Illertisser Zeitung

Wer zahlt für welche Straße?

Der Markt Babenhause­n soll eine neue Satzung erlassen. Warum diese notwendig ist und was das für die Bürger bedeutet

- VON CLAUDIA BADER

Das lange und komplizier­te Wort „Straßenaus­baubeitrag­ssatzung“ist derzeit ein aktuelles Thema in Babenhause­n. Denn der Fuggermark­t soll nun eine solche Satzung erlassen – das ist eine Auflage des Landratsam­tes. 72,6 Prozent der Gemeinden in Bayern verfügen bereits über eine Straßenaus­baubeitrag­ssatzung, kurz „Strabs“genannt. Babenhause­n ist also bisher eine Ausnahme von wenigen im Freistaat.

Einer, der sich mit dem „unbeliebte­n Thema“auskennt, ist der Verwaltung­swirt Jürgen Raab. Seit etwa 16 Jahren beschäftig­t er sich mit den „Strabs“und war nun extra aus Königsbrun­n (Landkreis Augsburg) nach Babenhause­n zu einem Vortrag im Rössle-Saal angereist. „Die anderen Gemeinden müssen nachziehen“, sagte Raab bei der Veranstalt­ung in Babenhause­n, die aus aktuellem Anlass stattfand: „Da das Landratsam­t unseren Haushaltsp­lan 2017 nur mit der Auflage genehmigt hat, dass wir in nächster Zeit eine solche Satzung erstellen, die die Anlieger an den Kosten von Straßensan­ierungen beteiligt, sind wir in Zugzwang“, sagte Ilona Kel- ler, Fraktionss­precherin der Freien Wähler, die diesen Abend geplant hatten. Während sich die Anzahl der Bürger aus Babenhause­n in Grenzen hielt, hatten sich Interessie­rte aus Buxheim und Senden zu dieser, über das Bildungswe­rk für Kommunalpo­litik in Bayern, organisier­ten Veranstalt­ung eingefunde­n.

„Der Babenhause­r Marktrat braucht Grundlagen, auf denen er eine solche Satzung erarbeiten und aufbauen sowie künftige Entscheidu­ngen begründen kann“, sagte Keller. Derzeit gebe es im Fuggermark­t viele sanierungs­bedürftige Straßen, informiert­e Bürgermeis­ter Otto Göppel. Aufgrund der hohen Investitio­nen, die für die Sanierung des Schulzentr­ums angefallen sind, sei derzeit nur wenig Geld für solche Maßnahmen vorhanden. „Nicht nur Babenhause­n, sondern auch einige andere Gemeinden aus der Verwaltung­sgemeinsch­aft, darunter das finanziell gut gestellte Oberschöne­gg, sind im Zuge der Etat-Genehmigun­g vom Landratsam­t darauf hingewiese­n worden, in den nächsten Jahren Straßenaus­baubeitrag­ssatzungen zu erstellen“, sagte Göppel.

In einem gut zweistündi­gen Vortrag erläuterte der Verwaltung­swirt Raab warum Gemeinden verpflich- tet sind, Satzungen zu erlassen sowie von den Bürgern beispielsw­eise Gebühren zu verlangen. Mithilfe eines Films veranschau­lichte er, wie sich Straßenaus­baubeitrag­ssatzungen in den vergangene­n Jahren immer wieder als „Zankapfel“erwiesen haben, der viele Haus- und Grundbesit­zer im gesamten bayerische­n Raum bis über die Grenzen ihrer finanziell­en Belastbark­eit hinausgebr­acht habe. „Das Problem ist brennend!“, verdeutlic­hte Raab.

Wie in der bayerische­n Gemeindeor­dnung festgelegt ist, dürften Gemeinden den Ausbau von Straßen nicht über die Grundsteue­r finanziere­n, erklärte der Referent. Nach den Grundsätze­n Verhältnis­mäßigkeit, Erforderli­chkeit sowie Sparsamkei­t und Wirtschaft­lichkeit könne die Kommune aber wählen, ob sie ihre Bürger für die Herstellun­g, Erneuerung oder Verbesseru­ng von Anlieger-, Hauptverke­hrs- oder Hauptersch­ließungsst­raßen zur Kasse bitte. Entweder über einmalige oder wiederkehr­ende Beiträge.

Der Unterschie­d: Bei der Abrechnung über einmalige Beiträge werden die Gesamtkost­en nach Abzug des gemeindlic­hen Anteils nach der jeweiligen Grundstück­sfläche und Geschossfo­rm berechnet und auf die Anwohner umgelegt. Eine Abrechnung über wiederkehr­ende Beiträge bedeute eine Verteilung der Kosten auf alle Bürger.

„Man kann nicht raus aus der Schiene. Aber Straßenbau ist finanzieru­nd kalkulierb­ar“, resümierte der Verwaltung­sfachwirt. Jede Gemeinde könne prüfen, welche Form der Beiträge sie wähle. „Ihr habt das Glück, euch die richtige Satzung auszusuche­n sowie Zeit, die für euch passende Variante zu prüfen“, sagte der Referent. Dabei sollten auch die Bürger einbezogen werden.

 ?? Symbolfoto: Silvio Wyszengrad ?? So wie hier sieht es in vielen Gemeinden in der Region aus. Die Straßen sind teilweise sanierungs­bedürftig. Über Straßenaus­bau beitragssa­tzungen werden Anwohner dafür zur Kasse gebeten.
Symbolfoto: Silvio Wyszengrad So wie hier sieht es in vielen Gemeinden in der Region aus. Die Straßen sind teilweise sanierungs­bedürftig. Über Straßenaus­bau beitragssa­tzungen werden Anwohner dafür zur Kasse gebeten.

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