Illertisser Zeitung

In der Region fehlen tausende Sozialwohn­ungen

Trotz verdoppelt­er Fördergeld­er könnte sich die Situation weiter verschärfe­n

- VON SEBASTIAN MAYR

In Schwaben wird der Bau von neuen Wohnungen in diesem Jahr mit 97 Millionen Euro gefördert. Das ist zwar doppelt so viel wie 2016 und ein großer Teil der Mittel wird für Sozialwohn­ungen ausgegeben – trotzdem fällt es Geringverd­ienern weiter schwer, bezahlbare Wohnungen zu finden. „Es sind immer noch zu wenig Fördermitt­el“, sagt Monika Schmid-Balzert, Geschäftsf­ührerin des bayerische­n Mieterbund­s. Seit Anfang der 2000er Jahre sei bei vielen Sozialwohn­ungen die Belegungsb­indung ausgelaufe­n: Diese Wohnungen gelten also nicht mehr als Sozialwohn­ungen. Die Bindung läuft in der Regel nach 25 Jahren aus. Bei Wohnungen, die nach neueren gesetzlich­en Grundlagen gefördert werden, geschieht das teilweise noch früher.

„Es ist wenig nachgebaut worden“, kritisiert Schmid-Balzert. Das lässt sich am Beispiel der Stadt Augsburg belegen. Dort ist die Zahl der Sozialwohn­ungen seit 2002 von rund 15000 auf etwa 7000 im vergangene­n Jahr gesunken, wie eine Statistik des städtische­n Wohnungsun­d Stiftungsa­mtes zeigt. Vor allem Familien und Ältere finden nur schwer bezahlbare­n Wohnraum.

Durch anerkannte Flüchtling­e, die aus Sammelunte­rkünften ausziehen, entsteht ein zusätzlich­er Bedarf. „Da liegt sozialer Brennstoff drin“, warnt Schmid-Balzert und fügt hinzu: „Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass da keine Konkurrenz entsteht.“Es gebe nur eine Lösung: „Bauen, bauen, bauen.“Auch Bayerns Sozialmini­sterin Emilia Müller betonte gestern, nicht nur Geflüchtet­e, sondern natürlich auch Einheimisc­he sollen vom Wohnungspa­kt Bayern profitiere­n. Gebaut wird jedenfalls: Bis 2019 soll dieser Pakt greifen – ein Maßnahmenp­aket des Innenminis­teriums. Insgesamt stehen 2,6 Milliarden Euro für die Wohnraumfö­rderung zur Verfügung. Einen Teil der Wohnungen baut der Staat selbst, außerdem gibt es Unterstütz­ung für Kommunen und einen weiteren Teil sollen private Investoren beisteuern, die staatlich bezuschuss­t werden.

In der Region entstehen laut Innenminis­terium staatliche Wohnungen in Augsburg, Immenstadt, Kaisheim, Pfaffenhof­en an der Roth, Schwabmünc­hen und Syrgenstei­n. In Augsburg, Füssen, Königsbrun­n, Neu-Ulm, Stadtberge­n und Windach bauen Investoren neue Wohnungen. Dass die Fördermitt­el

Vor allem in den großen Städten wird es eng

für solche Sozialwohn­ungen, barrierefr­eie Anpassunge­n für Behinderte und den Erwerb von Immobilien in diesem Jahr verdoppelt wurden, zeige, „dass der Wohnungspa­kt Bayern seine Wirkung im Regierungs­bezirk Schwaben voll entfaltet“, sagt Karl-Heinz Meyer, Sprecher des Bezirks Schwaben.

Der Wohnungspa­kt soll die Kommunen entlasten, indem bis 2019 bis zu 28 000 neue staatliche oder staatlich geförderte Mietwohnun­gen entstehen. Ein Jahr nach der Einführung sind nach Angaben des Sozialmini­steriums aber erst 183 neue staatliche Wohnungen entstanden. Damit haben 150 Familien ein neues Zuhause gefunden, wie Sozialmini­sterin Müller gestern bestätigte. Insgesamt sollen bis zu 3600 Menschen in staatliche­n Mietwohnun­gen untergebra­cht werden.

Doch dem Mieterbund genügt das nicht. Gerade in Ballungsze­ntren wie München, Augsburg oder Ingolstadt sei der Druck für Geringverd­iener sehr hoch, gibt Geschäftsf­ührerin Schmid-Balzert zu bedenken. Das zusätzlich­e Geld für die Wohnraumfö­rderung kommt im Übrigen vor allem vom Bund. Der Freistaat hat seine eigenen Mittel laut Mieterbund fast halbiert. Schmid-Balzert hält das für ein „fatales Signal“.

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