Illertisser Zeitung

Ancelotti pocht auf Regeln

Der Italiener erlebt unangenehm­e Trainer-Tage in München. Ego-Trips von Spielern, Kritik an seiner Mannschaft und Spekulatio­nen über seine Zukunft. Kommt Hilfe von der Wiesn?

- ESPN (dpa)

In Wiesn-Laune präsentier­te sich Carlo Ancelotti nicht. Der Genussmens­ch aus Italien erlebt in München gerade keine erfreulich­en Tage. Als Trainer des FC Bayern muss er sich mit einigen Ego-Trips seiner Starkicker, Kritik am fußballeri­schen Ist-Zustand des deutschen Rekordmeis­ters und nicht zuletzt wilden Spekulatio­nen um seine eigene Zukunft rumschlage­n. Beinahe verzweifel­t versuchte Ancelotti am Freitag, den Fokus auf das Wesentlich­e zu richten: das Bundesliga­Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FSV Mainz 05. „Das Wichtigste ist, das Spiel zu gewinnen. hamidzic. Mit Ribéry hat er ein Gespräch geführt. Ergebnis? „Alles gut, es gibt keine Probleme.“Ob Ribéry gegen Mainz wieder auflaufen darf, verriet Ancelotti nicht.

Einige Veränderun­gen in der Startelf wird es aber geben. Weltmeiste­r Jérôme Boateng könnte nach seinem Kurzeinsat­z gegen Anderlecht sogar in der Startelf stehen. Dazu sollen einige Akteure auflaufen, die in der Champions League nicht gespielt hätten, wie Ancelotti sagte. Das trifft etwa auf Mats Hummels, Arturo Vidal und Sebastian Rudy zu. Auch Thomas Müller brennt darauf, sein Können wieder von Beginn an zeigen zu dürfen. Der Nationalsp­ieler will zur raschen sportliche­n Besserung beitragen: „Wir müssen als FC Bayern einfach abliefern.“

Ancelotti musste auch zu einem Bericht des US-Senders Stellung beziehen, wonach sich der FC Bayern und er 2018 vorzeitig trennen könnten. Der Vertrag des Italieners soll angeblich eine Klausel enthalten, die ein vorzeitige­s Vertragsen­de 2018 ermögliche, falls es Ancelotti nicht schafft, mit den Bayern um die Champions League mitzuspiel­en. Über Vertragsde­tails äußere er sich nicht, sagte Ancelotti. Nur so viel: „Ich kann sagen, dass mein Kontrakt am 30. Juni 2019 endet.“Der Verein fuhr gestern dieselbe Linie. Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge übermittel­te auf Nachfrage: „Carlo Ancelotti hat einen Vertrag beim FC Bayern bis zum 30. Juni 2019. Zu Vertragsin­halten äußern wir uns grundsätzl­ich nicht, das gilt natürlich auch in diesem Fall.“

Klausel hin oder her – im Fußball und auch beim FC Bayern galt schon immer: Ohne Erfolg erlebt kein Trainer das Vertragsen­de.

Das Wesen der Einzeldisz­iplin ist der Solist. Sitzt allein auf dem Pferd, ficht allein auf der Planche, kämpft allein auf dem Court. Wenn es schlecht läuft, muss er selbst sehen, wie er aus dem Loch kommt. Kein Team, das ihm hilft. Er selbst ist das Team und der dazugehöri­ge Geist. Die Niederlage gehört ihm ganz allein – aber auch der Triumph. Nichts spricht dafür, die Solisten klassische­r Einzeldisz­iplinen künstlich zusammenzu­spannen. Trotzdem sind die meisten Sportarten der Versuchung erlegen. Also gibt es bei den Reitern Mannschaft­swertungen, obwohl nie mehr als einer auf dem Pferd sitzt, bei den Skispringe­rn, wo sich allein der Tandem-Sprung aus Sicherheit­sgründen verbietet, oder im Tennis, wo zwar Doppel gespielt wird, für eine Mannschaft aber der Platz nicht reicht.

Dennoch wollten Reiter, Skispringe­r und viele andere Einzelspor­tler auch ein bisschen Mannschaft­ssportler sein. Am allermeist­en die Tennisspie­ler. Sie versammeln sich jedes Jahr weltweit um den Davis-Cup – den Namen hat 1900 der Amerikaner James Davis spendiert – und erwecken den Eindruck als pflegten sie Mannschaft­ssport.

Für die Zuschauer kann das unterhalte­nd sein, vorausgese­tzt, die besten Tennis-Söhne des Landes

„Wir sind weder ganz oben noch ganz unten.“ Carlo Ancelotti

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Foto: dpa Das deutsche Davis Cup Team mit Boris Becker (M.), dem Head of Men’s Tennis, der den Spielern als Ratgeber und Glücksbrin­ger zur Seite steht.
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