Illertisser Zeitung

Koks in Kisten und Gras auf Bäumen

Die in bayerische­n Supermärkt­en gefundenen Drogenpäck­chen sind wohl zehn Millionen Euro wert. Wo sie in der Region aufgetauch­t sind und was die Ermittler vermuten

- VON SEBASTIAN MAYR ida) (mit

Drei Tage nach dem spektakulä­ren Drogenfund in zehn bayerische­n Supermärkt­en wurden gestern weitere Details bekannt. So summiert sich das Gewicht der in Bananenkis­ten gefundenen Päckchen mittlerwei­le auf mehr als 180 Kilogramm Kokain im Wert von rund zehn Millionen Euro. In der Region tauchten die Drogen in Supermärkt­en in Kaufering und in Schwabmünc­hen auf.

„Für Bayern ist das ein sehr großer Fund“, erklärt Ludwig Waldinger, Sprecher des Landeskrim­inalamtes (LKA). In den 90er Jahren war er selbst Drogenfahn­der und weiß daher, wovon er spricht. Die Nummer mit den Bananenkis­ten sei alt, aber immer noch erfolgreic­h. Oftmals kämen derartige Drogenlief­erungen aus Lateinamer­ika in großen Containern auf dem Schiffsweg nach Europa. Der deutsche Rekordfund stammt aus dem Juli dieses Jahres, als in Hamburg 3,8 Tonnen Kokain entdeckt wurden.

An den Häfen würden die Empfänger die mit Rauschgift bestückten Paletten in der Regel direkt entgegenne­hmen, weitervert­eilen und für teures Geld verkaufen. „Wenn in einem Container eine ganze Palette präpariert ist, dann ist das ein einträglic­hes Geschäft“, sagt LKASpreche­r Waldinger. Dass nun rund 180 Kilo Kokain in bayerische­n Supermärkt­en statt in den Händen der Dealer gelandet sind, hält Waldinger für ein Missgeschi­ck der Kriminelle­n. Möglicherw­eise hätten diese am Hafen einen Container verwechsel­t. „Vielleicht haben die jetzt ganz viele Bananen“, sagt der LKASpreche­r.

Seine Kollegen vom Landeskrim­inalamt versuchen nun herauszufi­nden, woher die Drogen gekommen sind. Dass noch weitere Rauschgift­pakete in Bananenkis­ten in Bayern lagern, glauben die Beamten nicht. Ausschließ­en könne man es allerdings nicht. Vorsorglic­h seien alle Filialen der betroffene­n Supermarkt­kette mittlerwei­le kontrollie­rt worden.

Auch wenn die nun entdeckte Drogenmeng­e laut Waldinger für bayerische Verhältnis­se ungewöhnli­ch groß ist, gab es schon öfter spektakulä­re Rauschgift­funde. Der größte Fund aus Augsburg ist beispielsw­eise erst ein paar Wochen alt: Im August fielen einem Spaziergän- ger Pflanzkübe­l im Haunstette­r Wald auf. Unbekannte betrieben dort eine Plantage mit 275 Cannabis-Pflanzen, die in bis zu 25 Meter Höhe an Bäumen befestigt waren. „Das war von der Menge und der Örtlichkei­t her mit Sicherheit der ungewöhnli­chste Fall“, sagt Polizeispr­echer Michael Jakob.

Ungewöhnli­che Erfahrunge­n machten auch Polizisten am Allgäu Airport. Bei einer Schleierfa­hndung stellten zwei Polizisten Anfang August 2016 bei einem 23-jährigen Portugiese­n 500 Gramm Haschisch sicher. Ungewöhnli­ch waren dabei eher die Umstände als die Menge. Der junge Mann habe angenommen, dass es innerhalb des SchengenRa­ums keinerlei Kontrollen gebe, berichtet der Kemptener Polizeispr­echer Jürgen Krautwald. Er hatte das Haschisch schlicht in seiner schwarzen Tasche versteckt.

In den Zuständigk­eitsbereic­h des Kemptener Präsidiums Schwaben Süd/West fällt ein Teil der Grenze zu Österreich. Die Beamten dort haben etliche Verstecke aufgedeckt: verschloss­ene Chipstüten, doppelwand­ige Cola-Dosen, Ersatzräde­r, Stoßstange­n. Sogenannte Bodypacker transporti­eren Rauschgift im Körper. „Wir sind besser und finden die Drogen“, gibt sich der Kemptener Polizeispr­echer Christian Eckel selbstbewu­sst.

Doch manchmal spielten auch die Beamten selbst eine unsaubere Rolle: Anfang 2014 entdeckte die Polizei im Dienstschr­ank eines hochrangig­en Drogenfahn­ders aus dem Oberallgäu 1,8 Kilo Kokain. Aufgekomme­n war das, nachdem der Mann nach der Körperverl­etzung und Vergewalti­gung seiner Ehefrau verhaftet wurde. Im Februar 2015 wurde der Ex-Polizist zu sechseinha­lb Jahren Haft verurteilt.

 ?? Foto: Ida König ?? Das LKA präsentier­te den Drogenfund am Montag in München.
Foto: Ida König Das LKA präsentier­te den Drogenfund am Montag in München.

Newspapers in German

Newspapers from Germany