Volle Kirche zu Ehren Martin Luthers
In der evangelischen Kirche in Vöhringen wurde der Reformation gedacht. Bischöfin fordert Miteinander
In einem Festgottesdienst aus Anlass des Reformationsjubiläums in der Vöhringer Martin-Luther-Kirche hat sich die Ulmer Prälatin und Regionalbischöfin Gabriele Wulz für ein stärkeres Miteinander ausgesprochen. „Keiner hat die Wahrheit gepachtet“, sagte sie und meinte damit die divergierenden Aussagen der evangelischen wie katholischen Religionslehre.
Evangelische Christen waren zuvor zum Teil mit dem Fahrrad sternförmig aus der Region nach Vöhringen angereist, um mit einem Abendmahl-Gottesdienst an das 500. Jubiläum der Reformation zu erinnern. Auch zahlreiche Pfarrer waren unter den Gästen, die von Markus Prestele, Mitglied des Gemeindevorstands, willkommen geheißen wurden.
In ihrer Predigt ging Regionalbischöfin Wulz zunächst auf die Gemeinsamkeit ein, die die Gläubigen mit ihrer Fahrt nach Vöhringen zum Festgottesdienst bewiesen haben. „Wir singen und beten miteinander und hören das Wort der Schrift. Das bringt uns einander näher.“Im Reformationsjubiläum könnte man auch einen Neubeginn der ökumenischen Bewegung sehen.
Die Theologin rückte Apostel Paulus in den Mittelpunkt ihrer Gedanken. Es gebe viele Glieder aber nur einen Leib. Das Haupt könne nicht zu den Füßen sagen: „Euch brauche ich nicht.“Selbst wenn manche Glieder nicht so ansehnlich seien, so gehörten sie doch zu einem Körper, hieß es. „Peinlichkeiten des Leibes“müssten ein besonderes Ansehen genießen, sagte Wulz und forderte ein geschwisterliches Denken ein. Man könne durchaus streiten, wenngleich Streit auch immer wehtue, was wiederum das Gefühl füreinander beeinträchtige. „Zum Miteinander gehört auch das Füreinander, das Teilen von Freud und Leid. Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle anderen mit.“Die Prälatin ist davon überzeugt, dass man schon ein Stück des Weges mit dem Ziel Gemeinsamkeit weiter gekommen sei. „Daran hätte Reformator Martin Luther seine Freude gehabt. Leben im Miteinander und Füreinander zum Lobe Gottes.“
Den Gottesdienst feierte Pfarrer Thomas Pfundner aus Holzschwang. Der Gottesdienst wurde musikalisch würdig gestaltet. Brausende Orgelklänge vom ehemaligen Kantor der St. Michaelspfarrei, Lothar Damm, durchfluteten das Kirchenschiff beim Einzug der Geistlichen, der Posaunenchor Weißenhorn gestaltete den Introitus und begleitete die Kirchenlieder.
Im Anschluss kehrten die Kirchenbesucher im Evangelischen Gemeindehaus ein, um den Gottesdienst gewissermaßen nachklingen zu lassen.