Abwasser fließt in Naturschutzgebiet
Bei starkem Regen gelangt Schmutz in die Untere Aue. Umweltschützer warnen, die Gemeinde verteidigt sich
Wenn es stark regnet, können schon mal Keller volllaufen oder Böden ausgespült werden. In Senden kämpfen Anwohner mit zusätzlichen Problemen. Grund ist der Mündelbach, der mitten durch das Wohngebiet Illersäge westlich der Iller fließt, das zu Senden gehört. Und der führt nach starken Regengüssen nicht nur Wasser mit sich, sondern auch Abfälle aus der Kanalisation. Da schwimmen ein paar KlopapierStücke und zum Teil auch mal eine Damenbinde das Bächlein entlang.
In den vergangenen Tagen hat es öfter derart heftig geregnet, deswegen hat sich nun auch der Bund Naturschutz eingeschaltet. Vorsitzender Bernd Kurus-Nägele hat ein Protestschreiben an die Gemeinde Illerkirchberg geschickt. Darin moniert er, dass der Mündelbach durch das Abwasser verunreinigt werde – und die Gemeinde nichts dagegen unternehme. Besonders schlimm sei, dass der Bach nicht nur durchs Wohngebiet fließt, sondern später im Naturschutzgebiet Untere Aue versickert – inklusive des verschmutzten Abwassers, wie KurusNägele betont. Das sei „unerträglich“, schreibt er an den Illerkirchberger Bürgermeister Anton Bertele und fordert diesen auf, eine Lösung zu finden. Dieses Verhalten stelle „einen massiven Verstoß gegen geltendes Naturschutzrecht“dar, so Kurus-Nägele in dem Schreiben.
Das Problem betrifft weitgehend das Wohngebiet Illersäge, weil der Mündelbach unterirdisch durch den Ort geführt wird und erst in der Illersäge wieder hervortritt. Obwohl dann auf bayerischem Grund, ist der Illerkirchberger Bürgermeister dafür zuständig.
„Das Problem ist seit Jahren bekannt“, sagt Bürgermeister Bertele auf Nachfrage unserer Zeitung. Er erklärt die schwierige Situation: Abwasser und Regenwasser aus der Mischkanalisation landen in einem Regenrückhaltebecken, das nach und nach das schmutzige Wasser an die Kläranlage abgibt, damit diese nicht überlastet wird. Starker Regen sei erst mal gut, weil er die Kanäle durchspüle. Aber für zu viel Wasser sei das Regenrückhaltebecken einfach zu klein – „da ist keins groß genug“, sagt Bertele. Wenn das Becken voll ist, fließt das Wasser in einen Überlauf. Und dort liegt das eigentliche Problem. „An diesem Überlauf haben wir alles technisch Mögliche versucht“, sagt Bertele. Mit dem Ergebnis: Es ist nicht zu verhindern, dass das Wasser in seltenen Fällen mal überschwappt – in Illerkirchberg in den Mündelbach.
Reinhold Ranz, Leiter des Fachdienstes Umwelt- und Arbeitsschutz am Landratsamt Alb-DonauKreis, bestätigt, dass ein Rückhaltebecken nicht jeden Starkregen aufhalten kann. „So groß kann keiner bauen“, sagt er. Das Landratsamt stehe seit Jahren in regem Kontakt zur Gemeinde und sei über alle Versuche informiert, an der Situation etwas zu ändern. „Zurzeit ist es nicht anders machbar“, sagt Ranz. In den vergangenen Jahren falle das Problem besonders auf, da es vermehrt zu Starkregen komme. In Illerkirchberg und dem Wohngebiet Illersäge sei die Situation zusätzlich kompliziert: „Eigentlich müsste ein Rückhaltebecken immer am tiefsten Punkt seinen Standort haben – wenn der aber bebaut ist, wirds schwierig“, erklärt Ranz.
Dennoch versuchen Gemeinde und Landratsamt, etwas zu verbessern. „Sollte jemandem etwas einfallen, was es besser macht, prüfen wir das gerne“, sagt Ranz. Dazu hat Bürgermeister Anton Bertele auch Bernd Kurus-Nägele vom Bund Naturschutz aufgefordert. „Sobald der Bund über Kenntnisse zur Lösung der bisher unlösbaren Problematik verfügt, bitte ich, diese uns unverzüglich mitzuteilen“, schreibt Bertele in einer Mail an den Bund.
Dieser bezieht sich in seinem Schreiben vor allem auf die Untere Aue und den „regelmäßigen Eintrag von stark verschmutztem häuslichem Abwasser“. In der Hinsicht beruhigt Michael Angerer, Leiter des Fachbereichs Naturschutz am Landratsamt Neu-Ulm: Vorfälle dieser Art passieren zu selten, als dass der Auwald gefährdet werde. Denn durch die hohen Niederschlagsmengen sei das Abwasser stark verdünnt, bevor es versickert. Und über das ganze Jahr gesehen seien es nur kleine Mengen. „Es ist für das Naturschutzgebiet nicht schön, aber auch nicht dramatisch“, sagt Angerer.