Nicht kleckern, schlotzen!
Wenn die Sonne scheint, kommen die Eisverkäufer mit dem Kugelformen kaum nach. Im Winter haben sie Zeit, sich neue Kreationen zu überlegen. Ein Blick auf die Eistrends in der Region
In der Sonne sitzen und ein Eis genießen? Für Eisdielenbetreiber Thorsten Toldo ist das nicht so einfach. Denn wenn das Wetter gut ist und die Schlange von Eishungrigen vor seinem Laden nie kürzer zu werden scheint, hat er selbst kaum Zeit von der kühlen Leckerei zu naschen oder an einem Eis zu schlotzen, wie der Schwabe sagt.
Seit mehr als 50 Jahren betreibt die Familie Toldo das Eiscafé Cortina in Vöhringen. Inzwischen ist mit Sohn Thorsten Toldo schon die zweite Generation an der Reihe. Er führt das Eiscafé weiterhin als Familienbetrieb, bei dem alle mithelfen. Seine Mutter Alma zum Beispiel steht immer noch hinter der Verkaufstheke und formt eine Kugel nach der anderen. Der 44-Jährige Eiscafébesitzer Toldo sagt: „Gearbeitet habe ich immer hier in Vöhringen.“In Italien habe er nach dem Schulabschluss die Eiskonditorschule besucht. Er will seinen Kunden jedes Jahr neue Geschmacksrichtungen bieten. Im Winter, wenn seine Eisdiele zu bleibt, nimmt sich Toldo Zeit, um Ideen zu sammeln und Rezepte zu entwickeln. Mit denen nimmt er auch an Wettbewerben teil, bei denen mal der beeindruckendste Becher, mal die leckerste Sorte gesucht werde. Ums Gewinnen gehe es ihm dabei nicht, sagt Toldo. Er will diese Gelegenheiten nutzen, um innovative Geschmacksrichtungen für das neue Jahr zu kreieren.
Von den rund 30 Sorten, die Toldo täglich im Angebot hat, sei heuer seine neue Crema Veneziana – Bourbon Vanille mit Orangenstückchen und Schokosplittern – ein großer Erfolg. Auch sein derzeitiges Eis des Monats, Pralinone, sei eine Neuentwicklung. Diese Sorte besteht aus Nougatpralinen mit Pistazie und weißer Schokolade. „Für jede Altersgruppe muss man etwas passendes im Angebot haben“, sagt Toldo. Bei den jungen Leuten kom- zum Beispiel Strawberry Cheesecake sehr gut an. Auch vegane Eissorten würden immer wieder nachgefragt. Aber auch das sei kein Problem: Die klassischen Fruchteissorten werden ohne Milch und Sahne hergestellt. Sie enthalten kein Fett und damit auch weniger Kalorien als Milcheis, erklärt Toldo. Er habe in den vergangenen Jahren außerdem gemerkt, dass die Kunden immer mehr auf Qualität achten. Im Eiscafé Cortina würde kein Eismix, sondern nur frische Zutaten, wenn möglich aus der Region, verwendet. Manche Produkte, wie Orangen, Zi- tronen oder Nüsse, kommen aus Italien. Dort sei das Eis im Übrigen nicht immer besser, sagt Toldo. „Viele Kunden kommen aus dem Urlaub zurück und erzählen mir, in Italien hätten sie kein so gutes Eis gefunden.“In den großen Städten, in denen viele Touristen unterwegs seien, müssten die Eisverkäufer nicht so auf Qualität achten wie in einer deutschen Kleinstadt.
Besonders extravagantes Eis gibt es in Babenhausen. Ciro de Nardi betreibt seit März dieses Jahres die Eisdiele Eis und Co. im Fuggermarkt. Er ist stolz darauf jeden Tag neue Sorten anzubieten. „Gestern gab es Piña Colada.“Auch gesalzenes Karamell sei kürzlich im Angebot gewesen. Woher de Nardi die neuen Ideen nimmt? Der Eisverme käufer lacht kurz. Er sei wohl einfach damit geboren, sagt er.
Paolo Mazzer, Besitzer des Eiscafés Tiziano in Illertissen, probiert gern neue Eiskreationen aus. In seiner Ausbildung zum Konditormeister hat er gelernt, eigene Rezepte zusammenzustellen. Er sagt über seine Versuche: „Manchmal klappt es, manchmal kommt etwas heraus, das keiner essen kann.“Das schafft es dann natürlich nicht in die Eisdiele. Im vergangenen Winter habe er unter anderem mit Basilikum und Karotten experimentiert. Mazzer ist es wichtig, dass sich sein Eis von den Angeboten anderer Eisdielen unterscheidet.
Auf der Eismesse Gelatissimo in Stuttgart informiert sich Giuseppe Cortese regelmäßig über die neuen Eis-Trends und holt sie dann nach Altenstadt. Seit 15 Jahren betreibt er dort das Eiscafé Cortese. Heuer sei bei ihm die Sorte weiße Schokolade mit Pistaziencreme sehr gefragt. Aber auch Cheesecake mit Waldfrüchten und Mango komme gut an. Wenn er selbst zur Eistüte greift, ist Cortese allerdings nicht experimentierfreudig. Er bleibt bei dem Klassiker Stracciatella.
In einer Sache sind sich die Eisdielenbesitzer einig: Ohne Erdbeere, Schokolade und Vanille geht es nicht. Cortese sagt: „Die Standardsorten laufen immer gut.“
Kunden fragen auch nach veganem Eis Versuche mit neuen Sorten können auch scheitern