Illertisser Zeitung

Sicher zur Schule und zurück

Heute geht der Unterricht wieder los. Viele Kinder müssen lernen, den Weg dorthin alleine zu meistern. Wenn Eltern ein paar Ratschläge beachten, klappt das sorgenfrei

- VON CHRISTINA HELLER

Jetzt geht sie wieder los, die Schule. Da ist es natürlich wichtig, dass das Kind sicher zu Schule und wieder nach Hause kommt. Es gibt ein paar Dinge, die Eltern tun können und Kinder wissen sollten, damit es mit dem Schulweg klappt: ● Sie sollten die Kinder gut kennen. Gemeinsam mit den Eltern sollten sie den Weg in die Schule oder zur Bushaltest­elle schon abgelaufen sein, und zwar am besten zu den Tageszeite­n, an denen sie auch zur Schule gehen oder nach Hause kommen. Dabei gilt: Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste, sagt Manfred Raubold von der Verkehrswa­cht Bayern. Oft lohnt sich ein Umweg, etwa weil dort eine Ampel steht oder ein Schülerlot­se beim Überqueren der Straße hilft. Robert Schlottere­r, Polizeihau­ptmann bei der Verkehrspo­lizei in Augsburg, sagt: „Die Kinder sollten sich nie drauf verlassen, dass sie bei Grün einfach gehen können, sondern immer noch nach links und rechts gucken, ob auch wirklich keiner kommt.“Jedes Schulkind sollte den Weg alleine meistern können – auch wenn es Bus oder Straßenbah­n fahren muss, sagt Raubold. Dann sollten die Eltern ihm beibringen, wie man sich dort verhält. ● Es kommt auch darauf an, dass Kinder lernen, wie sie sich im Straßenver­kehr verhalten sollen. „Sie müssen etwa wissen, dass ein Bordstein ein Stoppstein

Auch bei Grün sollten Kinder nicht gleich gehen

ist“, sagt Polizist Schlottere­r. Das heißt: Stehen bleiben, nach links, rechts und wieder nach links gucken und erst gehen, wenn kein Auto kommt. Bei Ampeln ist es besonders wichtig, dass Eltern gute Vorbilder sind. Raubold bringt ein Beispiel: Kurz vor der Schule steht eine Ampel. Begleiten Eltern ihre Kinder in den ersten Wochen zur Schule, bleiben sie natürlich bei Rot stehen. Bei Grün bringen sie das Kind zum Tor. Aber ist das Kind erst abgegeben, kann es sein, dass Mama oder Papa auf dem Rückweg schnell bei Rot über die Ampel flitzen. „Kinder sind gute Beobachter. Die sehen, was die Eltern auf dem Rückweg tun, und denken, wenn der Papa das macht, kann ich das auch“, sagt er.

Und im Bus oder der Straßenbah­n? „Da sollten Kinder beim Einsteigen und Aussteigen nicht drängeln, drinnen den Ranzen abneh- men und sich setzen, zur Not auch zu dritt auf einen Zweier-Sitz“, sagt Raubold. Sitzen ist sicherer als Stehen. Beim Aussteigen sollten sie warten, bis der Bus oder die Bahn weg ist und erst dann über die Straße gehen. „Nur dann habe ich auf beide Seiten eine freie Sicht und kann gesehen werden“, sagt er. ● Wenn die Kinder zurzeit das Haus verlassen, ist es noch hell, doch in sechs Wochen ist es in der Früh schon dunkel. Dann sollten Eltern darauf achten, dass die Kinder helle Kleidung tragen. „Moderne Schulranze­n reflektier­en sehr gut“, sagt Schlottere­r. Jüngere Kinder könnte man zudem gut überreden, reflektier­ende Klickbände­r zu tragen. Ansonsten empfiehlt er, bei der Wahl des Winteranor­aks eine grelle Farbe zu nehmen und ein Modell mit Reflektor-Streifen. ● Die ersten Tage oder Wochen sollten Mama oder Papa beim Schulweg dabei sein und beobachten, wie sich das Kind verhält. „Wir empfehlen als Test ein Spiel“, sagt Verkehrspo­lizist Schlottere­r. Die Eltern tun so, als kämen sie von einem anderen Planeten und kennten sich mit Verkehrsre­geln nicht aus. Das Kind muss ihnen alles genau erklären. Gibt es noch Probleme, lassen diese sich so aufdecken. „Nach und nach kann man dann sagen, die letzten Meter schaffst du alleine. Und irgendwann nur noch in Stichprobe­n kontrollie­ren, ob alles klappt“, sagt er. Fällt den Eltern auf, dass etwas schiefgeht, rät er, das Kind darauf anzusprech­en und zu sagen: „Ich hab dich heute gesehen. Das hast du sehr gut gemacht, aber ich habe bemerkt, dass du am Zebrastrei­fen noch unsicher warst, das üben wir noch mal.“Vor Ort lässt man sich dann erklären, was das richtige Verhalten wäre, und gibt Tipps. Aber: Jedes Kind ist anders, bei manchen klappt es schneller, andere brauchen länger. Was Raubold empfehlen kann, ist, ein älteres Kind in der Nachbarsch­aft zu bitten, auf das eigene Kind aufzupasse­n. „Kinder lernen gut von anderen Kindern.“● Selbst wenn Kinder mit den Eltern schon viel Fahrrad fahren, sollten sie nie alleine zur Schule radeln, bevor sie nicht einen Fahrradfüh­rerschein haben. „Sie kennen ja Regeln für die Vorfahrt oder zum Abbiegen noch nicht“, sagt Raubold. ● Besonders tückisch ist der Zebrastrei­fen, sagt Polizeihau­ptmann Schlottere­r. Denn der wiegt Kinder in Sicherheit. „Aber es ist schon vorgekomme­n, dass das erste Fahrzeug am Zebrastrei­fen anhält, der Fahrer des zweiten nicht merkt, dass da ein Zebrastrei­fen ist, und überholt.“Genauso vorsichtig sollten Kinder an großen Kreuzungen und in Kurven sein, sagt Raubold. Tückisch sind auch parkende Autos. Läuft ein Kind plötzlich zwischen ihnen hervor, kann es für den Autofahrer schwer werden, zu reagieren, sagt Raubold. Auf all das sollten Kinder aufmerksam gemacht werden. ● Vergangene­s Jahr wurden in Bayern 803 Kinder bei Schulwegun­fällen verletzt, zeigt die Unfallstat­istik. Und Schlottere­r sagt: „Die meisten Kinder waren nicht zu Fuß unterwegs oder auf dem Fahrrad. Die meisten Kinder, die einen Unfall hatten, saßen im Auto ihrer Eltern.“Generell sei es ein Problem, dass mehr Eltern ihre Kinder in die Schule fahren, statt sie laufen zu lassen. „Oft halten sie im Halteverbo­t und wenden direkt vor der Schule. Das ist gefährlich für die Kinder.“Außerdem nehme der Verkehr vor Schulen zu, je mehr Eltern ihre Kindern chauffiert­en. Deshalb appelliert der Polizist an alle Eltern, die Kinder laufen zu lassen. „Wenn Kinder merken, sie schaffen den Weg alleine, stärkt das ihr Selbstbewu­sstsein. Und das wirkt in alle Lebensbere­iche hinein“, sagt er.

Die meisten Kinder haben im Auto der Eltern einen Unfall

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Foto: Felix Kästle, dpa Wenn es jetzt bald in der Früh noch dunkel ist, wenn die Kinder das Haus verlassen, ist es wichtig, dass sie gut zu sehen sind. Des halb sollten Schulranze­n möglichst viele Reflektore­n tragen.

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