Warum alle auf Bienen fliegen
Imkern ist angesagt – auch wenn die Insekten selber in Gefahr sind. Kommenden Sonntag findet in Friedberg der Bayerische Imkertag statt. Er richtet sich erstmals vor allem an Familien. Was kann man dort lernen?
In Augsburg gibt es einen Imker mitten in der Stadt auf dem Dach eines alten Palais’. 20 Kilometer entfernt halten zwei Banker als Hobby Bienen auf dem Golfplatz des Dörfchens Tegernbach. Imker sind in Bayern wieder auf dem Vormarsch. Fast 29000 Mitglieder hat der Landesverband; 2010 waren es nur 23 000. Alle fliegen auf Bienen – trotzdem sind die nützlichen Insekten nicht so sehr im Aufwind, wie man denken könnte. Die aus Asien eingewanderte Varroa-Milbe, Umweltgifte und Nahrungsmangel durch Mais-Monokulturen machen ihnen zu schaffen.
Auch die Völker nehmen landesweit nicht im selben Verhältnis zu wie die Imker. 162 000 waren es 2010, dann sank die Zahl, kletterte aber jetzt sogar auf 187 000. Monika Theuring vom Bayerischen Imkerverband erklärt, dass Neulinge mit wenigen Völkern anfangen. Der Durchschnittsimker habe dann etwa sieben Völker. Viele kommen durch Probe-Imkerkurse, bei denen erfahrene Imker Anfänger betreuen, zum neuen Hobby. Das Interesse an den Tieren wächst, das zeigen Filme wie „More than Honey“oder der Bestseller „Die Geschichte der Bienen“, der das Horrorszenario einer Welt ohne Insekten zeichnet.
Wer eintauchen will in die faszinierende Welt der Tiere, hat dazu beim Bayerischen Imkertag am kommenden Sonntag in Friedberg
die Möglichkeit. Der örtliche Imkerverein richte die frühere Fachveranstaltung erstmals auch für Laien aus, kündigt der Vorsitzende Karl-Heinz Waldmüller an. Von 10 bis 16 Uhr gibt es an der Konradin-Realschule unter anderem einen 3D-Film über das Bienenleben, Infostände, Vorträge und Workshops über Bienenhaltung oder Hausmittel mit Honig. Kinder können Kerzen ziehen, Mütter Bienenschmuck kaufen. Angekündigt sind ein „Bienen-Wettflug“und die Krönung der bayerischen Honigkönigin.
Imkern hat sich laut Waldmüller verändert: Früher war es Männersache, die Imker behielten ihr Wissen fast wie in einem Geheimbund für sich. „Heute ist Imkern jung und weiblich.“Der Honig und der Gewinn stünden nicht mehr im Mittelpunkt. „Die Menschen wünschen sich eine intakte Naur“, hat er erfahren. Dazu passe auch der Trend des Stadtimkerns. Den hat auch Theuring erkannt: „Es fangen mehr Leute in der Stadt an zu imkern; schließlich möchte ein Imker nahe bei seinen Völkern sein.“Außerdem finden Bienen in der Stadt teilweise mehr Pollen und Nektar als auf den Feldern.
Das Bienenjahr ist im August für den Imker schon vorbei, weil die Bienen dann nur noch sammeln, um über den Winter zu kommen. Zeit also für ein Fazit – und das ist durchwachsen, vor allem wegen des kalten Frühjahrs. Es ist eben nicht einfach mit dem Imkern. Wer Bienen unterstützen will, hat es leichter. Alte Bauerngartenpflanzen mit geöffneten Blüten empfiehlt die Expertin Garten- und Balkonbesitzern. Bergbohnenkraut zum Beispiel oder Fetthenne. Wer im Gartencenter steht, sollte einfach die Augen aufhalten: „Hinschauen, worauf die Bienen fliegen!“Oder sich beim Imkertag informieren.
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