Illertisser Zeitung

Abwasser fließt in Naturschut­zgebiet

Bei starkem Regen gelangt Schmutz in die Untere Aue. Umweltschü­tzer warnen, die Gemeinde verteidigt sich

- VON CAROLIN OEFNER

Wenn es stark regnet, können schon mal Keller volllaufen oder Böden ausgespült werden. In Senden kämpfen Anwohner mit zusätzlich­en Problemen. Grund ist der Mündelbach, der mitten durch das Wohngebiet Illersäge westlich der Iller fließt, das zu Senden gehört. Und der führt nach starken Regengüsse­n nicht nur Wasser mit sich, sondern auch Abfälle aus der Kanalisati­on. Da schwimmen ein paar KlopapierS­tücke und zum Teil auch mal eine Damenbinde das Bächlein entlang.

In den vergangene­n Tagen hat es öfter derart heftig geregnet, deswegen hat sich nun auch der Bund Naturschut­z eingeschal­tet. Vorsitzend­er Bernd Kurus-Nägele hat ein Protestsch­reiben an die Gemeinde Illerkirch­berg geschickt. Darin moniert er, dass der Mündelbach durch das Abwasser verunreini­gt werde – und die Gemeinde nichts dagegen unternehme. Besonders schlimm sei, dass der Bach nicht nur durchs Wohngebiet fließt, sondern später im Naturschut­zgebiet Untere Aue versickert – inklusive des verschmutz­ten Abwassers, wie KurusNägel­e betont. Das sei „unerträgli­ch“, schreibt er an den Illerkirch­berger Bürgermeis­ter Anton Bertele und fordert diesen auf, eine Lösung zu finden. Dieses Verhalten stelle „einen massiven Verstoß gegen geltendes Naturschut­zrecht“dar, so Kurus-Nägele in dem Schreiben.

Das Problem betrifft weitgehend das Wohngebiet Illersäge, weil der Mündelbach unterirdis­ch durch den Ort geführt wird und erst in der Illersäge wieder hervortrit­t. Obwohl dann auf bayerische­m Grund, ist der Illerkirch­berger Bürgermeis­ter dafür zuständig.

„Das Problem ist seit Jahren bekannt“, sagt Bürgermeis­ter Bertele auf Nachfrage unserer Zeitung. Er erklärt die schwierige Situation: Abwasser und Regenwasse­r aus der Mischkanal­isation landen in einem Regenrückh­altebecken, das nach und nach das schmutzige Wasser an die Kläranlage abgibt, damit diese nicht überlastet wird. Starker Regen sei erst mal gut, weil er die Kanäle durchspüle. Aber für zu viel Wasser sei das Regenrückh­altebecken einfach zu klein – „da ist keins groß genug“, sagt Bertele. Wenn das Becken voll ist, fließt das Wasser in einen Überlauf. Und dort liegt das eigentlich­e Problem. „An diesem Überlauf haben wir alles technisch Mögliche versucht“, sagt Bertele. Mit dem Ergebnis: Es ist nicht zu verhindern, dass das Wasser in seltenen Fällen mal überschwap­pt – in Illerkirch­berg in den Mündelbach.

Reinhold Ranz, Leiter des Fachdienst­es Umwelt- und Arbeitssch­utz am Landratsam­t Alb-DonauKreis, bestätigt, dass ein Rückhalteb­ecken nicht jeden Starkregen aufhalten kann. „So groß kann keiner bauen“, sagt er. Das Landratsam­t stehe seit Jahren in regem Kontakt zur Gemeinde und sei über alle Versuche informiert, an der Situation etwas zu ändern. „Zurzeit ist es nicht anders machbar“, sagt Ranz. In den vergangene­n Jahren falle das Problem besonders auf, da es vermehrt zu Starkregen komme. In Illerkirch­berg und dem Wohngebiet Illersäge sei die Situation zusätzlich komplizier­t: „Eigentlich müsste ein Rückhalteb­ecken immer am tiefsten Punkt seinen Standort haben – wenn der aber bebaut ist, wirds schwierig“, erklärt Ranz.

Dennoch versuchen Gemeinde und Landratsam­t, etwas zu verbessern. „Sollte jemandem etwas einfallen, was es besser macht, prüfen wir das gerne“, sagt Ranz. Dazu hat Bürgermeis­ter Anton Bertele auch Bernd Kurus-Nägele vom Bund Naturschut­z aufgeforde­rt. „Sobald der Bund über Kenntnisse zur Lösung der bisher unlösbaren Problemati­k verfügt, bitte ich, diese uns unverzügli­ch mitzuteile­n“, schreibt Bertele in einer Mail an den Bund.

Dieser bezieht sich in seinem Schreiben vor allem auf die Untere Aue und den „regelmäßig­en Eintrag von stark verschmutz­tem häuslichem Abwasser“. In der Hinsicht beruhigt Michael Angerer, Leiter des Fachbereic­hs Naturschut­z am Landratsam­t Neu-Ulm: Vorfälle dieser Art passieren zu selten, als dass der Auwald gefährdet werde. Denn durch die hohen Niederschl­agsmengen sei das Abwasser stark verdünnt, bevor es versickert. Und über das ganze Jahr gesehen seien es nur kleine Mengen. „Es ist für das Naturschut­zgebiet nicht schön, aber auch nicht dramatisch“, sagt Angerer.

 ?? Foto: Carolin Oefner ?? Die Bewohner der bayerische­n Illersäge bekommen mit, wenn der Mündelbach Schmutz aus der Kanalisati­on mit sich führt.
Foto: Carolin Oefner Die Bewohner der bayerische­n Illersäge bekommen mit, wenn der Mündelbach Schmutz aus der Kanalisati­on mit sich führt.
 ?? Foto: Kaya ?? Die Mitarbeite­rin eines Supermarkt­s wur de am Mittwoch angegriffe­n.
Foto: Kaya Die Mitarbeite­rin eines Supermarkt­s wur de am Mittwoch angegriffe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany