Der „Stadtgärtner“des Fuggermarktes
Alfons Müller kennen viele Babenhauser nur unter einem bestimmten Titel. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt er, was dahinter steckt und was er neben dem Pflanzen noch mag
Herr Müller, Babenhausen ist zwar keine Stadt, hat aber einen Stadtgärtner. Wie geht das?
Wie das genau passierte, weiß ich nicht. Aber schon seit Jahrzehnten nennen mich viele Babenhauser so. Manche kennen dann nicht einmal meinen richtigen Namen.
Haben Sie schon immer mit Pflanzen zu tun?
Ich bin ein gelernter Gärtner. Und als ich 1980 in den Dienst der Marktgemeinde trat, wurde ich schnell zum Chef der Grünabteilung, später zum Bauhofleiter. So war ich meist die ganze Zeit im Fuggermarkt anzutreffen. Und die Bürger nutzten die Gelegenheit, mir ihre Gartenprobleme anzuvertrauen. Und zudem: Sollte ich noch einmal auf die Welt kommen, dann würde ich wieder Gärtner werden.
Das führte schließlich dazu, dass Sie in den Obst- und Gartenbauverein eintraten und diesen seit 1983 als Vorsitzender ununterbrochen leiten.
So ist es. Ich habe nie gedacht, dass ich diesen Posten über Jahrzehnte innehaben werde. Aber es fand sich bisher niemand, der mich beerben wollte. Allerdings ist es nach dieser Wahlperiode damit endgültig vorbei.
Sie werden von anderen Vereinen beneidet, unter anderem deshalb, weil bei Ihren Versammlungen meist mehr als 100 Mitglieder erscheinen.
Das liegt sicherlich nicht an meiner Person, sondern daran, dass die gesamte Vorstandschaft stets ein topaktuelles Programm, gartentechnische Tipps und eine große Blumentombola anbietet.
Der Trend geht heute oftmals zu pflegeleichten Gärten.
Das sehe ich mit Sorge, sind doch die Gärten ein Ort der Erholung. Gott sei Dank ist diesbezüglich in Babenhausen die Welt noch weit- in Ordnung. Auch aus Klimaschutzgründen ist der Erhalt der Natur heute wichtiger denn je. Um so mehr bedaure ich, dass so mancher Gartenbesitzer vorschnell zur Motorsäge greift und Bäume einfach umsägt.
Zahlreiche Gärten im Fuggermarkt tragen eindeutig Ihre Handschrift.
Das stimmt und darauf bin ich stolz. Bei so manchem Baumschneidekurs konnte ich zudem auf den Erhalt des Gehölzes hinwirken.
Dann habe Sie sicher bedauert, dass das kommunale Gewächshaus nach ihrem Renteneintritt stillgelegt und abgebaut wurde.
Das stimmt. Es war meine zweite Heimat. Dort zog ich im Jahr bis zu 15000 Pflanzen, die dann der Ortsverschönerung zugutekamen. Gärtnern ist einfach mein Leben und während andere zum Frühschoppen gingen, sprach ich mit meinen Pflanzen.
Wie kamen Sie als gebürtiger Württemberger eigentlich in den Fuggermarkt?
Eher zufällig, obwohl meine Großmutter Babenhauserin war. Hier lernte ich dann meine Frau kennen, die ich 1974 heiratete. Und so wurde Babenhausen zu meinem Lebensmittelpunkt.
Und seit 1990 gehören Sie auch ununterbrochen dem Marktgemeinderat an.
Die CSU suchte für ihre Liste damals noch Kandidaten. Ich engagiere mich aber nicht politisch, um Karriere zu machen. Für mich steht das Mitwirken und Mitgestalten zum Wohle der Bürger und der Natur im Vordergrund.
Das kauften Ihnen die Wähler ab, erwiesen Sie sich doch bei den vergangenen drei Kommunalwahlen jeweils als CSU-Stimmenkönig, egal, von welchem Listenplatz Sie starteten.
Darauf bin ich auch ein bissgehend chen stolz, zeigt dies doch, dass mich die Bürger so nehmen, wie ich bin – vor allem offen gegenüber jeden, der irgendein Anliegen hat.
Und gab es nie die Ambition, in der Kommunalpolitik ein höheres Amt anzustreben?
Garantiert nicht. Außerdem war ich durch die Arbeit in zahlreichen Ausschüssen des Marktgemeinderats über die Jahrzehnte ausgefüllt. So gehörte ich unter anderem auch einigen Zweckverbänden an oder war als Referent für Kindergärten, Feld- und Waldwege oder für die Friedhöfe zuständig. Da wird einem nicht langweilig.
Es gibt Gerüchte, dass Sie am 70. Geburtstag, den Sie in der kommenden Woche feiern werden, Ihr Marktratsmandat niederlegen.
Das stimmt nicht ganz. Allerdings werde ich nicht bis zum Ende dieser Legislaturperiode im Marktrat sitzen. Voraussichtlich im kommenden Frühjahr ist damit endgültig Schluss.
Herr Müller, was macht eigentlich der Stadtgärtner oder „dr Fonse“, wie Sie im Volksmund genannt werden, wenn Sie nicht gerade Hecken schneiden, Gehölz in Form bringen oder Gärten anlegen?
Dann kümmere ich mich um meinen eigenen Garten und das Geflügel oder schmücke bei kirchlichen Festen das Gotteshaus. Außerdem fahre ich gerne mit Freunden spontan eine Runde mit dem Motorrad oder lerne neue Länder kennen. Denn Reisen ist eines meiner wichtigsten Hobbys. So bin ich beispielsweise an meinen Geburtstag nächste Woche nicht zu Hause, sondern mit meiner Frau auf Reisen – wohin wird aber nicht verraten.