Warum Deutsche so gerne irische Butter essen
Im Schnitt schmiert jeder sechs Kilo Butter im Jahr aufs Brot. Viele greifen zu einem Produkt von der Grünen Insel. Wieso eigentlich?
Es sieht aus wie ein Tourismus-Werbespot für die Grüne Insel: In einem sattgrünen Feld grasen glückliche Kühe. Im Hintergrund erklingt irische Musik, die Wellen des Atlantiks brechen sich an Klippen. Ein Bauer schmiert Butterbrote für ein rothaariges Kind. Faszination Irland – mit dieser Werbestrategie hat die Milchwirtschafts-Genossenschaft Ornua ihre Butter „Kerrygold“zu einem festen Bestandteil in deutschen Kühlschränken gemacht. „Deutschland ist das Juwel in der Krone von ,Kerrygold‘“, sagt Ornua-Sprecherin Jeanne Kelly. Irlands mildes Klima und der Regen ließen nahrhaftes Gras für die Kühe wachsen. Dadurch werde die Milch cremig und die Butter gelb, was Deutsche liebten.
In 25-Kilo-Blöcken kommt das Produkt nach Deutschland. Die Tochtergesellschaft Ornua Deutschland, die ihren Sitz im nordrhein-westfälischen NeukirchenVluyn hat, verpackt und vertreibt im Jahr etwa 260 Millionen und hat nach Firmenangaben bundesweit einen wertmäßigen Marktanteil von 17 Prozent. Sie sei damit unangefochtener Marktführer unter den in Deutschland angebotenen Buttermarken.
Diese Statistik sei allerdings nicht ganz aussagekräftig, betont der Geschäftsführer des MilchindustrieVerbands, Eckhard Heuser. „Sie berücksichtigt keine No-NameButter, die etwa von Aldi oder Rewe vertrieben wird.“Rechne man diese Produkte mit ein, werde klar: „Die deutsche Markenbutter ist der Marktführer.“Die gelbe Farbe der irischen Butter muss laut Heuser auch nicht stets ein Vorteil sein. „Die Italiener lieben zum Beispiel weiße Butter.“
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat jeder Mensch in Deutschland 2016 im Durchschnitt etwa sechs Kilogramm Butter verbraucht. Bundesweit ist dieses Lebensmittel so teuer wie noch nie, erst kürzlich erhöhten die Schwesterunternehmen Aldi Nord und Süd den Preis für eine 250-Gramm-Packung auf 1,99 Euro. Andere Supermärkte ziehen in der Regel nach – und eine Trendwende ist nicht in Sicht. „Das Angebot reicht derzeit nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen“, sagt Milchmarktexperte Andreas Gorn von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Die Lager sind leer.
Der Erfolg von „Kerrygold“in Deutschland hat auch mit einem klugen Marketing zu tun. Ornuas Vorgängergenossenschaft, das Irish Dairy Board, wurde schon 1961 gegründet, um die Vermarktung irischer Molkereiprodukte im Ausland zu steuern. Der Name „Kerrygold“– in Anlehnung an die bei Touristen beliebte Grafschaft Kerry im Südwesten der Insel – soll Assoziationen mit Irland und Natürlichkeit wecken. Damals hatten irische Produkte noch keinen freien Zugang zu den Märkten in Europa, daher wurde die Marke zunächst mit Erfolg in England getestet. Mit dem Beitritt Irlands zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1973 expandierte die irische Milchwirtschaft auf den Kontinent. 1982 war die irische Butter in Supermärkten in der gesamten Bundesrepublik erhältlich. Im vergangenen Jahr meldete Ornua Deutschland einen Rekordabsatz: Er war bei Butter um sieben Prozent und bei Käse sogar um 42 Prozent gestiegen.
Butter ist so teuer wie lange nicht mehr