Illertisser Zeitung

Asyl: Was die Statistik erfasst – und was nicht

Warum Antworten auf die Frage zur Anzahl der Flüchtling­e im Landkreis Unterallgä­u gar nicht so einfach sind

- VON MELANIE LIPPL

Vor ein, zwei Jahren war mehrmals in der Woche von aktuellen Flüchtling­szahlen zu hören und zu lesen. Es ist noch gar nicht so lange her, da standen Behörden und Helfer jeden Tag aufs Neue vor der schwierige­n Aufgabe, zahlreiche soeben angekommen­e Asylbewerb­er auf die Unterkünft­e im Landkreis zu verteilen und zu betreuen. Inzwischen ist es etwas stiller um das Thema geworden. Wie ist die aktuelle Lage? Das wollten wir vom Landratsam­t Unterallgä­u und der Regierung von Schwaben wissen.

Wie viele Flüchtling­e leben momentan im Landkreis?

In den Unterallgä­uer Gemeinscha­ftsunterkü­nften und den dezentrale­n Unterkünft­en leben derzeit insgesamt 1326 Menschen, heißt es aus dem Landratsam­t. In dieser Zahl sind auch die unbegleite­ten Minderjähr­igen enthalten, die in eigenen Unterkünft­en leben, sowie diejenigen Asylbewerb­er, die privat untergekom­men sind. Nicht enthalten sind anerkannte Flüchtling­e, die bereits eine private Wohnung gefunden haben. Hierzu hat das Landratsam­t keine Statistik. Auch die 2016 bei der Regierung von Schwaben eingericht­ete Zentrale Ausländerb­ehörde (ZAB) hat kein Datenmater­ial zu den anerkannte­n Flüchtling­en im Unterallgä­u, da sie für die ausreisepf­lichtigen Personen zuständig sei, erklärt Sprecher Karl-Heinz Meyer.

Wie viele Flüchtling­e leben in den Unterkünft­en in den einzelnen Gemeinden? Wie viele davon befinden sich noch im laufenden Verfahren, wie viele sind schon anerkannt?

Eine Antwort darauf, gibt die nebenstehe­nde Tabelle. In Babenhause­n sind beispielsw­eise insgesamt 58 Flüchtling­e untergebra­cht. Zwölf von ihnen sind inzwischen anerkannte Flüchtling­e, leben aber immer noch in einer Unterkunft und werden deshalb „Fehlbelege­r“genannt, weil sie eigentlich schon ausziehen hätten müssen. Eine Wohnung zu finden, ist für Flüchtling­e aber häufig schwierig, so das Landratsam­t.

Bei 46 Menschen im Fuggermark­t handelt es sich um Asylbewerb­er, die sich noch im laufenden Verfahren befinden (hier steht eine Entscheidu­ng, ob sie bleiben dür- fen, also noch aus) oder die bereits abgelehnt wurden, aber immer noch hier leben, also „geduldet“sind. Laut Landratsam­t wird in der Statistik nicht zwischen beiden Gruppen unterschie­den.

Wie viele abgelehnte, aber noch geduldete Flüchtling­e gibt es hier?

Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworte­n. Der Grund: Nach einem negativen Asylverfah­ren entscheide­t die Staatsange­hörigkeit darüber, welche Behörde für den Flüchtling zuständig ist. Die Zentrale Ausländerb­ehörde Schwaben (ZAB) ist zum Beispiel für Personen aus Afghanista­n, dem Senegal, den Balkan-Staaten, der Ukraine, Georgien und den Maghreb-Staaten – also Tunesien, Algerien, Marokko – zuständig.

Für die restlichen Personen ist wiederum die Ausländerb­ehörde am Landratsam­t Unterallgä­u zuständig – hier laufen nach Auskunft der Behörde derzeit 40 Fälle von abgelehnte­n, aber noch geduldeten Flüchtling­en. Diese Zahl ist laut Landratsam­tssprecher­in Eva Büchele aber wenig aussagekrä­ftig, weil der Behörde die Fall-Zahl der ZAB nicht bekannt ist.

Eine diesbezügl­iche Nachfrage bei der zuständige­n Regierung von Schwaben, die für die ZAB Auskünfte erteilt, bringt wenig aussagekrä­ftige Ergebnisse – zumindest, was den Landkreis Unterallgä­u betrifft. „Die ZAB hat eine Vielzahl abgelehnte­r Flüchtling­e in ihrer Zuständigk­eit“, erklärt Sprecher KarlHeinz Meyer. Ein nach Landkreise­n differenzi­ertes Zahlenmate­rial könne er nicht zur Verfügung stellen. „Schwabenwe­it fallen aktuell rund 2800 abgelehnte Flüchtling­e aus den sicheren Herkunftss­taaten (Westbalkan­staaten, Senegal, Ghana), Georgien, der Ukraine, Afghanista­n, Marokko, Algerien und Tunesien in unsere Zuständigk­eit“, führt Meyer aus.

Man kann die Zahlen aber auf den Landkreis umrechnen: Wenn man davon ausgeht, dass in Schwaben rund 1,846 Millionen Menschen leben, so kommen umgerechne­t auf die rund 140 400 Unterallgä­uer etwa 213 abgelehnte, geduldete Flüchtling­e aus denjenigen Staaten, für die die ZAB zuständig ist.

Das ergibt mit den abgelehnte­n Asylbewerb­ern des Landratsam­ts rund 250 Menschen.

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