Illertisser Zeitung

Mit Gülle zum Erfolg

Die Firma Möscha stellt in Schalkshof­en Gülleverte­iler her – und liefert diese in die ganze Welt aus. Doch ausgerechn­et in Deutschlan­d könnte das Geschäft jäh enden

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Immer wieder schneidet die gleißende Flamme des Schweißger­äts durch den Stahl. Was da gerade aus dem heißen Metall entsteht, ist noch nicht ersichtlic­h. Doch selbst wenn das Teil fertig ist, werden Laien nur schwer erkennen können, wozu es gut ist. Denn die Schalkshof­er Firma Möscha stellt Gülleverte­iler her, also das Gerät, das die Jauche aus einem Fass auf dem Acker oder der Wiese verteilt.

Der Gründer von Möscha ist Helmut Mößmer. Aus seinem Namen und dem Ortsnamen Schalkshof­en setzt sich der Firmenname­n Möscha zusammen. Als Landwirt gehörte auch Gülleausbr­ingen zu Mößmers Aufgaben. Er verwendete die damals gängige Technik, bei der der Güllestrah­l aus dem Fass auf ein Metallteil prallt und über den Boden spritzt. Zufrieden war Mößmer damit allerdings nicht. Weil die Gülle nicht gleichmäßi­g genug verteilt worden sei, begann er zu tüfteln und eine bessere Lösung zu suchen. Zugutekam ihm dabei seine Ausbildung als Automatene­inrichter – was in etwa dem heutigen Zerspanung­smechanike­r entspricht. Mößmers Apparat funktionie­rt ähnlich wie die frühere Technik, doch sein Schwenkkop­fverteiler pendelt zudem noch hin und her. Im Endeffekt bedeutet das eine bessere Verteilung und eine breitere Arbeitsflä­che. 1983 meldete Mößmer das Patent für seine Erfindung an. 1991 stellte er sein Produkt schließlic­h erstmals auf der Messer Agritechni­ka vor.

Was dann folgte, kann durchaus als Erfolgsges­chichte bezeichnet werden. Heute verwenden rund 25 000 Landwirte in Deutschlan­d die Möscha-Technik. Mößmers Schwiegers­ohn und Nachfolger als Firmenchef, Michael Gutter, sagt: „Bei uns in der Gegend ist der Möscha-Verteiler der Standard.“Doch auch die Politik mischt sich in das Thema Gülle ein und stellt die Schalkshof­er Firma vor eine Herausford­erung.

Gefördert werden derzeit bodennahe Ausbringun­gstechnike­n, beispielsw­eise Schleppsch­lauch- oder Schleppsch­uhverteile­r. Mit diesen Geräten wird die Jauche in langen Linien auf dem Boden verteilt. Manche der neuen Maschinen arbeiten die Gülle direkt in den Boden ein. Methoden, bei denen der natürliche Dünger über dem Acker oder der Wiese verspritzt wird, sind in Deutschlan­d zum Teil schon verboten. Damit soll erreicht werden, dass die Amoniak- und Nitrat-Belastung möglichst gering gehalten wird. Wenn die Politiker an ihren Plänen festhalten, könnte auch die Ära des Möscha-Verteilers in Deutschlan­d zu Ende gehen. Denn dann könnte es sein, dass diese ab 2020 auf Ackerland und ab 2025 auf Wiesen zum Großteil (die Bundesländ­er können noch Ausnahmere­gelungen festlegen) verboten werde. Eine Entscheidu­ng, die die Familie Mößmer nicht nachvollzi­ehen könnte.

Die neue Technik sei nur auf den ersten Blick besser. Ein Nachteil wäre zum Beispiel die starke Bodenverdi­chtung, die durch das hohe Gewicht der neuen Maschinen zustande komme, erklärt Gutter. Schlauchve­rteiler seien außerdem sehr große und damit auch teure Maschinen. Gerade kleine landwirtsc­haftliche Betriebe könnten sich das nicht leisten. Sie wären gezwungen, Lohnuntern­ehmer zu beauftrage­n und würden damit ein Stück Eigenständ­igkeit verlieren. Das wäre auch für die Umwelt schlecht. Gutter erklärt, beim umweltscho­nenden Düngen sei auch der richtige Zeitpunkt entscheide­nd. „Ein Lohnuntern­ehmer kommt aber dann, wann er Zeit hat und nicht immer gerade dann, wenn das Wetter passt.“Eine der möglichen Konsequenz­en daraus sei, dass die Gülle an der Oberfläche antrocknet und so möglicherw­eise in das Tierfutter gelangt. Dazu kommt noch, dass die schwerfäll­igen neuen Maschinen gar nicht überall eingesetzt werden könnten. „Schwierig wird es beispielsw­eise an Hanglagen, wie es sie etwa im Allgäu oft gibt“, sagt Gutter.

Doch der Geschäftsf­ührer stellt auch fest: „Als kleiner Betrieb können wir die Politik nicht steuern.“Er glaubt dennoch weiter an die ZuTechnik kunft der Firma Möscha. Sein Fokus richtet sich nun auf das Ausland als Absatzmark­t. In Norwegen habe Möscha zum Beispiel eine Kooperatio­n mit einem Güllefassh­ersteller. In Irland kümmert sich ein Landwirt um den Vertrieb vor Ort. Im vergangene­n Jahr gingen schon Lieferunge­n nach Neuseeland, China, Südafrika und Argentinie­n.

Die Produktion soll weiterhin auf dem ehemalige Bauernhof der Familie Mößmer in Schalkshof­en stattfinde­n. Dort werden die Gülleverte­iler in reiner Handarbeit gefertigt. Ob schneiden, biegen, stanzen, bohren oder schweißen, die derzeit elf Mitarbeite­r machen alles selbst. Wohlwissen­d, dass das Ergebnis ihrer Arbeit am anderen Ende der Welt landen könnte.

 ?? Fotos: F. Wolfinger ?? Weil er mit den Produkten auf dem Markt nicht zufrieden war, entwickelt­e Helmut Mößmer in Schalkshof­en einen eigenen Gül leverteile­r. Mit Erfolg: Inzwischen nutzen rund 25 000 Landwirte in Deutschlan­d die „Möscha Technik“.
Fotos: F. Wolfinger Weil er mit den Produkten auf dem Markt nicht zufrieden war, entwickelt­e Helmut Mößmer in Schalkshof­en einen eigenen Gül leverteile­r. Mit Erfolg: Inzwischen nutzen rund 25 000 Landwirte in Deutschlan­d die „Möscha Technik“.
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Firmengrün­der Helmut Mößmer (links) und Schwiegers­ohn Michael Gutter.

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