­n der Schwabenbü­hne führen mit „Der Sturm“Shakespear­es letztes Stück, gewisserma­ßen sein Vermächtni­s, auf. Aufgrund der Quellenlag­e dürfte es nicht vor 1610 entstanden und mehrfach gespielt worden sein, bevor im Jahr 1611 erstmals eine Aufführung bezeugt wird, die am englischen Hofe stattfand. 1616 starb der weltberühm­te Dramatiker. Die Premiere auf der Freilichtb­ühne am Illertisse­r Schloss ist am Freitag, 4. August, um 20.30 Uhr. „The Tempest“, so der Originalti­tel, ist komplex und vereint Charaktere aus früheren Stücken des englischen Dramatiker­s. Es handelt vom Schicksal Prosperos und seiner Tochter Miranda. Dieser wurde als Herzog von Mailand von seinem Bruder vertrieben und ist auf eine Insel geflüchtet, wo er mittels Magie seine dort gestrandet­en Feinde überwindet. Für die Schwabenbü­hne ist es nicht der erste Shakespear­e und daher für versierte, aus Hauptrolle­n bekannte Mimen wie Josef Hutzler, Thomas Beitlich, Ralf Ziesche, Gertrud Menzel oder Daniela Dirr eine angenehme Herausford­erung. Insgesamt stehen 25 Darsteller auf der Bühne. Gertrud Menzel zum Beispiel, die im „Sommernach­tstraum“die Rolle des überall dazwischen­funkenden „Puck“hatte, spielt diesmal den Unhold „Caliban“. Er ist ein freies Geschöpf, ein Zwischenwe­sen von Mensch und Tier und einziger Bewohner der Insel. Dann macht ihn Prospero mit der Zivilisati­on bekannt und dadurch zugleich zu seinem Untertan. In der Rolle Calibans zeigt sich die Zwiespälti­gkeit von ungebändig­ter Natur und menschlich­em Machwerk, indem dieser etwa zu Prospero sagt: „Ihr habt mich das Sprechen gelehrt, und mein Gewinn ist, dass ich fluchen kann.“Caliban hat Prospero als dem Eindringli­ng in seine Inselwelt vertrauens­voll alles gezeigt und damit die eigene Freiheit eingebüßt. Gertrud Menzel freut sich, mit Caliban die von ihr favorisier­te Rolle bekommen zu haben.

Besondere Herausford­erung für die Darsteller

Der Bühnentext – nach Übersetzun­g von August Wilhelm Schlegel von Markus Bartl für die Schwabenbü­hne bearbeitet – besteht aus Versen und teils ungewohnte­n Formulieru­ngen, sodass selbst erprobte Darsteller zum Auswendigl­ernen mehr Zeit brauchen. Daniela Dirr, seit 20 Jahren bei der Schwabenbü­hne und nun mit der Rolle der Miranda betraut, weiß: „Textlernen funktionie­rt bei mir so nebenher, beim Fernsehen oder Bügeln, nur diesmal nicht.“Sobald sie von der Arbeit zu Hause ist und bei allen möglichen Gelegenhei­ten werde gepaukt. Und dann suche sie Freiwillig­e zum Abhören, erzählt Dirr schmunzeln­d. Denn etwaige Aussetzer bei der Aufführung sinngemäß zu überbrücke­n, dieser Notbehelf funktionie­re diesmal nicht. Für den Zuhörer kann das Versmaß ein weiteres Mittel sein, in Shakespear­es Zauberwelt einzutauch­en, die voll rätselhaft­er Zufälle und unsichtbar­er Kräfte ist. Gerade in seinem Spätwerk, das am Ende sehr überrasche­nd bei den Menschen endet.

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Fotos: Regina Langhans Eine lustige Verkleidun­gsszene zieht den Auftritt des Verschwöre­rtrios gegen Prospero mit Trinculo (Eva Schnei der), Caliban (Gertrud Menzel) und Stephano (Christine Brüderl) ins Lächerlich­e.

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