Asyl: Was die Statistik erfasst – und was nicht
Warum Antworten auf die Frage zur Anzahl der Flüchtlinge im Landkreis Unterallgäu gar nicht so einfach sind
Vor ein, zwei Jahren war mehrmals in der Woche von aktuellen Flüchtlingszahlen zu hören und zu lesen. Es ist noch gar nicht so lange her, da standen Behörden und Helfer jeden Tag aufs Neue vor der schwierigen Aufgabe, zahlreiche soeben angekommene Asylbewerber auf die Unterkünfte im Landkreis zu verteilen und zu betreuen. Inzwischen ist es etwas stiller um das Thema geworden. Wie ist die aktuelle Lage? Das wollten wir vom Landratsamt Unterallgäu und der Regierung von Schwaben wissen.
Wie viele Flüchtlinge leben momentan im Landkreis?
In den Unterallgäuer Gemeinschaftsunterkünften und den dezentralen Unterkünften leben derzeit insgesamt 1326 Menschen, heißt es aus dem Landratsamt. In dieser Zahl sind auch die unbegleiteten Minderjährigen enthalten, die in eigenen Unterkünften leben, sowie diejenigen Asylbewerber, die privat untergekommen sind. Nicht enthalten sind anerkannte Flüchtlinge, die bereits eine private Wohnung gefunden haben. Hierzu hat das Landratsamt keine Statistik. Auch die 2016 bei der Regierung von Schwaben eingerichtete Zentrale Ausländerbehörde (ZAB) hat kein Datenmaterial zu den anerkannten Flüchtlingen im Unterallgäu, da sie für die ausreisepflichtigen Personen zuständig sei, erklärt Sprecher Karl-Heinz Meyer.
Wie viele Flüchtlinge leben in den Unterkünften in den einzelnen Gemeinden? Wie viele davon befinden sich noch im laufenden Verfahren, wie viele sind schon anerkannt?
Eine Antwort darauf, gibt die nebenstehende Tabelle. In Babenhausen sind beispielsweise insgesamt 58 Flüchtlinge untergebracht. Zwölf von ihnen sind inzwischen anerkannte Flüchtlinge, leben aber immer noch in einer Unterkunft und werden deshalb „Fehlbeleger“genannt, weil sie eigentlich schon ausziehen hätten müssen. Eine Wohnung zu finden, ist für Flüchtlinge aber häufig schwierig, so das Landratsamt.
Bei 46 Menschen im Fuggermarkt handelt es sich um Asylbewerber, die sich noch im laufenden Verfahren befinden (hier steht eine Entscheidung, ob sie bleiben dür- fen, also noch aus) oder die bereits abgelehnt wurden, aber immer noch hier leben, also „geduldet“sind. Laut Landratsamt wird in der Statistik nicht zwischen beiden Gruppen unterschieden.
Wie viele abgelehnte, aber noch geduldete Flüchtlinge gibt es hier?
Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Der Grund: Nach einem negativen Asylverfahren entscheidet die Staatsangehörigkeit darüber, welche Behörde für den Flüchtling zuständig ist. Die Zentrale Ausländerbehörde Schwaben (ZAB) ist zum Beispiel für Personen aus Afghanistan, dem Senegal, den Balkan-Staaten, der Ukraine, Georgien und den Maghreb-Staaten – also Tunesien, Algerien, Marokko – zuständig.
Für die restlichen Personen ist wiederum die Ausländerbehörde am Landratsamt Unterallgäu zuständig – hier laufen nach Auskunft der Behörde derzeit 40 Fälle von abgelehnten, aber noch geduldeten Flüchtlingen. Diese Zahl ist laut Landratsamtssprecherin Eva Büchele aber wenig aussagekräftig, weil der Behörde die Fall-Zahl der ZAB nicht bekannt ist.
Eine diesbezügliche Nachfrage bei der zuständigen Regierung von Schwaben, die für die ZAB Auskünfte erteilt, bringt wenig aussagekräftige Ergebnisse – zumindest, was den Landkreis Unterallgäu betrifft. „Die ZAB hat eine Vielzahl abgelehnter Flüchtlinge in ihrer Zuständigkeit“, erklärt Sprecher KarlHeinz Meyer. Ein nach Landkreisen differenziertes Zahlenmaterial könne er nicht zur Verfügung stellen. „Schwabenweit fallen aktuell rund 2800 abgelehnte Flüchtlinge aus den sicheren Herkunftsstaaten (Westbalkanstaaten, Senegal, Ghana), Georgien, der Ukraine, Afghanistan, Marokko, Algerien und Tunesien in unsere Zuständigkeit“, führt Meyer aus.
Man kann die Zahlen aber auf den Landkreis umrechnen: Wenn man davon ausgeht, dass in Schwaben rund 1,846 Millionen Menschen leben, so kommen umgerechnet auf die rund 140 400 Unterallgäuer etwa 213 abgelehnte, geduldete Flüchtlinge aus denjenigen Staaten, für die die ZAB zuständig ist.
Das ergibt mit den abgelehnten Asylbewerbern des Landratsamts rund 250 Menschen.