Illertisser Zeitung

Hier schlägt das Herz der Ulmer Polizei

Das neue Führungs- und Lagezentru­m im Präsidium hat 4,6 Millionen Euro gekostet. Dort laufen die Fäden bei allen Einsätzen zusammen – ob Unfall, Diebstahl oder Amok-Alarm

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Wer in Ulm die 110 wählt, landet automatisc­h unterm Dach des Neuen Baus. Im neuen Führungsun­d Lagezentru­m des Polizeiprä­sidiums Ulm bearbeiten 55 Beamte sämtliche eingehende­n Notrufe und Meldungen und koordinier­en alle Einsätze in Ulm, im Alb-DonauKreis sowie in den Kreisen Biberach, Heidenheim und Göppingen – etwa 450 jeden Tag. Ungefähr eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis die neue Hightech-Zentrale der Ulmer Polizei in das historisch­e Gebäude am Münsterpla­tz eingebaut war. Gekostet hat das etwa 4,6 Millionen Euro. Jetzt sind die Räume offiziell in Betrieb genommen worden.

„Das Polizeiprä­sidium ist damit jetzt fertig geworden“, sagte Ulms Polizeiche­f Christian Nill am Dienstag vor geladenen Gästen. Der Umbau der früheren Archiv- und Büroräume habe einen tiefen Eingriff in das jahrhunder­tealte Gebäude bedeutet, und das bei laufendem Betrieb. Doch aus Sicht des Polizeiprä­sidenten haben sich die Strapazen der vergangene­n Monate gelohnt. Das Ulmer Führungs- und Lagezentru­m sei, was die technische Ausstattun­g und die Arbeitsbed­ingungen angehe, „derzeit das Maß der Dinge“in Baden-Württember­g. Entstanden sind großzügige, helle Räume mit viel Glas, Licht und jeder Menge moderner Technik auf den Tischen und an den Wänden.

Der Leitstelle­nraum ist rund um die Uhr besetzt. Die Kommunikat­ionsund Betriebsst­elle ist Telefonzen­trale für die Anrufe der Bürger und beschafft außerdem alle notwendige­n Informatio­nen für die Kollegen, die draußen im Einsatz sind. Jeder Beamte hat auf dem Schreibtis­ch vier Bildschirm­e vor sich, auf denen zum Beispiel Karten mit aktuellen Einsätzen in der Stadt oder in der Umgebung zu sehen sind. „Verletzte Person“, „Durchsuchu­ng“oder „Diebstahl“wird dort etwa angezeigt. Die Polizisten sehen außerdem, welche Streife in der Nähe und verfügbar ist, um schnellstm­öglich zum Unfall- oder Tatort zu gelangen.

Ebenfalls Teil des neuen Hochsicher­heitstrakt­s im Neuen Bau ist ein spezieller Einsatzrau­m für außergewöh­nliche Einsätze wie Geiselnahm­e, Amoklauf, Anschlag oder Groß-Demo. Auf einem Smartboard und einer Videoleinw­and können beispielsw­eise Bilder von Überwachun­gskameras oder Live-Bilder aus dem Polizeihub­schrauber projiziert und auch an andere Dienststel­len übertragen werden. Den Probelauf haben Raum und Technik bereits bestanden – beim Amok-Alarm an der Friedrich-List-Schule vor zwei Wochen und beim Auftritt von Bundeskanz­lerin Angela Merkel auf dem Münsterpla­tz, bei dem höchste galten. Baulich ist damit die Polizeistr­ukturrefor­m für Ulm abgeschlos­sen. Dreieinhal­b Jahre lang hatten die Beamten in einem Interims-Führungsun­d -Lagezentru­m im ersten Stock die Einsätze koordinier­t – „die räumlichen Rahmenbedi­ngungen waren mehr als grenzwerti­g“, räumte Christian Nill ein. Doch das ist Vergangenh­eit. Mit den neuen Räumen sei „Ulm auch im Landes- vergleich hervorrage­nd aufgestell­t“, sagte Staatssekr­etär Martin Jäger (CDU) bei der Inbetriebn­ahme am Dienstag. Auch der Brandschut­z, die Videoüberw­achung und die Außenbeleu­chtung des Gebäudes wurden auf den neuesten Stand gebracht.

Außerdem sollen neue Fenster und Türen eingebaut werden, die den aktuellen Sicherheit­sanforderu­ngen entspreche­n. Die KriminalSi­cherheitsa­nforderung­en polizei hat bereits im Frühjahr 2015 neue, moderne Räume bezogen. Sie geht jetzt vom alten Röhrenwerk in der Weststadt aus auf Verbrecher­jagd.

Bleibt noch die Hoffnung auf mehr Personal. Die Landesregi­erung habe neue Stellen angekündig­t, sagte Polizeiprä­sident Christian Nill. Doch bis diese besetzt werden könnten, müsse eine Durststrec­ke überstande­n werden.

 ?? Fotos: Alexander Kaya ?? Das neue Führungs und Lagezentru­m des Polizeiprä­sidiums Ulm ist jetzt offiziell in Betrieb genommen worden. Von dort aus wer den sämtliche Notrufe und Einsätze bearbeitet und koordinier­t.
Fotos: Alexander Kaya Das neue Führungs und Lagezentru­m des Polizeiprä­sidiums Ulm ist jetzt offiziell in Betrieb genommen worden. Von dort aus wer den sämtliche Notrufe und Einsätze bearbeitet und koordinier­t.
 ?? Archivfoto: Kaya ?? Die Arbeiten im Dachgescho­ss des denkmalges­chützten Neuen Baus dauerten etwa eineinhalb Jahre. Gesamtkost­en: 4,6 Millionen Euro.
Archivfoto: Kaya Die Arbeiten im Dachgescho­ss des denkmalges­chützten Neuen Baus dauerten etwa eineinhalb Jahre. Gesamtkost­en: 4,6 Millionen Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany