Ein dicker Papagei als Maskottchen
Der Kakapo ist nachtaktiv und kann nicht fliegen – als einziger Papagei auf der Welt. Einst lebten Tausende in Neuseeland, nach Einwanderung der Europäer nur noch ein paar Dutzend. Wie das Land die letzten 154 Tiere retten will
154 Kakapos gibt es noch. So wenige, dass jeder einen Namen hat. Waikawa heißt einer der Papageienvögel, andere zum Beispiel Gulliver oder Sinbad. Ausgewachsen sind sie etwa 60 Zentimeter groß und sehen etwas dicklich aus, ein bisschen wie eine Kreuzung aus Eule und Wellensittich. Der Kakapo ist die schwerste aller Papageienarten und die einzige, die nicht fliegen kann.
Vor allem in der Balzzeit strömen die Tiere einen Geruch aus, der an Honig erinnert. Kakapos kommen nur in Neuseeland vor. Aber eben auch dort nicht gerade häufig.
154 Tiere ... das wirkt nicht so, als würde es der Art besonders gut gehen. Doch Neuseelands Kakapo-Schutzprogramm ist ein voller Erfolg. Denn um die Art war es schon deutlich schlechter bestellt.
Früher einmal, da lebten in Neuseeland tausende Kakapos. Und das ziemlich unbehelligt, denn Raubtiere gab es dort nicht. Das war auch der Grund, weshalb die Vögel über die Jahrtausende die Fähigkeit des Fliegens verloren. Ohne Feinde brauchten sie diese einfach nicht.
Doch dann kamen die Europäer und besiedelten Neuseeland. Die Menschen jagten die dicken Papageien, vor allem aber nutzten sie riesige Gebiete als Farmen und verkleinerten damit deren Lebensraum. Außerdem brachten sie Tiere wie Katzen, Frettchen und Ratten nach Neuseeland. Kakapos kennen solche Fressfeinde nicht, fliehen daher auch nicht, wenn sich etwa eine Katze nähert. Die Population schrumpfte, bis nur noch wenige der Papageien übrig waren. Hinzu kommt, dass Kakapos bei der Brut äußerst wählerisch sind. Sie pflanzen sich nur alle drei bis vier Jahre fort, wenn bestimmte Baumarten besonders viele Samen tragen.
1974 wusste niemand, wo überhaupt noch Kakapos lebten. Und auch als Forscher 1977 ganze 18 Exemplare im Fiordland-Nationalpark im Südosten Neuseelands entdeckten, sah es weiterhin so aus, als wäre das Schicksal der Art bereits besiegelt. Denn es waren 18 Männchen. Weibchen werden beim Brüten besonders oft Opfer von Raubtieren. Deshalb waren die Forscher unsicher, ob sie überhaupt noch Kakapo-Frauen finden würden.
Doch dann durchsuchten sie Stewart Island, eine Insel 30 Kilometer entfernt von der Südinsel Neuseelands. Dort leben keine Frettchen oder Wiesel, deshalb hatten Kakapos überlebt. Rund 200 Stück entdeckten die Wissenschaftler, darunter auch Weibchen. Katzen gab es allerdings auf der Insel. Sie dezimierten auch hier die Zahl. Neuseelands Regierung entschied deshalb, die Kakapos auf andere Inseln zu bringen, auf denen es überhaupt keine Fressfeinde gibt. Den tiefsten Stand erreichte die Population Mitte der 90er Jahre, damals gab es nur noch 51 der Tiere. Seitdem geht es wieder bergauf. Jedes Jahr schlüpfen ein paar neue Vögel, so dass es mittlerweile wieder 154 Kakapos gibt. Für Neuseeland sind sie so zu Maskottchen des Artenschutzes geworden.
Bis zu 600000 Euro jährlich lässt sich das Land den Schutz für den Kakapo kosten. Die Nester der Tiere werden rund um die Uhr von Rangern und Kameras überwacht. Die Artenschützer sammeln Spenden, um die Vögel vor dem Aussterben zu retten. Auf der Internetseite www.kakaporecovery.org.nz kann man eines der Tiere mit einer Spende symbolisch adoptieren. Auf der Seite gibt es auch einen kompletten Stammbaum mit Informationen zu jedem einzelnen Tier.
Die Tierschützer betreiben außerdem Forschung an den Kakapos. Denn noch gibt es viel über die Tiere zu lernen. Wie alt diese werden können zum Beispiel. Bisher ist keines der Tiere, von denen die Forscher wissen, wie alt sie sind, an Altersschwäche gestorben. Sie gehen davon aus, dass die Tiere 90 Jahre alt werden können – aber das werden sie erst in einigen Jahrzehnten mit Sicherheit sagen können.