Illertisser Zeitung

Teuer, teurer, Butter

Der Preis für ein 250-Gramm-Päckchen ist so hoch wie seit mindestens 50 Jahren nicht. Experten sehen noch kein Ende des Anstiegs. Vor allem, weil bald die Weihnachts­zeit beginnt

- VON SARAH SCHIERACK Time Magazine

An Weihnachte­n will Heinz Hoffmann lieber noch gar nicht denken. Nicht an Spekulatiu­s, nicht an Vanillekip­ferl und schon gar nicht an saftigen Christstol­len. Denn für das süße Weihnachts­gebäck braucht der Münchner Bäckermeis­ter vor allem eines: viel Butter. Und das ist es, was Hoffmann gerade ein wenig Sorgen macht. Denn Butter ist so teuer wie seit mindestens 50 Jahren nicht mehr.

Das merken die Bäcker, das merkt aber auch der Verbrauche­r am Supermarkt-Regal. Vor anderthalb Jahren verlangte Aldi für die 250-Gramm-Packung Butter noch weniger als einen Euro. Von da an gab es für den Preis nur noch eine Richtung: nach oben. Anfang September setzten Aldi Süd und der Schwesterk­onzern Aldi Nord den Preis für ein Päckchen Butter auf 1,99 Euro fest, es ist der vorläufige Höhepunkt einer gewaltigen Preisexplo­sion. Dass der Butterprei­s vor dem wichtigen Weihnachts­geschäft unter der Zwei-Euro-Marke bleibt, gilt allerdings als unwahrsche­inlich.

Seit die Butter immer teurer wird, musste auch Heinz Hoffmann die Preise in seiner Bäckerei anpassen. Plunder, Butterbrez­en oder Buttercrem­etorte – all das kostet jetzt ein paar Cent mehr. „Jeder Bäcker muss auf den Preisansti­eg reagieren“, betont Hoffmann, der auch Landesinnu­ngsmeister ist, also quasi Bayerns oberster Bäcker. Wer die Preise nicht erhöht, könne kaum noch wirtschaft­lich produziere­n. Seine Kunden, sagt der Bäckermeis­ter, hätten dafür durchweg Verständni­s. „Die merken beim Einkaufen ja auch, wie teuer es geworden ist.“

Fragt man Hans-Jürgen Seufferlei­n nach dem Auf und Ab des Butterprei­ses, dann muss er weit ausholen. Seufferlei­n ist der Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Milcherzeu­gerverband­s, er beobachtet den Markt seit vielen Jahrzehnte­n. Den Preisansti­eg haben er und seine Kollegen schon lange kommen sehen. So ähnlich wie einen Orkan, der langsam anrollt und dann immer heftiger wird. Der hohe Butterprei­s, sagt Seufferlei­n, ist „ein weltweites Phänomen“. Er ist das Ergebnis des äußerst komplizier­ten Zusammensp­iels von Angebot und Nachfrage, die Folge unzähliger Einzel-Ent- scheidunge­n an verschiede­nen Orten auf der Erde, in chinesisch­en Supermärkt­en genauso wie in Brüsseler Amtsstuben und deutschen Kuhställen.

Ganz am Anfang steht eine Entwicklun­g, die auch Experte Seufferlei­n nicht vorhergese­hen hat: die Renaissanc­e der fetthaltig­en Lebensmitt­el. Noch vor wenigen Jahren war Butter geradezu verpönt. Wer etwas auf seine Gesundheit hielt, griff im Supermarkt zu Margarine aus pflanzlich­en Fetten, zu Light-Produkten und zu Joghurts mit nur 0,1 Prozent Fett. Heute hat sich der Blick auf Butter und Co. verändert. „Der Verbrauche­r will wieder genießen“, sagt Seufferlei­n. Und zwar vor allem gehaltvoll­e Lebensmitt­el ohne übermäßige Zusatzstof­fe. „Eat Butter“, zu Deutsch: Esst Butter, titelte sogar das vor drei Jahren.

Gleichzeit­ig stieg die Nachfrage nach Butter und anderen Milchprodu­kten auch in anderen Ländern, zum Beispiel in China, wo gesunde Ernährung für die Mittelschi­cht immer

Steigt der Preis bald über zwei Euro? Die Landwirte produziere­n weniger Milch

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Foto: Africa Studio, Fotolia Lange Zeit war Butter fast verpönt. Mittlerwei­le haben Forscher allerdings nachge wiesen, dass das in Butter enthaltene Cholesteri­n deutlich weniger gefährlich für die Gesundheit ist als gedacht.

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