Illertisser Zeitung

Nur mit Handgepäck unterwegs

Wer günstig fliegen will, dem werden immer öfter Tickets ohne Freigepäck angeboten. Was ist zu beachten?

- VON HANS WERNER RODRIAN

Sie heißen mal Light und mal Basic, dann wieder Simple oder Standard. Gemeint ist stets dasselbe: Solche Tickets erlauben nur das Fliegen ohne alles – immer öfter auch ohne Koffer. Die meisten Fluggesell­schaften bieten heute solche Handgepäck­tarife an. Wer ohnehin keinen Koffer aufgeben würde, der kann so eine Menge Geld sparen. Wer nicht aufpasst, zahlt aber drauf. Wir geben Antworten auf die wichtigste­n Fragen: ● Handgepäck muss immer kostenlos sein. So hat es der Europäisch­e Gerichtsho­f entschiede­n (Az. C-487/12). Aber wie groß es sein darf, bestimmt jede Airline selbst. Zwar empfiehlt die Dachorgani­sation der Fluggesell­schaften Iata (Internatio­nal Air Transport Associatio­n) 56 x 45 x 25 Zentimeter. Aber kaum jemand hält sich dran. Lufthansa und Eurowings akzeptiere­n nur 55 x 40 x 23 Zentimeter. Condor, Ryanair und Air Baltic erlauben gar nur 55 x 40 x 20 Zentimeter. Air France und die großen US-Airlines mögen es gern flacher und kassieren ab 55 x 35 x 25 Zentimeter­n Strafe. Die britische Flybe markiert mit 55 x 35 x 20 den kleinsten gemeinsame­n Nenner. Bei Emirates sind 55 x 38 x 20 Zentimeter zulässig. Bei Etihad heißt es selber rechnen, da sind 111 Zentimeter Summe aus Länge, Breite und Höhe gestattet. Ausgerechn­et Billigflie­ger Easyjet hält sich dagegen (wie auch Aegean, British Airways/Iberia und Finnair) an die IATA-Vorgabe von 56 x 45 x 25 Zentimeter­n. ● Fast noch bunter als bei den Größenvors­chriften treiben es die Airlines bei den Gewichtsre­geln fürs Handgepäck. Die Untergrenz­e markieren die deutschen Ferienflie­ger Condor, Germania und Tuifly: Bei allen dreien darf das Bordgepäck strikt nur sechs Kilogramm wiegen. Bei Tuifly ist zusätzlich auch ein Notebook erlaubt. Sieben Kilogramm gestatten zum Beispiel Ukraine Internatio­nal und Emirates. Positiv ragen Air France/KLM mit zwölf Kilogramm und British Airways mit 23 Kilogramm heraus. Bei Easyjet und Iberia gibt es überhaupt keine Gewichtsbe­schränkung – allerdings muss der Fluggast seinen Trolley „persönlich und ohne Hilfe“in den Überkopf-Gepäckfäch­ern verstauen können. ● Maße und Gewicht sind gecheckt, alles klar? Jetzt geht es noch um ein oft übersehene­s Utensil: die Handtasche. Darf sie (oder ein Fotorucksa­ck oder ein Laptop) zusätzlich zu einem Trolley in den vorgeschri­ebenen Größen mitgenomme­n werden? Das ist bei den meisten Gesellscha­ften okay, oft wird die Grenze bei maximal zwei Kilogramm gezogen. Bei Finnair, Air Baltic und Norwegian wird das Damentäsch­chen gewichtsmä­ßig aufs Handgepäck angerechne­t. Offiziell nur Handtasche oder Trolley mitnehmen darf man bei Eurowings und Flybe. Bei Easyjet gibt’s die Handtasche extra nur gegen Aufpreis, das heißt im Flexitarif. ● Nicht jeder, der billig fliegen will, kann auf einen Koffer verzichten. Das muss er auch nicht; der Koffer kostet halt extra. Wie viel? Auch das hängt wieder von der Airline ab. Meist ist man ab 15 Euro dabei; je nach Strecke und Gesellscha­ft sind es aber manchmal auch deutlich mehr. So kassiert British Airways bis zu 55 Euro. Immer deutlich teurer wird es, wenn der Koffer nicht gleich mit dem Ticket, sondern erst am Airport gebucht wird: Dann kassiert zum Beispiel Ryanair 70, Tuifly bis 85 Euro pro Koffer. Und als Koffer gilt dann auch zu großes und deshalb von der Airline abgewiesen­es Handgepäck. ● Aufpassen heißt es bei Umsteigeun­d Codesharin­gflügen. Wer mit British Airways (BA) im „Hand baggage only“-Tarif losfliegt, der kann 23 Kilogramm Handgepäck mitnehmen. Geht es nach dem Umsteigen aber mit der BA-Tochter Aer Lingus weiter, sind es plötzlich nur noch zehn Kilogramm. Und wer ein Iberia-Ticket kauft und übersieht, dass der Flug mit dem Partner Finnair durchgefüh­rt wird, der hat statt unbegrenzt­em Handgepäck­Gewicht nur acht Kilogramm frei. Der Rest kostet – bei Finnair bis zu 150 Euro pro Koffer. In jedem Fall lohnt es sich, vor dem Flug die Handgepäck­regeln zu studieren, die man auf allen Airlinesei­ten unter dem Stichwort „Handgepäck“im Internet findet. Besonders gilt die Empfehlung für Amerika-Reisende: Dort wird beim Anschlussf­lug penibel genau nachgemess­en und unbarmherz­ig kassiert.

Den Koffer später zu buchen, ist immer teurer

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