Mit Gülle zum Erfolg
Die Firma Möscha stellt in Schalkshofen Gülleverteiler her – und liefert diese in die ganze Welt aus. Doch ausgerechnet in Deutschland könnte das Geschäft jäh enden
Immer wieder schneidet die gleißende Flamme des Schweißgeräts durch den Stahl. Was da gerade aus dem heißen Metall entsteht, ist noch nicht ersichtlich. Doch selbst wenn das Teil fertig ist, werden Laien nur schwer erkennen können, wozu es gut ist. Denn die Schalkshofer Firma Möscha stellt Gülleverteiler her, also das Gerät, das die Jauche aus einem Fass auf dem Acker oder der Wiese verteilt.
Der Gründer von Möscha ist Helmut Mößmer. Aus seinem Namen und dem Ortsnamen Schalkshofen setzt sich der Firmennamen Möscha zusammen. Als Landwirt gehörte auch Gülleausbringen zu Mößmers Aufgaben. Er verwendete die damals gängige Technik, bei der der Güllestrahl aus dem Fass auf ein Metallteil prallt und über den Boden spritzt. Zufrieden war Mößmer damit allerdings nicht. Weil die Gülle nicht gleichmäßig genug verteilt worden sei, begann er zu tüfteln und eine bessere Lösung zu suchen. Zugutekam ihm dabei seine Ausbildung als Automateneinrichter – was in etwa dem heutigen Zerspanungsmechaniker entspricht. Mößmers Apparat funktioniert ähnlich wie die frühere Technik, doch sein Schwenkkopfverteiler pendelt zudem noch hin und her. Im Endeffekt bedeutet das eine bessere Verteilung und eine breitere Arbeitsfläche. 1983 meldete Mößmer das Patent für seine Erfindung an. 1991 stellte er sein Produkt schließlich erstmals auf der Messer Agritechnika vor.
Was dann folgte, kann durchaus als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Heute verwenden rund 25 000 Landwirte in Deutschland die Möscha-Technik. Mößmers Schwiegersohn und Nachfolger als Firmenchef, Michael Gutter, sagt: „Bei uns in der Gegend ist der Möscha-Verteiler der Standard.“Doch auch die Politik mischt sich in das Thema Gülle ein und stellt die Schalkshofer Firma vor eine Herausforderung.
Gefördert werden derzeit bodennahe Ausbringungstechniken, beispielsweise Schleppschlauch- oder Schleppschuhverteiler. Mit diesen Geräten wird die Jauche in langen Linien auf dem Boden verteilt. Manche der neuen Maschinen arbeiten die Gülle direkt in den Boden ein. Methoden, bei denen der natürliche Dünger über dem Acker oder der Wiese verspritzt wird, sind in Deutschland zum Teil schon verboten. Damit soll erreicht werden, dass die Amoniak- und Nitrat-Belastung möglichst gering gehalten wird. Wenn die Politiker an ihren Plänen festhalten, könnte auch die Ära des Möscha-Verteilers in Deutschland zu Ende gehen. Denn dann könnte es sein, dass diese ab 2020 auf Ackerland und ab 2025 auf Wiesen zum Großteil (die Bundesländer können noch Ausnahmeregelungen festlegen) verboten werde. Eine Entscheidung, die die Familie Mößmer nicht nachvollziehen könnte.
Die neue Technik sei nur auf den ersten Blick besser. Ein Nachteil wäre zum Beispiel die starke Bodenverdichtung, die durch das hohe Gewicht der neuen Maschinen zustande komme, erklärt Gutter. Schlauchverteiler seien außerdem sehr große und damit auch teure Maschinen. Gerade kleine landwirtschaftliche Betriebe könnten sich das nicht leisten. Sie wären gezwungen, Lohnunternehmer zu beauftragen und würden damit ein Stück Eigenständigkeit verlieren. Das wäre auch für die Umwelt schlecht. Gutter erklärt, beim umweltschonenden Düngen sei auch der richtige Zeitpunkt entscheidend. „Ein Lohnunternehmer kommt aber dann, wann er Zeit hat und nicht immer gerade dann, wenn das Wetter passt.“Eine der möglichen Konsequenzen daraus sei, dass die Gülle an der Oberfläche antrocknet und so möglicherweise in das Tierfutter gelangt. Dazu kommt noch, dass die schwerfälligen neuen Maschinen gar nicht überall eingesetzt werden könnten. „Schwierig wird es beispielsweise an Hanglagen, wie es sie etwa im Allgäu oft gibt“, sagt Gutter.
Doch der Geschäftsführer stellt auch fest: „Als kleiner Betrieb können wir die Politik nicht steuern.“Er glaubt dennoch weiter an die ZuTechnik kunft der Firma Möscha. Sein Fokus richtet sich nun auf das Ausland als Absatzmarkt. In Norwegen habe Möscha zum Beispiel eine Kooperation mit einem Güllefasshersteller. In Irland kümmert sich ein Landwirt um den Vertrieb vor Ort. Im vergangenen Jahr gingen schon Lieferungen nach Neuseeland, China, Südafrika und Argentinien.
Die Produktion soll weiterhin auf dem ehemalige Bauernhof der Familie Mößmer in Schalkshofen stattfinden. Dort werden die Gülleverteiler in reiner Handarbeit gefertigt. Ob schneiden, biegen, stanzen, bohren oder schweißen, die derzeit elf Mitarbeiter machen alles selbst. Wohlwissend, dass das Ergebnis ihrer Arbeit am anderen Ende der Welt landen könnte.