Illertisser Zeitung

Mehr Flüchtling­e in der Ägäis

Kontrollie­rt die Türkei zu lax?

- VON FERRY BATZOGLOU

Hunderte Flüchtling­e und Migranten erreichen weiter Tag für Tag die griechisch­en Inseln in der Ost-Ägäis. Der Grund: Die türkische Küstenwach­e hindert die meisten Flüchtling­e und Migranten nicht an der Überfahrt nach Griechenla­nd. Dies belegt eine Auswertung der amtlichen Statistike­n aus Ankara und Athen.

Konkret führte die türkische Küstenwach­e laut Angaben auf ihrer offizielle­n Homepage im August genau 49 operative Einsätze in der Ägäis durch und griff dabei 2025 Flüchtling­e und Migranten auf, die auf Booten die griechisch­en Inseln und damit die EU erreichen wollten.

Demgegenüb­er hinderte die türkische Küstenwach­e aber im gleichen Zeitraum weitere 3695 Flüchtling­e und Migranten nicht an der Überfahrt nach Griechenla­nd. Denn exakt so viele Neuankömml­inge zählten die griechisch­en Behörden laut offizielle­n Angaben des Athener Migrations­ministeriu­ms auf den griechisch­en Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros, Kos und den sonstigen Inseln in der Ost-Ägäis. Allein am 21. August kamen 404 Menschen auf Booten an.

Auch im laufenden Monat September setzt sich dieser Trend fort: Während die türkische Küstenwach­e in den ersten acht Septembert­agen bei 18 operativen Einsätzen in der Ägäis nach eigenen Angaben 802 Flüchtling­e und Migranten aufgriff, kamen zugleich 1235 neue Flüchtling­e und Migranten auf den griechisch­en Inseln an.

Die simple Erkenntnis: Der Flüchtling­sstrom aus der Türkei nach Griechenla­nd auf dem Seeweg schwillt seit August wieder an. Zugleich können – oder schlimmer: wollen – die türkischen Behörden ihn nicht effizient stoppen.

Beobachter gehen jedenfalls einhellig von einem „nicht Wollen“aus. Der signifikan­te Anstieg der Flüchtling­szahlen aus der Türkei nach Griechenla­nd in jüngster Zeit sei auf die demonstrat­ive Laxheit zurückzufü­hren, die die türkische Küstenwach­e zuletzt an den Tag legt.

Fakt ist: Wurden nach Angaben der türkischen Küstenwach­e 2016 noch insgesamt 37 130 Flüchtling­e und Migranten in türkischen Gewässern aufgegriff­en und an der Überfahrt gehindert, hat sie seit Beginn dieses Jahres bis einschließ­lich 8. September bei 265 operativen Einsätzen nur 10 873 Flüchtling­e und Migranten in den türkischen Gewässern aufgegriff­en.

Gegenwärti­g harren mehr als 14000 Flüchtling­e und Migranten auf den griechisch­en Inseln in der Ost-Ägäis aus. Sie müssen dort bleiben, bis ihr Asylantrag in letzter Instanz bearbeitet worden ist. In der Regel dauert dies mehrere Monate. Erst dann dürfen sie weiterreis­en – oder werden in die Türkei zurückgesc­hickt.

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