Lernen, was einen Aperitif ausmacht
Beim Freundeskreis Carnac erfahren Teilnehmer alles über den geselligen Empfang in Frankreich
Bei den monatlichen Stammtischen des Freundeskreises Carnac in Illertissen geht es um nichts Geringeres als um Frankreich, das Land und die Leute. Dabei stehen die Treffen unter verschiedenen Themen, wie Vorsitzende Stephanie Pfaff sagt. Kürzlich haben sich die Mitglieder etwas Besonderes einfallen lassen: einen Abend ausschließlich als „Aperitif“. „Darunter stellen sich die Franzosen mehr vor als den Genuss alkoholischer Getränke“, sagt die Vorsitzende.
Was es genau mit dem Aperitif auf sich hat, der landläufig den Auftakt zu einem Menü bildet – das erfuhren Frankreichfreunde im Laufe des rund zwei Stunden dauernden Treffens im Hotel-Restaurant Vogt in Illertissen. Gut ein Dutzend Besucher, wobei auch Nichtmitglieder teilnehmen konnten, nahmen an der Tafel Platz und verfolgten mit, wie Stephanie Pfaff und ihre Schwester Simone Quade die Tafel mit vielen kleinen Häppchen, Gläschen und Döschen bestückte. Selbst für Frankreichkenner wie Rosemarie Hoffmann war es spannend, was nun folgte. „Einen Aperitif als abendfüllende Veranstaltung, das habe ich noch nicht erlebt“, sagte sie.
So lockten auf dem Tisch ausgesuchte französische Spezialitäten zum Dippen und Nippen: Konservendöschen mit Sardinencreme, Rogenpaste, Makrelen-Rillette und Thunfisch-Mousse oder Gläschen mit unterschiedlich angerührten „Tarama“. Dabei handelte es sich – in Anlehnung an eine griechische Spezialität – um Pasten aus gesalzenem Fischrogen. Nicht fehlen durfte der Käse, den es in farbig eingepackten Würfelchen gab sowie kleine Toast-Quadrate, gefüllte Schinkenröllchen, Nüsse und Knabbereien. Dazu wurden passende Getränke des Hauses gereicht. Typisch in Frankreich sind Weine, Liköre oder ein Kir, bestehend aus Weißwein und schwarzem Johannisbeerlikör.
Bevor es losging, erläuterte Stephanie Pfaff den ungewöhnlich gedeckten Tisch. Für einen anregenden Aperitif als Menüauftakt war er zu üppig dekoriert, ein richtiges Abendessen sollte es aber auch nicht sein. Der Begriff Aperitif lasse sich vom lateinischen „aperire“im Sinne von „öffnen“ableiten, so die Vorsitzende. Die Römer sollen den Brauch eingeführt haben, indem sie vor dem Essen mit Honig gesüßten Wein tranken. Er fand im Mittelalter seine Fortsetzung, indem Ärzte ein Glas herben Wein mit Kräutern empfahlen.
In Frankreich wird der Aperitif oder Apéro als einfache Möglichkeit gesehen, Gäste ohne großen kulinarischen Aufwand zu bewirten. Meist handelt es sich um einen Stehempfang für eineinhalb bis zwei Stunden. „Nicht zu vergessen ist dabei das Anstoßen“, rät Stephanie Pfaff, mit einem fröhlichen „tchin, tchin“. Oder „à la vôtre“oder „santé“, zu deutsch „auf ihr Wohl“oder „Gesundheit“. Pfaff weiß, dass Franzosen auf diese Weise schon mal zwei Gesellschaftstermine nacheinander bewältigen: erst als Apéro, dann beim Menü. „Doch es kann passieren“, so Pfaff, „dass es den Gästen gefällt und auch ein Apéro länger dauert.“