Gut Holz in der Vöhlinstadt
Die Kampagne „Illertissen pflanzt“geht zu Ende. Die Gutscheine zum Kauf von Bäumen wurden fast alle verteilt – das zeigt sich in so manchem Garten. Was noch zu tun bleibt
In vielen Gärten der Vöhlinstadt könnte es bald sprießen: Das ist das Fazit der Aktion „Illertissen pflanzt“, mit der Klimaschutzmanager Simon Ziegler zufrieden ist: „Das Interesse war da“, sagt er beim Blick in einen nahezu leeren Karton auf seinem Schreibtisch. Fast alle 100 Gutscheine zum Kauf von Bäumen wurden verteilt, nur zwei sind aktuell noch übrig. Sie können noch abgeholt werden: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, sagt Ziegler. Ansonsten sei die Kampagne weitgehend beendet – ganz allerdings noch nicht. Denn einiges bleibt zu tun.
Seit März konnten Bürger aus Illertissen die Wertmarken über 20 Euro im Rathaus erhalten und bei der Baumschule Stölzle beim Kauf eines Gehölzes einlösen. 98 wurden abgeholt, 62 bislang verwendet. Wählen konnten die Teilnehmer aus 24 Baumarten, darunter Weißdorn, Feldahorn, Winterlinde und mehrere Obstbaumsorten. Letztere waren besonders gefragt, weiß Ziegler: Ein Großteil der Neubaumbesitzer wählte Kirsche, Apfel, Zwetschge und Co. Dabei galt: Baum ist nicht gleich Baum.
Denn Zierpflanzen wie etwa Kugelahorne, die in vielen Vorgärten zu sehen sind, weil sie es – regelmäßig gestutzt – kaum zu stattlicher Größe bringen, sollten durch „Illertissen pflanzt“nicht bezuschusst werden. „Wir wollten richtige Bäume“, sagt Klimaschutzbeauftragter Ziegler. Zur Auswahl standen deshalb auch „Klassiker“wie Stadtlinde und Walnuss. Sie werden mehrere Meter hoch (und breit) – weshalb ein geeigneter Standort gefunden werden müsse. Die Nachfrage sei hier gering ausgefallen, sagt Ziegler. In einem Stadtgarten machten solche Kolosse nicht unbedingt Sinn.
Dennoch sei das Ziel der Aktion erreicht worden: Bei den Bürgern das Bewusstsein für die Umwelt zu schärfen – und mehr Bäume in der Stadt zu haben. Noch mehr. Denn was Grünflächen angeht, gibt Illertissen ein gutes Vorbild ab: Die städtischen Gärtner betreuen rund 6000 Bäume, die pro Tag insgesamt etwa 36 Tonnen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid binden und im Gegenzug rund 30 Tonnen Sauerstoff abgeben, heißt es. Bäume seien für ein gutes Klima unerlässlich, betont Ziegler. Und fügt hinzu: „Und außerdem sind sie schön.“
Vonseiten der Stadt geht man mit gutem Beispiel voran: Im Frühjahr wurden laut Ziegler rund 30 neue Bäume ausgebracht, im Herbst sol- len im neuen Baugebiet in Betlinshausen noch einmal 30 bis 40 dazukommen.
Geht es nach dem Klimaschutzmanager, sollen die Bürger dem nacheifern – und eine Liebe zu Bäumen entwickeln. Das äußere sich nach Zieglers Ansicht etwa daran, dass gemeldet wird, wenn ein Baum verschwindet. Zum Beispiel in einem Wohngebiet, wo das Gehölz aus Sicht von manchem zu viel Schatten oder zu viel Laub wirft. Momentan würden allerdings vor allem störende Gehölze moniert, so Ziegler. „Hier sollte ein Umdenken stattfinden.“Auch dazu wollte die Aktion „Illertissen pflanzt“beitragen. Sie wurde deshalb begleitet von einer Infobroschüre zum Pflanzen und zur Pflege von Bäumen. Darin finden sich auch Tipps, wie Laub sinnvoll verwendet werden kann, zum Beispiel bei der Anlage von Hochbeeten.
Ganz vorbei ist die Kampagne noch nicht: 36 verteilte Gutscheine wollen noch eingelöst und die Bäume eingesetzt werden. „Das machen die Leute wohl im Herbst“, vermutet Ziegler. Denn der Hochsommer werde von vielen nicht als klassische Zeit für Pflanzungen angesehen.
Ob es im Jahr 2018 mit „Illertissen pflanzt“weitergeht, ist unklar. „Vielleicht machen wir auch etwas ganz anderes“, sagt Ziegler. Man wolle aber dranbleiben. Schließlich solle Illertissen stetig grüner werden. Noch grüner.
Wer sich für einen der letzten Gutscheine interessiert, kann bei Si mon Ziegler im Rathaus vorbeischauen (Zimmer 001); werktags von 9 bis 12 Uhr, am Mittwoch auch von 14 bis 18 Uhr.
Auch wenn sich der Klimawandel durch ein paar neue Bäumchen sicher nicht aufhalten lässt: Die Aktion „Illertissen pflanzt“war trotzdem eine gute Idee. Denn letztlich ging es darum, das Umweltbewusstsein der Menschen zu schärfen. Dazu wurden Gutscheine für die Anschaffung von Bäumen verteilt. Das kam an: Bis auf zwei wurden alle 100 Wertmarken abgeholt. Und ganz nebenbei bekamen die Teilnehmer zu hören, wie wichtig Bäume für das ökologische System sind: Pflanzen nehmen das Gas Kohlenstoffdioxid auf – das für Treibhauseffekt und damit Klimaerwärmung verantwortlich gemacht wird – und wandeln es in Sauerstoff um. Klar, das Ganze dürfte den meisten nicht neu sein. Davon hat man schon im Kindergartenalter gehört, fortan vermutlich noch viele, viele weitere Male. Bei so manchem dürften die wiederholten Mahnungen zur Baumliebe gerade noch ein müdes Lächeln auslösen. Aber das ist gefährlich, denn die Botschaft ist wichtig.
Unsere natürlichen Ressourcen sind begrenzt und global betrachtet werden sie vielerorten viel zu schnell und auch zu rücksichtlos verbraucht. Abbauen, abholzen, zubetonieren: Wo im Zeichen wirtschaftlichen Wachstums so verfahren wird, besteht die Gefahr, dass die Natur sprichwörtlich auf der Strecke bleibt. Soll die Erde auch in einigen Jahrzehnten noch so aussehen, wie wir sie heute kennen, sind Gegenbewegungen dringend angeraten. Sich das regelmäßig bewusst zu machen, ist sicher kein Fehler. Dann besteht immerhin eine Chance, sein Handeln entsprechend auszurichten, zum Beispiel beim nächsten Autokauf. Doch predigen alleine bringt nicht unbedingt einen Lerneffekt: Anreize bieten wohl nachhaltigere Denkanstöße – bei „Illertissen pflanzt“ist es das neue Bäumchen im eigenen Garten.
Noch ist nicht sicher, ob die Aktion im kommenden Jahr wiederholt wird. Illertissen stünde das sicher gut zu Gesicht – auch wenn sonst in Sachen Grünflächen schon viel getan wird. Hier könnte die Stadt ihre Vorbildfunktion ausbauen.
Wie Laub sinnvoll verwendet werden kann