Der Liebreiz von Liebstöckel
Der Gartenbauverein Gerlenhofen stellt am Museum der Gartenkultur in Illertissen Nahrungsmittel „nach Großmutters Art“vor. Warum die Suppenwürze dabei heiß begehrt ist
Einsalzen von Wurzelgemüse nach Großmutters Art – so lautete das Thema, über das der Gartenbauverein Gerlenhofen für die Aktion „Gartenwissen aus erster Hand“auf der Jungviehweide in Illertissen informiert hat. Dabei handelte es sich um die vorletzte Präsentation der Reihe, welche die Sommerausstellung „Reiche Ernte – der Arbeit Lohn“im Museum der Gartenkultur begleitet hat.
Die Idee, dem Selbermachen einer Würzgrundlage für Suppen und Gemüsegerichte so viel Raum zu geben, mochte den einen oder anderen Besucher zunächst wundern. „Und was habt ihr anzubieten?“, war da zu hören. Doch dann rissen sich Feinschmecker und Liebhaber natürlich hergestellter Lebensmittel um die 200-Gramm-Gläschen mit fix und fertigem Suppengewürz. Helga Griesinger und Shirley Pfeffer vom Gartenbauverein berichteten, dass sie mit dem Auspacken kaum nachgekommen seien – so groß sei die Nachfrage gewesen: „Der erste Kunde war ein Mann“, erzählten sie, „der aufgeregt fragte, ob unser Gewürz Liebstöckel-Kraut enthält, das er so liebe“. Liebstöckel ist tatsächlich dabei. Ihr Gläservorrat war so schnell verbraucht, dass die Vorsitzende Christa Schweigart Nachschub holen musste.
Die Suppenwürze durfte an Ort und Stelle in einer selbst gemachten Kürbissuppe getestet werden. Das Rezept dazu hatten die Gerlenhofer von Ernährungsfachberaterin Christine Egle erhalten.
Unter den Besuchern war auch Anna Immisch aus Illertissen. Sie ließ sich das Herstellen der Wurzelmischung erklären, die aus Sellerie mit Blättern, gelben Rüben, Lauch, Petersilienwurzel, Liebstöckel und grobem Meersalz besteht. Dabei werden 700 Gramm zerkleinertes Gemüse und 100 Gramm Meersalz mit einem Löffel vermischt. Aus der angegebenen Menge ließen sich vier 200-Gramm-Gläser abfüllen. Anna Immisch kaufte ein Glas – „um den Inhalt zu testen und dann selbst zu reproduzieren“. Besucherin Ingeborg Uhl aus Lauingen (Kreis Dillingen) wiederum freute sich über die heiße Kürbissuppe, die ihr und ihrer Mutter als Mahlzeit gelegen kam. Die beiden absolvierten einen Kurs im Kränzeflechten auf dem Gelände und waren im Vorübergehen auf das Angebot der Gerlenho- fer aufmerksam geworden. Vereinsvorsitzende Christa Schweigart teilte aus ihrer Erfahrung mit: „Im Kühlschrank hält sich die Würze mindestens ein Jahr.“Je nach Geschmack ließen sich Kräuter und Gemüse im Fleischwolf zu Mus verarbeiten oder im Mixer häckseln. Auch für die große Nachfrage hatte sie eine Erklärung: „Die Herstellung ist etwas für die junge Generation mit Thermomix.“In den Rezeptheften für den Kochtopf würde das Suppengewürz als Neuigkeit ge- priesen. Dabei hätten schon die Großmütter mit ihren Geräten diese Art von Konservierung praktiziert.
Der Stand mit Suppentopf, Gewürzgläsern und dekorativ platzierten Kürbissen erregte auch die Aufmerksamkeit dreier Durchreisender aus Köln. Birgit Gwosdek erzählte, dass sie Halt gemacht hätten, um Museum und Gärtnerei kennenzulernen. Sie hätten davon bei den Gartentagen in Waltrop im Ruhrgebiet gehört, sagte sie. Nun seien die Drei fasziniert von der Größe der Anlagen und wollten bei ihrer nächsten Urlaubsfahrt in den Süden einen Besuch fest einplanen.
Beim Genuss von Kürbissuppe wurde über Rezepturen debattiert. Und so manche Erfahrung in Sachen alter Küchengeheimnisse zwischen den Gartenfreunden aus dem Norden und dem Süden ausgetauscht.
Schon Großmütter prakti zierten diese Konservierung