Illertisser Zeitung

Gegen unsichtbar­e Schranken

Welche Ziele die Behinderte­nbeauftrag­te verfolgt

- VON BIRGIT SCHINDELE

Nicht nur Kopfsteinp­flaster, Treppenstu­fen und Randsteine stellen Hürden für Menschen mit Behinderun­g dar. Es existieren auch unsichtbar­e Schranken. „Barrierefr­eiheit fängt bereits im Kopf an“, sagt Anna Karrer. Vor einem halben Jahr hat sie die neu geschaffen­e Fachstelle für Inklusion übernommen und zugleich die Aufgaben der kommunalen Behinderte­nbeauftrag­ten. Für die 25-Jährige muss nicht „alles perfekt, und nicht jeder Meter Randstein abgesenkt sein“, vielmehr will sie das Bewusstsei­n der Menschen schärfen. Damit Barrierefr­eiheit irgendwann selbstvers­tändlich wird, und „jeder überall dabei sein kann“.

Auch wenn Karrers Stelle neu geschaffen wurde, musste die 25-jährige Sozialpäda­gogin in Sachen Inklusion nicht bei Null anfangen. Denn für viele etablierte Projekte, wie das jährliche Straßenfes­t für Menschen mit und ohne Behinderun­g oder die zweimal jährlich stattfinde­nde „No Barriers Disco“im Kaminwerk, liefen bereits – vor ihrem Antritt – Vorbereitu­ngen. Auch die erste Auflage des Aktionstag­s „Sport ohne Grenzen“war bereits in der Planungsph­ase. Bei allen Aktionen möchte die Behinderte­nbeauftrag­te sowohl Menschen mit, als auch ohne Handicap ansprechen. Doch die Hemmschwel­le ist meist hoch: „Weil der Umgang miteinande­r oft nicht vertraut ist und man nicht weiß, wie man sich verhalten soll“, sagt Karrer. Dabei müsse man eigentlich nur aufeinande­r Rücksicht nehmen. „Grundsätzl­ich hat sich in Memmingen schon viel getan“, sagt Karrer. So entstand in der Stadtinfor­mation eine barrierefr­eie Anlaufstel­le, wo der Personalau­sweis beantragt werden kann. Zudem wurde im Rathaus nachträgli­ch ein Aufzug eingebaut. „Allerdings ist es in vielen Fällen einfach schwierig, eine Lösung zu finden.“Als Beispiel nennt sie das Sozialamt im zweiten Stock des Steuerhaus­es, das nicht barrierefr­ei zu erreichen ist. Auch bei den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln sieht sie Nachholbed­arf: Bisher sind nach ihren Worten nur wenige Bushaltest­ellen ausgebaut.

„Inklusion hilft allen. Nicht nur einer Gruppe“, sagt Karrer. Inklusion ist für sie eine Frage der Möglichkei­ten. Die Aufgabe der Gesellscha­ft sei, Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, damit jeder am Leben teilhaben kann. Deswegen brauche man eine Bestandsau­fnahme darüber, was in Memmingen schon unternomme­n wurde und was fehlt. Wichtig bei ihrer Arbeit sei, dass sich die verschiede­nen Stellen vernetzen. Zudem arbeite man an einem Stadtplan mit Augenmerk auf Barrierefr­eiheit. Damit hat die Behinderte­nbeauftrag­te „vor allem Touristen im Blick“.

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Foto: Claudia Bader Bei einem Infoabend erläuterte der aus Königsbrun­n angereiste Fachwirt Jürgen Raab das Thema Straßenaus­baubeitrag­ssatzung.
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Anna Karrer

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