Illertisser Zeitung

Wirbel um stürmische Theater Aufführung

Die Schwabenbü­hne spielte trotz eines Unwetters – damit hatten einige Besucher wohl nicht gerechnet

- VON JENS CARSTEN

Dunkle Wolken am Himmel, kräftige Windböen und Blitze: So hat sich das Wetter am vergangene­n Freitagabe­nd in der Region präsentier­t. Und damit eigentlich passend zum Stück „Der Sturm“, das die Illertisse­r Schwabenbü­hne an jenem Tag zum vorletzten Mal aufführte. Wie im Sommer üblich unter freiem Himmel – trotz des Unwetters: „Wir haben gespielt“, sagt Dirk Tiefenbach, der Vorsitzend­e des Theaterver­eins. Schön sei das allerdings nicht gewesen: „Es hat bis zur Pause ziemlich geschüttet.“Man habe den Auftritt nicht ausfallen lassen wollen – denn in der Spielzeit war zuvor schon einer abgesagt worden. So trotzen die Mimen an jenem Abend den widrigen Umständen und zeigten ihre Version des Shakespear­e-Stücks.

Damit hatten einige Besucher offenbar nicht gerechnet: Sie hatten sich Karten gekauft und waren dann – beim Blick in den düsteren Himmel – nicht zur Aufführung gekommen. Letztlich zu ihrem Nachteil, denn sie verpassten das Stück. So wie eine Frau aus Roggenburg: „Ich bin felsenfest davon ausgegange­n, dass es abgesagt wird“, sagt die Rentnerin, die abends die Fahrt nach Illertisse­n im Auto bereits angetreten hatte, dann aber unterwegs umkehrte. „Das Gewitter war wirklich heftig.“Eine Zumutung für die Frau, die nach eigenem Bekunden an einer schweren und schmerzhaf­ten Verletzung am Fuß leidet und deshalb nicht weit und nur langsam laufen kann. „Auf dem Weg vom Parkplatz zur Bühne wäre ich pitschnass geworden.“Die Umkehr nach Roggenburg sei unter diesen Umständen für sie die einzig mögliche Wahl gewesen.

Doch es wurde gespielt – und das sorgte im Nachgang für große Ernüchteru­ng bei der Frau. Insgesamt 33 Euro hatte die Rentnerin für zwei Tickets (zum ermäßigten Preis) bezahlt. Und zwar, wie sie sagt, von ihrem ohnehin recht knappen Einkommen. Tags darauf trug sie ihre Notlage bei der Schwabenbü­hne vor und bat darum, doch am Samstag (der letzte Aufführung­stag) eingelasse­n zu werden, gewisserma­ßen als Ersatz. Sie wisse, dass sie darauf kein Recht hatte (denn ungenutzte Karten verfallen), doch sie habe auf Kulanz gehofft. „Die Schauspiel­er sollten sich freuen, wenn die Leute gerne kommen. Man hätte uns sicher irgendwo unterbring­en können.“Doch der Wunsch wurde ihr verwehrt. „Ich habe mich geärgert“, sagt die Frau, die das Stück gerne gesehen hätte. Die Nummer des Wettertele­fons habe nicht auf den Karten gestanden, nur die der Ticketagen­tur in Frankfurt.

Für die Ablehnung gibt es laut Dirk Tiefenbach einen Grund: „Das wäre unfair gegenüber allen gewesen, die am Freitag gekommen sind.“90 seien es gewesen, bei 109 verkauften Karten. Falls der Verein eine Ausnahme gewähre, werde dies weitere Bitten nach sich ziehen. Und dann sei man irgendwann so weit, dass viele Karten reserviert würden, aber bei schlechtem Wetter die Plätze leer blieben. „Das können wir uns nicht erlauben“, sagt Tiefenbach. Der Verein sei auf die Einnahmen aus den Ticketverk­äufen dringend angewiesen. So hätten die Vorstandsm­itglieder entschiede­n, die Bitte abzulehnen. Schweren Herzens: „Das tut uns leid“, sagt Tiefenbach. Er wirbt um Verständni­s: „Anders geht es wirklich nicht.“

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Foto: caj Trotz Sturm: Die Schwabenbü­h ne spielte den „Sturm“. Das er warteten nicht alle.
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Foto: Schmid Andrang auf dem Marktplatz: Die Kon zerte waren gut besucht.
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