Hier schlägt das Herz der Ulmer Polizei
Das neue Führungs- und Lagezentrum im Präsidium hat 4,6 Millionen Euro gekostet. Dort laufen die Fäden bei allen Einsätzen zusammen – ob Unfall, Diebstahl oder Amok-Alarm
Wer in Ulm die 110 wählt, landet automatisch unterm Dach des Neuen Baus. Im neuen Führungsund Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ulm bearbeiten 55 Beamte sämtliche eingehenden Notrufe und Meldungen und koordinieren alle Einsätze in Ulm, im Alb-DonauKreis sowie in den Kreisen Biberach, Heidenheim und Göppingen – etwa 450 jeden Tag. Ungefähr eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis die neue Hightech-Zentrale der Ulmer Polizei in das historische Gebäude am Münsterplatz eingebaut war. Gekostet hat das etwa 4,6 Millionen Euro. Jetzt sind die Räume offiziell in Betrieb genommen worden.
„Das Polizeipräsidium ist damit jetzt fertig geworden“, sagte Ulms Polizeichef Christian Nill am Dienstag vor geladenen Gästen. Der Umbau der früheren Archiv- und Büroräume habe einen tiefen Eingriff in das jahrhundertealte Gebäude bedeutet, und das bei laufendem Betrieb. Doch aus Sicht des Polizeipräsidenten haben sich die Strapazen der vergangenen Monate gelohnt. Das Ulmer Führungs- und Lagezentrum sei, was die technische Ausstattung und die Arbeitsbedingungen angehe, „derzeit das Maß der Dinge“in Baden-Württemberg. Entstanden sind großzügige, helle Räume mit viel Glas, Licht und jeder Menge moderner Technik auf den Tischen und an den Wänden.
Der Leitstellenraum ist rund um die Uhr besetzt. Die Kommunikationsund Betriebsstelle ist Telefonzentrale für die Anrufe der Bürger und beschafft außerdem alle notwendigen Informationen für die Kollegen, die draußen im Einsatz sind. Jeder Beamte hat auf dem Schreibtisch vier Bildschirme vor sich, auf denen zum Beispiel Karten mit aktuellen Einsätzen in der Stadt oder in der Umgebung zu sehen sind. „Verletzte Person“, „Durchsuchung“oder „Diebstahl“wird dort etwa angezeigt. Die Polizisten sehen außerdem, welche Streife in der Nähe und verfügbar ist, um schnellstmöglich zum Unfall- oder Tatort zu gelangen.
Ebenfalls Teil des neuen Hochsicherheitstrakts im Neuen Bau ist ein spezieller Einsatzraum für außergewöhnliche Einsätze wie Geiselnahme, Amoklauf, Anschlag oder Groß-Demo. Auf einem Smartboard und einer Videoleinwand können beispielsweise Bilder von Überwachungskameras oder Live-Bilder aus dem Polizeihubschrauber projiziert und auch an andere Dienststellen übertragen werden. Den Probelauf haben Raum und Technik bereits bestanden – beim Amok-Alarm an der Friedrich-List-Schule vor zwei Wochen und beim Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Münsterplatz, bei dem höchste galten. Baulich ist damit die Polizeistrukturreform für Ulm abgeschlossen. Dreieinhalb Jahre lang hatten die Beamten in einem Interims-Führungsund -Lagezentrum im ersten Stock die Einsätze koordiniert – „die räumlichen Rahmenbedingungen waren mehr als grenzwertig“, räumte Christian Nill ein. Doch das ist Vergangenheit. Mit den neuen Räumen sei „Ulm auch im Landes- vergleich hervorragend aufgestellt“, sagte Staatssekretär Martin Jäger (CDU) bei der Inbetriebnahme am Dienstag. Auch der Brandschutz, die Videoüberwachung und die Außenbeleuchtung des Gebäudes wurden auf den neuesten Stand gebracht.
Außerdem sollen neue Fenster und Türen eingebaut werden, die den aktuellen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Die KriminalSicherheitsanforderungen polizei hat bereits im Frühjahr 2015 neue, moderne Räume bezogen. Sie geht jetzt vom alten Röhrenwerk in der Weststadt aus auf Verbrecherjagd.
Bleibt noch die Hoffnung auf mehr Personal. Die Landesregierung habe neue Stellen angekündigt, sagte Polizeipräsident Christian Nill. Doch bis diese besetzt werden könnten, müsse eine Durststrecke überstanden werden.