Die, die das Grün in Memmingen pflegen
Wie ein Landwirt zum Job des Greenkeepers gekommen ist und was ein Ex-Sprintstar damit zu tun hat
Konrad Kienle nennt sich selbst „ein Westerharter Urgestein“. Das trifft es gut – der 58-jährige Familienvater gehört beim Golfclub Memmingen gleichsam zum Inventar. Seit 1994 ist Kienle als Head-Greenkeeper hauptverantwortlich für die Rasenqualität der 27-Loch-Anlage auf Gut Westerhart. „Dass unser Golfplatz seit Jahren in einem Top-Zustand ist, daran haben Konrad Kienle und sein Team einen sehr großen Anteil“, sagt Klubmanager Christian Montén.
Das Golf-Areal mähen, den Rasen belüften, vertikutieren, düngen oder morgens vom Tau befreien; Wasser vom Platz ab- oder dorthin pumpen: Die Aufgaben für Konrad Kienle und sein Team sind vielfältig. „2016 hat es viel geregnet. Deshalb haben wir 180 Löcher gebohrt und kilometerweit Dränagen verlegt. Diese Saison ist es extrem trocken. Die Regenfälle in den vergangenen Wochen waren für uns deshalb Gold wert“, betont Kienle und ergänzt: „Die Witterungsbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren sehr stark verändert.“
Vor 23 Jahren war Konrad Kienle „wie die Jungfrau zum Kinde“zum Job des Greenkeepers beim Golfclub Memmingen gekommen: Der Landwirt entschied sich seinerzeit dafür, nebenberuflich eine Ausbildung zum Naturschutz- und Landschaftspfleger zu machen, bemühte sich um einen Praktikumsplatz und fand ihn in Westerhart. „Einmal pro Woche einen halben Tag den Rasen mähen, so dachte ich, das bekomme ich in meinem Zeitplan unter. Mehr war nicht möglich, da ich auf meinem Bauernhof sehr eingespannt war.“Armin Hary, der damalige Klubmanager des Golfclubs Memmingen, hatte andere Pläne: Er bewegte Kienle dazu, Vieh zu verkaufen und auf Ackerbau umzustellen, die Arbeitszeit auf dem Hof stark zu reduzieren und in Vollzeit als Greenkeeper für den Golfclub Memmingen zu arbeiten. Der frühere 100-Meter-Weltrekordhalter und zweifache Olympiasieger Hary erkannte schon damals, dass man einen Golfplatz nicht nebenher in Schuss halten kann. „Armin Hary hatte recht. Bereits zu Beginn meiner Tätigkeit war die Intensität der Pflege sehr hoch. Das ist bis heute so geblieben – im Grunde könnten wir am Ende eines Arbeitstages gleich wieder von vorne anfangen“, sagt Kienle, der gerne von „wir“spricht. „Wir sind beim Golfclub Memmingen ein Greenkeeper-Team – alleine wären die Aufgaben nicht zu bewältigen.“Mit Kienle sind es sechs Greenkeeper und zwei Aushilfen, die während der Hauptsaison dafür sorgen, dass der Rasen auf der Anlage des Golfclubs in Memmingen höchsten Ansprüchen genügt.
Mitglieder und Verein wissen, was sie an Kienle und Co. haben. „Das Verhältnis zwischen Sportler und Greenkeeper ist sehr gut. Dass man sich ab und zu auf dem Platz in die Quere kommt, lässt sich zwar nicht vermeiden, aber die Akzeptanz untereinander ist respektvoll. Wir werden sogar oft für unsere Arbeit gelobt“, freut sich Kienle.