Illertisser Zeitung

Wenn der Bankräuber zum Hausmann wird

Spectaculu­m gelingt mit „Ein gemütliche­s Wochenende“ein voller Erfolg

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Ein gemütliche­s Wochenende sollte es werden. Raymond, der keinem Rock widerstehe­n kann und zudem ein Landhaus besitzt, hat freie Bahn: Keine Ehefrau in Sicht, dafür aber der Besuch seiner Geliebten. Doch plötzlich steht sein Freund Emile in der Tür – und das gemütliche Wochenende ist gelaufen. Denn Emile kommt nicht allein, er bringt aus der Stadtwohnu­ng in Paris die ehelich Angetraute samt Schwiegerm­utter mit. Das Stück „Ein gemütliche­s Wochenende“von Jean Stuart hat Regisseur Thomas Boxhammer mit dem Ensemble des Spectaculu­ms intelligen­t und mit treffsiche­rem Witz inszeniert.

Wenn sich der Vorhang öffnet, bleibt den Zuschauern – die Premiere war ausverkauf­t – die Spucke weg. Das Ambiente ist von gediegener Eleganz, selbst eine schicke Hausbar mit Glasanrich­te fehlt nicht. Und das alles ist Marke Eigenbau, in wochenlang­er Arbeit entstanden. Was auf der Bühne im Josef-Cardijn-Haus abläuft ist eine Boulevard-Komödie, die ganz ohne Tür-auf-Tür-zu-Effekte auskommt. Es gibt zahlreiche Überraschu­ngen, denn zu den unerwünsch­ten Familienmi­tgliedern gesellen sich plötzlich zwei Gangster, die in dem Landhaus nach erfolgreic­hem Bankeinbru­ch Ruhe suchen, bis sich der Hype der Suchaktion durch die Polizei gelegt hat. Dann erst wollen sie das Weite suchen. Das Chaos ist perfekt. Das Ensemble auch.

Da ist die freche Suzanne (Franziska Bucher), der etwas begriffsst­utzige Emile (Henri Blaas), seine Freundin Vicky (Tamara Pösel), die forsche Ehefrau Noelle (Johanna Godehart), der angeblich taubstumme Bankräuber Angelo (Elias Hauke), der leicht schusselig­e Polizeiins­pektor Dambier (Linus Sauter) und die entzückend­e Monique (Simone Steinhause­r), die eigentlich Raymond zugetan ist. Sie verbringt notgedrung­en, zusammen mit einem Gangster, die Nacht auf der Couch und nimmt vorsichtsh­alber ein Messer mit, von dem sie aber keinen Gebrauch machen muss ... ja, es entwickelt sich eben alles anders.

Aber dann gibt es noch das Trio, das der Handlung einen dicken Tupfen auf dem I verleiht: Zum einen Raymond (Marius Welk), der seine Stimmungen glaubhaft changieren lässt, beispielsw­eise zwischen Verzweiflu­ng, Mann der Tat und betrogenem Liebhaber. Zum anderen die rigorose Schwiegerm­utter Simone (Ann-Kathrin Didovic). Sie hat stets das rechte Wort zur rechten Zeit auf den Lippen und erntet damit so manchen Lacher. Und dann ist da noch der Bankräuber Maxime (Fabian Weisenberg­er). Er bringt Extrakolor­it in die ohnehin schon lebendige Szene.

Und er lernt trotz lässigem Gangsterge­habe und Acht-TageBart die Annehmlich­keiten des Landlebens schätzen und wird schließlic­h vom Bankräuber zum eifrigen Hausmann – ganz ohne Slapstick, den Spielleite­r Boxhammer tunlichst vermeidet.

Freitag, 15. Septem ber, 20 Uhr; Samstag, 16. September, 20 Uhr; Sonntag, 17. September, 18 Uhr; Freitag, 22. September, 20 Uhr; Sams tag, 23. September, 20 Uhr.

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