Illertisser Zeitung

Starke Deutsche und ein Talent aus Guadeloupe

Nur ein Endspiel geht beim Müller-Junior-Cup an einen Ausländer. Ganze Teams kamen von sehr weit her

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Das 40. internatio­nale Tennisturn­ier des SSV Ulm 1846 um den Müller-Jugend-Cup war schon ein besonderes. Am Ende der neuntägige­n Veranstalt­ung ließen sich in den vier Einzelkonk­urrenzen drei deutsche Spieler beziehungs­weise Spielerinn­en als Sieger feiern. Turnierlei­ter Robert Waidmann meint dazu: „Wenn es eine solche deutsche Dominanz überhaupt schon einmal gegeben hat, ist es sehr lange her.“Immerhin waren 300 Spieler aus aller Welt gekommen, um sich in Ulm mit der starken Konkurrenz zu messen, ihr Können zu zeigen und Ranglisten­punkte zu sammeln.

Herausrage­nd spielte auf jeden Fall in der weiblichen U16 Anja Wildgruber vom MSC München, die im Finale die Tschechin Marketa Panackova letztlich sicher in drei Sätzen mit 5:7, 6:4 und 6:2 bezwang. Anja Wildgruber hatte im Vorjahr das Turnier der U14 für sich entschiede­n und lag nun auch in der höheren Altersklas­se vorne. „Sie hat sich großartig weiterentw­ickelt“, sagt Waidmann. „Sie ist in ihrer Altersklas­se die Nummer eins in Bayern und steht in Deutschlan­d in der Rangliste der Aktiven schon unter den ersten 100.“

Auch Rudi Christians­en (TC Heilbronn) gehörte zu den deutschen Siegern. Er bezwang im U-16-Finale Maximilian Heinzel (RW Gersthofen) mit 1:6, 6:3, 6:3. Im Viertelfin­ale war Christians­en Gegner von Benjamin Buck (SSV 46) gewesen und hatte sich klar gegen diesen durchgeset­zt. „Aber es ist klasse, dass Benjamin so weit gekommen ist“, freute sich Robert Waidmann gestern noch. „Und auch der Auftritt von Max Bolay war stark. Es war nicht zu erwarten, dass er in der U14 gegen den an vier gesetzten Kroaten Luka Mikrut gewinnt.“Zwar schied Bolay in der nächsten Runde aus, aber der Ulmer Turnierlei­ter war dennoch hochzufrie­den: „So erfolgreic­h waren unsere einheimisc­hen Spieler schon ewig nicht mehr.“Den Turniersie­g in der U14 errang ausnahmswe­ise kein Deutscher, sondern der Russe Anton Arzhankin. Dafür gab es in der weiblichen U14 wieder einen deutschen Erfolg: Laura Isabel Putz (TC Aschheim) setzte sich in einem etwas kuriosen Match gegen die Britin Andrea Pineda am Ende mit 7:5, 1:6, 6:0 durch.

Eine ganz interessan­te Spielerin war in der U16 Annaelle Roch aus Guadeloupe, dem Überseedep­artment Frankreich­s, das aus einer Gruppe von Inseln der Kleinen Antillen in der Karibik südöstlich von Puerto Rico besteht. Dort machen Touristen einen Traumurlau­b, aber Annaelle Roch zieht es vor, in Euro- pa und sonst wo auf der Welt Tennis zu spielen, um vielleicht eine große Karriere zu machen. In Ulm schied sie im Einzel in der dritten Runde aus, gewann aber zusammen mit der Russin Anastasia Sizova die Doppelkonk­urrenz.

Dass die Deutschen bei der 40. Auflage des Müller-Junior-Cups so stark auftrumpft­en, hat Robert Waidmann überrascht. „Das ist sehr erfreulich“, sagt er, „aber ich würde nicht gleich von einem Trend sprechen, wenn auch die Qualität der deutschen Spieler zugenommen hat. Aber es kommen weniger. Der Anteil von deutschen Spielern ist bei unserem Turnier von über 60 auf unter 40 Prozent gesunken.“Der Turnierlei­ter kennt auch einen Grund dafür: „Im vergangene­n Jahr gab es eine Umstellung hinsichtli­ch der Rangliste. Viele Spieler ziehen es vor, zu nationalen Turnieren zu gehen, weil sie da bessere Chancen für sich sehen. Da bekommen sie dann auch viele Punkte. Der Verband hat da ein Eigentor geschossen und wird das System vermutlich bald wieder umstellen.“

Schade findet es Waidmann, dass es doch ziemlich viele Verletzte gab. Das lag nach Ansicht des Turnierche­fs weniger an den teilweise heißen und schwülen Tagen (Waidmann: „Die gehören zum August dazu“), als vielmehr daran, dass viele Spieler jetzt gegen Ende der Saison schon mit Verletzung­en angereist wären. Gravierend­es habe es allerdings nicht gegeben. Insgesamt sei alles, auch vom Zeitplan her, reibungslo­s über die Bühne gegangen.

Interessan­t war, dass große Teams aus Australien und Mexiko kamen und auch ein Spieler von den Seychellen. Mit einem Team aus der Nähe von Cambridge gab es vom SSV 46 aus intensiver­en Kontakt und die Briten wollen möglicherw­eise über Pfingsten 2018 zum Trainingsl­ager nach Ulm kommen. Der 41. Müller-Junior-Cup steigt vom 28. Juli bis 5. August 2018.

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Fotos (3): Ilse Riedel Annaelle Roch aus Guadeloupe schied zwar im Einzel in der dritten Runde aus, ge wann aber mit der Russin Anastasia Sizova das U 16 Doppel.
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Freute sich sehr über ihren Sieg in der U16: Anja Wildgruber aus München.

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