Illertissen will Bayern feiern
Zum 100-jährigen Bestehen des Freistaats soll 2018 in der Vöhlinstadt ein Festival abgehalten werden. Zu hören sein wird dabei moderne Mundartmusik. Was geplant ist
In Bayern daheim, in der Welt zu Hause: Mit diesem Slogan versucht eine Brauerei in der Nähe von München das vermeintlich besondere Lebensgefühl der Menschen im Freistaat zu beschreiben. Irgendetwas scheint durchaus dran zu sein – zumindest schlug der Illertisser Bürgermeister Jürgen Eisen kürzlich in einer Sitzung des Kulturausschusses ähnliche Töne an. Wenn er im Urlaub kundtue, dass er aus Bayern komme, werde er für gewöhnlich „herzlich willkommen“geheißen, sagte der Rathauschef. Der Freistaat sei weltweit anerkannt, was man sich „hart erarbeitet“habe. Grund genug, das 100-jährige Bestehen, das 2018 vielerorts in Bayern gefeiert wird, auch in Illertissen zu begehen. „Die Bürger sollen feiern und stolz sein auf ihren Freistaat“, sagte Eisen.
Vorgesehen ist deshalb nach einem Festakt in der Schranne (mit geladenen Gästen) ein Musikfestival auf dem ehemaligen Baywa-Gelände, bei dem Mundartbands spielen sollen. Die Idee kam bei den Stadträten im Ausschuss gut an. Doch es gab auch Anregungen. Hier ein Überblick. ● Die Veranstaltung könnte insgesamt mit rund 37000 Euro zu Buche schlagen. Dazu zählen unter anderem die Gagen der Bands (rund 10000 Euro) sowie der Sicherheitsleute (3000 Euro), Gema-Gebühren (2000 Euro), Toilettencontainer (1500 Euro) und der Festakt (2500 Euro). Allerdings werde der Landkreis wohl einen Teil der Kosten übernehmen – jener sei bei der Veranstaltung mit im Boot, hieß es. Es habe bereits Gespräche gegeben, man wolle die Illertisser Bayernfeier als die zentrale in der Region ausrichten. Der Kreis werde „großzügig“sein, vermutete Bürgermeister Eisen. Aus dem Verkauf der Eintrittskarten sollen bis zu 18 000 Euro zurückfließen. ● Stattfinden soll das Fest am Freitag, 20. Juli 2018. Ein guter Zeitpunkt, sagte Susanne Schewetzky, die sich im Rathaus um Kulturangelegenheiten kümmert und die Veranstaltung plant. Das Wetter sei vermutlich gut – und die Fußballweltmeisterschaft dann bereits abgeschlossen. Somit müsse man keine Interessenskonflikte durch etwaige wichtige Spiele fürchten. ● Musikalisch gefeiert werden soll auf dem ehemaligen Baywa-Areal. Dieses eigne sich gut: So
biete das dortige Gebäude auch bei Regen Schutz, zudem eine rustikale Atmosphäre und Platz für die rund 1000 Zuhörer, mit denen Schewetzky rechnet. Das Areal sei umzäunt, weshalb kein Zelt benötigt werde. Der Austragungsort befinde sich nahe an der Stadtmitte und es gebe nicht viele Nachbarn, die sich durch die Konzerte gestört fühlen könnten. „Und die anderen werden es schon mal einen Tag aushalten“, sagte Eisen. ● Bevor die Bands loslegen, ist ein Festakt in der Schranne vorgesehen (Beginn: 17 Uhr). Als Redner seien Ministerpräsident Horst Seehofer sowie mit Edmund Stoiber einer seiner Vorgänger angefragt worden, hieß es in der Sitzung. Beide hätten jedoch abgesagt. ● Organisatorin Schewetzky schwebt ein Festival vor, bei dem die Liebe zur Heimat zum Ausdruck kommen soll – durch bayerische Sprache. Bands wie „Zwoa Bier“, „Muntermonika“, „Fättes Blech“und „The Heimatdamisch“seien angefragt. Deren Musik liege „im Trend“, fand Bürgermeister Eisen. Er wisse von Fans, die „meilenweit“zu den Konzerten anreisten. Er betonte zudem, diese Gruppen seien „nicht so teuer“. Auch die derzeit viel gefeierte „LaBrassBanda“aus Übersee am Chiemsee sei angedacht gewesen, doch dann angesichts ihrer Berühmtheit doch als „eine Nummer zu groß“eingeschätzt worden, sagte Schewetzky. „Das traue ich mich nicht.“Die Gruppe „Heimatdamisch“– sie ist unter anderem dafür bekannt, Heavy-Metal-Musik in einer Polkaversion darzubieten – habe „einen guten Preis“gemacht, so die Planerin. Außerdem hätten die Künstler den bayerischen Kabarettpreis erhalten. „Das ist eine hochkarätige Band.“● Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich angetan von den Plänen. Ansgar Batzner (Freie Wähler) sagte, es handele sich um ein wichtiges Jubiläum. Ihm kam allerdings der „Demokratiegedanke“zu kurz, der stärker in den Fokus rücken sollte. Zum Beispiel durch Beiträge von Schülern. Mit Blick auf die zu erwartenden Kosten riet er, mit dem Landkreis zu verhandeln: „Er soll die Hälfte übernehmen.“Sein Fraktionskollege Hermann Schiller bezeichnete die Pläne zum Bayernjubiläum als „tolle Sache“. Und Amalie Speiser (CSU) fand, so eine Veranstaltung passe gut zu Illertissen. Sie wollte wissen, ob in Nachbarkommunen Ähnliches geplant sei. Davon wisse sie nichts, sagte Schewetzky. ● Die Räte beschlossen, das Bayernjubiläum wie vorgesehen in Illertissen zu feiern. Vorsorglich soll dafür ein Posten in Höhe von 40 000 Euro in den Haushaltsplan für das Jahr 2018 eingestellt werden. Zudem werden, wie von Batzner vorgeschlagen, Schüler in das Projekt mit eingebunden.