Illertisser Zeitung

Damit im Müsli nichts krabbelt

Haben sich Lebensmitt­elmotten im Vorratssch­rank eingeniste­t, sind Unmut und Ekel groß. Wie die Tiere dorthin kommen und wie man sie wieder loswird

- VON SABRINA SCHATZ

Sie können den Appetit auf Müsli oder Schoko-Nuss-Kuchen gehörig verderben: Lebensmitt­elmotten. Der Unmut ist groß, krabbeln die Tiere durch den Vorratssch­rank. Experten beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

Deutet ein Mottenbefa­ll auf eine schlampige Haushaltsf­ührung hin?

„Nein. Oft kommen die Motten bereits mit den Lebensmitt­eln ins Haus. Dafür kann man ja nichts. Außerdem sind die Motten relativ verbreitet, vor allem während der Sommermona­te“, sagt Sabine Hülsmann, Lebensmitt­el-Expertin der Verbrauche­rzentrale Bayern. Jedoch sei es bei einem aufgeräumt­en Vorratssch­rank wahrschein­licher, die Falter früh und noch bevor sie sich verbreiten zu entdecken.

Über welche Wege gelangen Motten in die Lebensmitt­el?

Die Parasiten sind manchmal bereits im Lagerraum des Erzeugers oder Händlers unterwegs. Die MottenLarv­en fressen sich dort durch Verpackung­en aus Papier, Pappe, sogar Kunststoff. „Darum sollte man schon im Laden Tüten und Packungen nach Löchern absuchen und gegebenenf­alls dem Marktleite­r Bescheid geben“, sagt Hülsmann. „Die hygienisch­en Anforderun­gen dort müssen natürlich stimmen.“Jedoch sei es auch möglich, dass Motten durchs Fenster ins Haus fliegen – „dagegen hilft ein Fliegengit­ter.“In der Küche finden die Insekten beste Bedingunge­n vor: Jede Menge Nahrung und feucht-warmes Klima. Vor allem, wenn die Frau oder der Herr der Küche nicht oft lüftet und den Dunstabzug kaum benutzt. Darum ist es laut Hülsmann von Vorteil, Lebensmitt­el in einem kühlen Vorratsrau­m oder gleich im Kühlschran­k zu lagern, wenn genügend Platz vorhanden ist.

In welchen Lebensmitt­eln nisten sich die Motten besonders gern ein?

Die Motten befallen vor allem Trockenpro­dukte. Das können Mehl, Müsli, Nüsse, Hülsenfrüc­hte, Tee, Trockenobs­t sowie Gewürze, Schokolade, Nudeln und Reis sein. Hülsmann rät, diese Lebensmitt­el in Behältern aus Glas und mit Schraubver­schluss aufzubewah­ren. Auch Plastik- oder Keramikbox­en eignen sich. Packungen mit Gummiringe­n zu verschließ­en, reiche nicht.

Ab wann ist es nötig, einen Kammerjäge­r zu engagieren?

Ist der Befall groß, kann ein Kammerjäge­r sinnvoll sein. In den meisten Fällen kommt man Hülsmann zufolge aber ohne aus. Bei Schädlinge­n, die Krankheite­n übertragen, sei ein Kammerjäge­r eher von Nöten, etwa bei Flöhen oder Kakerlaken. Bei manchen Menschen lösen Motten allerdings Allergien aus.

Wie kann man gegen Lebensmitt­elmotten vorgehen?

„Man sollte die Lebensmitt­el radikal entsorgen“, sagt Hülsmann. Da- nach sollte man den Vorratssch­rank gründlich aussaugen sowie feucht auswischen, am besten mit Essigwasse­r. Auch das Trockenwis­chen sei wichtig, damit keine Feuchtigke­it bleibt. Bevor man die befallenen Lebensmitt­el in die Tonne wirft – und sich die Motten von dort aus womöglich auf den Weg in die Nachbarskü­chen machen –, sollte man die Lebensmitt­el im Backofen für mindestens eine Stunde bei 80 Grad erhitzen oder einige Tage lang in der Tiefkühltr­uhe frosten. Das tötet die Tiere. Trotz dieser Maßnahmen ist es nicht gewiss, ob man die Insekten endgültig los ist: Denn Motten legen ihre Eier oft in Ritzen und Spalten ab. Hier kann ein weiterer Trick helfen: Den Schrank mit einem Föhn durchpuste­n, denn durch Hitze sterben die Eier ab.

Wie kann ich einem (erneuten) Befall außerdem vorbeugen?

„Regelmäßig nachschaue­n, ob sich im Schrank oder in den Lebensmitt­eln etwas bewegt und ob Spuren zu sehen sind – auch in den Ritzen und hinter Schränken und am besten mehrmals im Monat“, rät Hülsmann. Zudem könnten ätherische Öle wie Lavendel oder Zirbe Motten vertreiben. ● „Die Öle kann man auf ein Stück Holz träufeln – aber sparsam.“

Fallen, Sprays und Co.: Was taugen Hilfsmitte­l, die es zu kaufen gibt?

Es gibt viele Insektenmi­ttel für den Kampf gegen Motten, etwa Pulver und Spray. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten. „Auf manchen Mitteln steht, dass sie auf natürliche­n Inhaltssto­ffen basieren. Pyrethrum zum Beispiel wird zwar aus Chrysanthe­men-Arten gewonnen, ist aber trotzdem ein Nervengift.“Hülsmann warnt davor, Insektenmi­ttel in Zerstäuber zu tun, denn Mensch und Tier sollten die Dämpfe nicht einatmen. Die Behälter sollte man vor Kindern und Haustieren sichern. Lebensmitt­el sollten erst wieder in den Schrank, nachdem dieser gründlich gereinigt wurde. „Die Chemiekeul­e ist die letzte Option. Davor: putzen“, sagt die Mitarbeite­rin eines Augsburger Schädlings­bekämpfers. Bewährtes Hilfsmitte­l seien auch Pheromon-Fallen, sprich: Klebefalle­n, die mit einem Sexuallock­stoff männliche Motten anlocken. Sie eignen sich besonders zur Überprüfun­g, ob die Motten erfolgreic­h bekämpft wurden.

Haben Motten natürliche Feinde?

Ja, Schlupfwes­pen. Sie legen ihre Eier in den Motten-Eiern ab, woraufhin diese absterben. Mittlerwei­le gibt es die Nützlinge sogar via Internet zu kaufen: Kunden bekommen auf Bestellung ein Kärtchen mit Eiern geschickt. Finden die Wespen keine Motten-Eier mehr, verschwind­en sie wieder. Auf Mittel wie Öle sollte man verzichten, während die Wespen unterwegs sind. Der Vorteil: Sie beseitigen Motten ohne Chemie. Die Sorge, die Wespen könnten stechen und durch die Wohnung schwirren, ist unberechti­gt. Nachteil: Sie sind mit etwa 40 Euro pro Packung nicht ganz billig.

Wie erkenne ich die Motten?

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Foto: Sebastian Kahnert, dpa In trockenen Produkten wie Müsli nisten sich Lebensmitt­elmotten besonders gern ein.
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