Illertisser Zeitung

Wie totgesagte Rechner länger leben

Nicht jeder lahme alte PC ist zwangsweis­e Schrott. Manchmal lohnt es sich, das Gerät nachzurüst­en. Experten erklären, wie das funktionie­rt und was es kosten darf

- C’t. Jan-Nikolas Pickler, dpa

mehreren Jahren im Einsatz kommt irgendwann der Punkt, an dem man nur noch fluchend vor seinem Computer sitzt: Der einstmals zeitgemäße Rechner ist zur lahmen Kiste verkommen.

Doch nicht immer ist dann der Weg zum Schrottpla­tz richtig. Wer punktuell nachrüstet, statt neu zu kaufen, spart Geld und schont die Umwelt.

Was will ich überhaupt? Das ist die entscheide­nde Frage, um die richtige Entscheidu­ng treffen zu können. Anspruchsv­olle Spiele auf höchstem Niveau? Profession­elle Bild- oder Videobearb­eitung? Oder reicht eigentlich ein solider Surfund Office-PC?

Zunächst sollte man sicherstel­len, dass das System softwarese­itig in gutem Zustand ist, bevor man anfängt, Geld in die Hand zu nehmen, rät Christian Hirsch vom Fachmagazi­n

Allein ein Virenprogr­amm kann im Hintergrun­d so viel Leistung fressen, dass das Arbeiten zur Qual wird. Ein Blick in den WindowsTas­kmanager zeigt, ob ein bestimmtes Programm den Prozessor oder Arbeitsspe­icher über Gebühr beanspruch­t.

Liegt es nicht an der Software, bremst höchstwahr­scheinlich ein Bauteil im Computerge­häuse. Hirsch erklärt, dass oft nur ein Teil ausgelaste­t ist und den ganzen Rechner bremst, während die anderen Komponente­n normal laufen. Läuft das Codieren eines Videos langsam ab, könnte es am Prozessor liegen. Wenn Spiele anfangen zu ruckeln, ist vielleicht die Grafikkart­e schuld. Wenn Programme nicht schnell genug starten, liegt es womöglich an einer lahmen Festplatte. „Das kann man aber nicht pauschal sagen“, schränkt Hirsch ein.

Programme wie das kostenlose CPU-Z zeigen an, was im PC verbaut ist. Der Überblick ist hilfreich, wenn es darum geht, herauszufi­nden, wo der Schuh drückt. Außerdem erfährt man so die genaue Bezeichnun­g der verbauten Komponente­n – praktisch beim Kauf neuer Teile.

Hirsch ist sich sicher: Oft hilft allein das Aufrüsten mit einer schnellen SSD-Festplatte. Sie sind zwar teurer als normale Festplatte­n, „bringen aber den größten Performanc­e-Schub“. Eine kleinere SSD kann man zusätzlich zur alten FestNach platte installier­en: Auf die schnelle SSD kommen Betriebssy­stem und Programme, auf die alte, aber große Festplatte Daten, Filme, Musik und Fotos. Eine 256 Gigabyte große SSD gibt es inzwischen schon ab 80 Euro.

Festplatte­n sind relativ einfach auszutausc­hen, erklärt Hirsch. Auch bei Grafikkart­en gibt es dank Standard-Steckplätz­en weniger Probleme. Schwierig wird es aber beim Prozessor: „Neue Generation­en haben meistens auch eine neue Fassung“– einfach austausche­n ist meist nicht drin. Ein Arbeitsspe­icher-Update ist wiederum relativ einfach. Man muss nur darauf achten, den richtigen Speicherty­p zu kaufen.

Und was darf so eine Aufrüstakt­ion kosten? „Alles bis 150 Euro ist okay“, sagt Hirsch. Man müsse immer bedenken: Einen günstigen, neuen Rechner bekomme man ab 300 Euro. „Das ist dann zwar keine Rakete, aber für viele reicht das schon.“

Im Schnitt gaben die Menschen in Deutschlan­d 2016 knapp doppelt so viel (580 Euro) für ihren neuen PC aus, erklärt Roland Stehle vom Branchenve­rband gfu. Insgesamt wurden 1,1 Millionen Neu-PCs verkauft.

Rolf Buschmann vom BUND hält die meisten PC-Neukäufe für voreilig. Für den Ressourcen­experten ist es ein Problem, dass dem Verbrauche­r häufig vor Augen geführt wird, „man müsste den Computer ja austausche­n, weil er nicht mehr leistungsf­ähig genug ist. Das stimmt in den wenigsten Fällen.“Wer nicht gerade mit Grafiken, 3D oder Videoschni­tt arbeitet, komme meist mehrere Jahre ohne Neukauf aus.

Und wenn es dann doch irgendwann haken sollte, lohne sich der Austausch der jeweiligen Komponente­n. Die relativ einfachen Austauschm­öglichkeit­en per Stecksyste­m, über die PCs verfügen, wünscht sich Buschmann auch für Tablets oder Smartphone­s. Hier ist das Aufrüsten in Eigenregie nur selten möglich, und ist dann oft sehr komplizier­t. Neukäufe sind deshalb bei Mobilgerät­en an der Tagesordnu­ng, kritisiert der Experte. „Das ist natürlich eine völlig falsche Strategie aus Ressourcen­schutz- und Umweltgesi­chtspunkte­n.“

Man sollte auch nicht blind in neue, energiespa­rende Technik investiere­n, warnt Buschmann. „Man müsste den Computer 30 Jahre nutzen, um das zu kompensier­en, was man an Energie einspart“, so der Experte. Hintergrun­d: Allein die Herstellun­g eines komplexen Elektronik­geräts brauche so viele Ressourcen und Energie, dass dies die Einsparung­en beim Betrieb des Gerätes nicht wettmachen könnten. So ein Gerät neu zu kaufen, lohnt sich also vor allem oder nur, wenn die Neuanschaf­fung ohnehin ansteht.

So entsorgen sie einen PC richtig

 ?? Fotos: Andrea Warnecke, dpa ?? Zu frühes Ende: Um so manchen Alt PC ist es durchaus schade, wenn er in den Müll wandert.
Fotos: Andrea Warnecke, dpa Zu frühes Ende: Um so manchen Alt PC ist es durchaus schade, wenn er in den Müll wandert.
 ??  ?? www.gdabewegt.de
www.gdabewegt.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany