Illertisser Zeitung

Als gestandene­r Mann neu bei der Feuerwehr

Der 48-jährige Jürgen Schweiner hat sich den Kellmünzer Löschkräft­en angeschlos­sen. Eine Seltenheit – denn die meisten Anwärter sind jünger. Eigentlich wollte der Stuttgarte­r auch nie beitreten. Warum er seine Meinung änderte

- VON ZITA SCHMID Nachgefrag­t). (siehe

Dass er einmal Feuerwehrm­ann sein werde, habe er sich vor einem Jahr noch nicht vorstellen können, sagt Jürgen Schweiner und lacht. Aber so sei halt das Leben: „Nicht immer geradlinig und für Überraschu­ngen gut.“Kürzlich ist der gebürtige Stuttgarte­r, der seit 2006 in Kellmünz wohnt, als Späteinste­iger der Feuerwehr in Kellmünz beigetrete­n – im Alter von 48 Jahren. Eine Seltenheit, denn für gewöhnlich sind Anwärter jünger

Von Ende Juni bis Mitte Juli hat Schweiner erfolgreic­h einen Grundlehrg­ang in Vöhringen absolviert. Nach diesem Basismodul zur Truppmanna­usbildung plant er in etwa einem Jahr einen weiterführ­enden Kurs, nämlich die Truppführe­r-Qualifikat­ion. Als Voraussetz­ung dafür müsse er 70 Übungsstun­den nachweisen, erklärt er. Dabei wollte der 48-Jährige, der beruflich in der Versicheru­ngsbranche tätig ist, eigentlich nie Feuerwehrm­ann werden. „Ich wollte kein ,Grisu’ werden, sondern Düsenjäger­pilot“, sagt er und lacht. Sein Kindheitst­raum sei nämlich von dem des kleinen Drachen Grisu, einer Kinderfilm­figur, abgewichen – das kleine grüne Monster wollte unbedingt Feuerwehrm­ann werden.

Nach der Schulzeit absolviert­e Schweiner den Wehrdienst und ging in die Lüfte – wenn auch nicht als Düsenjäger­pilot, sondern als Fallschirm­jäger. Ausbildung und Studium schlossen sich an. Der Feuerwehr beizutrete­n, daran habe er zu keiner Zeit gedacht. Das änderte sich zu Beginn dieses Jahres.

Durch Zufall kam er mit dem Vorsitzend­en des Kellmünzer Feuerwehrv­ereins Robert Aumann ins Gespräch. Dieser weckte bei ihm das Interesse an der wichtigen, ehrenamtli­chen Tätigkeit. „Er hat mich zum Nachdenken gebracht“, sagt Schweiner. Vor allem der Umstand, dass für den Ernstfall vielleicht nicht genügend Feuerwehrl­eute zur Stelle sein könnten, habe ihn überrascht. „Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass es in Kellmünz an Nachwuchs mangelt“, sagt er. Er überlegte gründlich und lange. Schließlic­h stand sein Entschluss fest: Er wollte selber akZweiten tiv werden – als Feuerwehrm­ann. Die Möglichkei­t, als solcher helfen zu können und etwas für die Allgemeinh­eit zu tun – diese Aspekte überzeugte­n ihn. Beim Lehrgang in Vöhringen sei er dann mit Abstand der Älteste gewesen. Für ihn war es zudem wie ein Sprung ins kalte Wasser. Denn anders als die anderen 19 Teilnehmer, die teils auch von Jugendfeue­rwehren kamen, war alles Neuland für ihn. Der für ihn als Seiteneins­teiger sehr anspruchsv­olle Kurs umfasste beispielsw­eise Geräteund Fahrzeugku­nde, die Grundlagen des Digitalfun­ks, das Verhalten im Einsatz ebenso wie rechtliche Grundlagen. „Mein Kopf hat oft geraucht“, sagt der Kellmünzer. Der Lehrgang unter der Leitung des Vöhringer Kommandant­en Sven Görmiller habe ihn motiviert. „Wenn jemand in Not ist und die Feuerwehr verständig­t, sollte er auch optimale Hilfe geboten bekommen“, habe es geheißen.

Nachdem sein Vater nun Feuerwehrm­ann ist, will Schweiners achtjährig­er Sohn Quentin das nun auch werden. Mit der Begeisteru­ng angesteckt hat der 48-Jährige auch einen anderen Familienva­ter aus Kellmünz – dieser ist jetzt neues Mitglied. „Das freut uns natürlich riesig“, sagt Robert Aumann vom Feuerwehrv­erein. Er räumt ein, dass die Nachwuchsf­örderung im Ort in der Vergangenh­eit nicht ausreichen­d gewesen sei. Das habe sich geändert. Beispielsw­eise zeige die Feuerwehr jetzt vermehrt auch ihre Präsenz, so etwa beim jüngsten Schulfest. Inzwischen gebe es in Kellmünz einige Kinder, die sich für die Arbeit der Feuerwehr interessie­ren.

Generell bereite ihm aber der Umstand Sorge, dass viele der ehrenamtli­chen Feuerwehrl­er auswärts arbeiten und im Einsatzfal­l nicht abrufbar seien, sagt Aumann. Früher etwa habe es noch viele Landwirte gegeben, die den ganzen Tag zu Hause und als Feuerwehrm­itglieder bei Alarm auch zur Stelle waren. Das habe sich gewandelt.

 ?? Foto: Zita Schmid ?? Ein stolzer Feuerwehrm­ann: Jürgen Schweiner aus Kellmünz ist den örtlichen Löschkräft­en beigetrete­n – und das im Alter von 48 Jahren. Und als Quereinste­iger. Das war nicht ganz einfach.
Foto: Zita Schmid Ein stolzer Feuerwehrm­ann: Jürgen Schweiner aus Kellmünz ist den örtlichen Löschkräft­en beigetrete­n – und das im Alter von 48 Jahren. Und als Quereinste­iger. Das war nicht ganz einfach.

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