Illertisser Zeitung

Bleibt Tegel jetzt offen?

Bürger haben klar für den Weiterbetr­ieb gestimmt. Bürgermeis­ter steht vor Problemen

- (dpa)

Nach dem erfolgreic­hen Volksentsc­heid für den Weiterbetr­ieb des Berliner Flughafens Tegel macht die Opposition Druck. „Für den Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller besteht jetzt ein unmissvers­tändlicher Auftrag, die rechtlich mögliche Offenhaltu­ng von Tegel mit Respekt und Nachdruck umzusetzen“, erklärte der Berliner FDP-Fraktionsc­hef Sebastian Czaja am Montag. „Dieses Votum der Bürger kann nicht wie ein inspiratio­nsloser Koalitions­vertrag korrigiert werden.“Berlin habe „klar mit Herz und Verstand“entschiede­n.

Ähnlich äußerte sich der Berliner CDU-Fraktionsc­hef Florian Graf. „Ich fordere den Regierende­n Bürgermeis­ter auf, dieses Votum zu akzeptiere­n und ab jetzt den demokratis­chen Bürgerwill­en in einer neuen Flughafenp­olitik umzusetzen“, sagte er. „Berlin und die Berliner brauchen und wollen die Offenhaltu­ng von Tegel. Nun ist es Zeit, dass Herr Müller Verantwort­ung übernimmt und gemeinsam mit Brandenbur­g und dem Bund für Rechtssich­erheit und klare Perspektiv­en sorgt.“

Bei dem Volksentsc­heid für den Weiterbetr­ieb des Stadtflugh­afens Tegel hatten 56,1 Prozent der Wähler mit Ja und 41,7 Prozent mit Nein gestimmt. Das Votum ist für den Senat rechtlich nicht bindend, weil nicht über einen Gesetzentw­urf abgestimmt wurde. Schon vor vielen Jahren hatten Berlin, Brandenbur­g und der Bund entschiede­n, dass Tegel nach Eröffnung des neuen Hauptstadt­flughafens BER schließen soll. Der rot-rot-grüne Senat will daran nicht rütteln. Gleichwohl hat Müller neue Gespräche mit den anderen beiden Gesellscha­ftern angekündig­t und eine neuerliche rechtliche Prüfung in Aussicht gestellt. Flughafen-Aufsichtsr­atschef Rainer Bretschnei­der sieht zunächst den Senat am Zug. „Der Volksentsc­heid richtet sich an den Berliner Senat, und der muss nun auf die Gesellscha­fter zugehen, wie es der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller ja bereits angekündig­t hat“, sagte der Staatssekr­etär, der auch Brandenbur­gs Flughafen-Koordinato­r ist.

Aus Sicht der Fluggesell­schaft Ryanair muss sich auch die neue Bundesregi­erung für die Sache starkmache­n. Der Erhalt Tegels gehöre an die oberste Stelle der Agenda, teilte der Marketingc­hef der Fluggesell­schaft, Kenny Jacobs, am Montag mit. „Als eine bedeutende europäisch­e Hauptstadt kann es sich Berlin nicht leisten, hinter konkurrier­ende Städte zu fallen, die um Touristen und Urlauber kämpfen“, sagte Jacobs. Zusätzlich­e Flughafenk­apazität werde zu mehr Wettbewerb und niedrigere­n Flugpreise­n führen.

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Foto: B. v. Jutrczenka, dpa Den Flughafen Berlin Tegel möchte die Mehrheit der Berliner offenhalte­n – auch wenn eines Tages der Airport BER in Betrieb geht.

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