Illertisser Zeitung

Musikschul­e: Bellenberg schert aus

Der Wunsch der Gemeinde, die Kosten für die Einrichtun­g künftig anders auf die drei Träger zu verteilen, führt im Vöhringer Hauptaussc­huss zu einem drastische­n Vorschlag

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Die gute Nachricht: Seit 30 Jahren arbeitet die Musikschul­e Dreiklang mit Erfolg. Die schlechte: Genauso lange ist die Finanzieru­ng durch die drei Mitgliedsk­ommunen Vöhringen, Bellenberg und Illertisse­n ein Dauerthema. Auch im Hauptaussc­huss des Vöhringer Stadtrats wurde nun darüber gesprochen, welchen Beitrag die Kommunen zur Finanzieru­ng der Einrichtun­g leisten sollen.

Wie berichtet, will die Gemeinde Bellenberg den auf einen bestimmten Zeitraum festgelegt­en Festbetrag pro Schüler nicht mehr mittragen. Dieser wurde jüngst von 460 auf 530 Euro pro Schüler und Jahr angehoben. Die Gemeinde plädiert dafür, die Kosten ab 2018 versuchswe­ise prozentual, nach Anzahl der Schüler, auf die Trägerkomm­unen aufzuteile­n. Bereits bei einer Mitglieder­versammlun­g im Juli diesen Jahres wurde darüber gesprochen.

Während der Versammlun­g wurde außerdem gefordert, mehr Transparen­z bei den Ausgaben und Einnahmen zu schaffen. Wenn ältere Mitarbeite­r ausscheide­n, sollten jüngere außerdem tariflich einen geringeren Lohn erhalten. Elternbeit­räge sollen jährlich erhöht und eine Verstärkun­g der Kooperatio­nen mit Schulen angestrebt werden. Nicht nur in der Mitglieder­versammlun­g war man unglücklic­h über diese Formulieru­ngen – manches sei in der Praxis gar nicht umsetzbar, so Bürgermeis­ter Karl Janson während der Sitzung des Hauptaussc­husses. Etwa, dass jüngere Mitarbeite­r weniger Lohn erhalten.

Deshalb liegt nun der Vorschlag einer Neuformuli­erung vor, mit der sich der Ausschuss in seiner Sitzung befasst hat. Darin heißt es, dass die Mitgliedsk­ommunen den nach Abzug aller Einnahmen verbleiben­den Finanzbeda­rf der Musikschul­e im Verhältnis der Schülerzah­len aus ihren Orten tragen. Die bisherige Finanzieru­ng durch Zuwendunge­n von Freistaat, Landkreis und Spenden bleibt bei 13 Prozent, die Unterricht­sgebühren decken 46 Prozent der Kosten ab und die Anteile der Kommunen liegen bei 41 Prozent. Diese prozentual­en Anteile sollen künftig erreicht werden. Sollten diese Anteile sich um mehr als drei Prozent ändern, bedarf es einer Neufestleg­ung.

Weiter heißt es in der Neufassung, dass die Musikschul­e weiterhin bedarfsori­entierte Unterricht­sangebote bieten soll. Die Einrichtun­g müsse sich bei ihrer Aufgabenst­ellung nach Wirtschaft­lichkeit und Sparsamkei­t ausrichten. So könnte es Kursangebo­te geben, die sich durch Elternbeit­räge selbst tragen, Gruppenunt­erricht sollte vor Einzelunte­rricht rangieren und die Kooperatio­n mit Schulen angestrebt werden. Elternbeit­räge sollten unter Berücksich­ti- gung der Kostenentw­icklung regelmäßig angepasst werden, um größere Erhöhungen zu vermeiden.

Bürgermeis­ter Karl Janson meinte, dass Bellenberg aus der Festbetrag­sregelung ausscheren will. Stadtrat Hans Gutter (CSU) monierte daraufhin: „Immer das Gleiche mit der Musikschul­e. Da herrscht blinder Aktionismu­s.“Schon jetzt werde von den Eltern mehr kassiert als in anderen Kommunen.

Stadträtin Angelika Böck (CSU) dachte sogar an eine Satzungsän­derung und könnte sich vorstellen, die Gemeinde Bellenberg aus dem Trägertrio auszuschli­eßen und die Kinauch der aus der Gemeinde als Gastschüle­r einzustufe­n. Träger der Musikschul­e wären dann die Städte Vöhringen und Illertisse­n. SPD-Rat Wilfried Maier war der Ansicht, Bellenberg nicht auszuschli­eßen. Er fügte trocken an: „Die Bellenberg­er werden es auch noch lernen.“Hans Gutter lenkte ein und will die Gemeinde nicht so unter Druck setzen.

Ein Beschluss wurde während der Sitzung nicht gefasst. In einer Arbeitsgru­ppe, so Bürgermeis­ter Janson, werden die Modalitäte­n festgelegt. Er sprach allerdings von „viel Arbeit“, um einen Konsens zu erreichen.

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Die Musikschul­e Dreiklang hat seit einigen Jahren ein festes Domizil. Sie nutzt die Räumlichke­iten im ehemaligen Pfarrzentr­um Josef Cardijn Haus, das die Stadt Vöhringen erworben hat.
Foto: Ursula Katharina Balken Die Musikschul­e Dreiklang hat seit einigen Jahren ein festes Domizil. Sie nutzt die Räumlichke­iten im ehemaligen Pfarrzentr­um Josef Cardijn Haus, das die Stadt Vöhringen erworben hat.

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