Musikschule: Bellenberg schert aus
Der Wunsch der Gemeinde, die Kosten für die Einrichtung künftig anders auf die drei Träger zu verteilen, führt im Vöhringer Hauptausschuss zu einem drastischen Vorschlag
Die gute Nachricht: Seit 30 Jahren arbeitet die Musikschule Dreiklang mit Erfolg. Die schlechte: Genauso lange ist die Finanzierung durch die drei Mitgliedskommunen Vöhringen, Bellenberg und Illertissen ein Dauerthema. Auch im Hauptausschuss des Vöhringer Stadtrats wurde nun darüber gesprochen, welchen Beitrag die Kommunen zur Finanzierung der Einrichtung leisten sollen.
Wie berichtet, will die Gemeinde Bellenberg den auf einen bestimmten Zeitraum festgelegten Festbetrag pro Schüler nicht mehr mittragen. Dieser wurde jüngst von 460 auf 530 Euro pro Schüler und Jahr angehoben. Die Gemeinde plädiert dafür, die Kosten ab 2018 versuchsweise prozentual, nach Anzahl der Schüler, auf die Trägerkommunen aufzuteilen. Bereits bei einer Mitgliederversammlung im Juli diesen Jahres wurde darüber gesprochen.
Während der Versammlung wurde außerdem gefordert, mehr Transparenz bei den Ausgaben und Einnahmen zu schaffen. Wenn ältere Mitarbeiter ausscheiden, sollten jüngere außerdem tariflich einen geringeren Lohn erhalten. Elternbeiträge sollen jährlich erhöht und eine Verstärkung der Kooperationen mit Schulen angestrebt werden. Nicht nur in der Mitgliederversammlung war man unglücklich über diese Formulierungen – manches sei in der Praxis gar nicht umsetzbar, so Bürgermeister Karl Janson während der Sitzung des Hauptausschusses. Etwa, dass jüngere Mitarbeiter weniger Lohn erhalten.
Deshalb liegt nun der Vorschlag einer Neuformulierung vor, mit der sich der Ausschuss in seiner Sitzung befasst hat. Darin heißt es, dass die Mitgliedskommunen den nach Abzug aller Einnahmen verbleibenden Finanzbedarf der Musikschule im Verhältnis der Schülerzahlen aus ihren Orten tragen. Die bisherige Finanzierung durch Zuwendungen von Freistaat, Landkreis und Spenden bleibt bei 13 Prozent, die Unterrichtsgebühren decken 46 Prozent der Kosten ab und die Anteile der Kommunen liegen bei 41 Prozent. Diese prozentualen Anteile sollen künftig erreicht werden. Sollten diese Anteile sich um mehr als drei Prozent ändern, bedarf es einer Neufestlegung.
Weiter heißt es in der Neufassung, dass die Musikschule weiterhin bedarfsorientierte Unterrichtsangebote bieten soll. Die Einrichtung müsse sich bei ihrer Aufgabenstellung nach Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ausrichten. So könnte es Kursangebote geben, die sich durch Elternbeiträge selbst tragen, Gruppenunterricht sollte vor Einzelunterricht rangieren und die Kooperation mit Schulen angestrebt werden. Elternbeiträge sollten unter Berücksichti- gung der Kostenentwicklung regelmäßig angepasst werden, um größere Erhöhungen zu vermeiden.
Bürgermeister Karl Janson meinte, dass Bellenberg aus der Festbetragsregelung ausscheren will. Stadtrat Hans Gutter (CSU) monierte daraufhin: „Immer das Gleiche mit der Musikschule. Da herrscht blinder Aktionismus.“Schon jetzt werde von den Eltern mehr kassiert als in anderen Kommunen.
Stadträtin Angelika Böck (CSU) dachte sogar an eine Satzungsänderung und könnte sich vorstellen, die Gemeinde Bellenberg aus dem Trägertrio auszuschließen und die Kinauch der aus der Gemeinde als Gastschüler einzustufen. Träger der Musikschule wären dann die Städte Vöhringen und Illertissen. SPD-Rat Wilfried Maier war der Ansicht, Bellenberg nicht auszuschließen. Er fügte trocken an: „Die Bellenberger werden es auch noch lernen.“Hans Gutter lenkte ein und will die Gemeinde nicht so unter Druck setzen.
Ein Beschluss wurde während der Sitzung nicht gefasst. In einer Arbeitsgruppe, so Bürgermeister Janson, werden die Modalitäten festgelegt. Er sprach allerdings von „viel Arbeit“, um einen Konsens zu erreichen.