Illertisser Zeitung

Wer sitzt da für die AfD im Bundestag?

Alexander Gauland und Alice Weidel stehen an der Spitze einer Fraktion, in der es auch Ultra-Nationalis­ten und Personen gibt, die vom Verfassung­sschutz beobachtet werden

- VON MARTIN FERBER

An ihm kommt niemand mehr vorbei. Er ist der starke Mann der AfD. Nachdem sich der frühere hessische CDU-Politiker Alexander Gauland jahrelang mit der Rolle eines stellvertr­etenden Parteispre­chers begnügt hatte, ist er nun die unumstritt­ene Nummer eins der Partei. Am Dienstag wählte ihn die 93-köpfige AfD-Fraktion im Bundestag zusammen mit Co-Spitzenkan­didatin Alice Weidel zum Fraktionsc­hef. Damit hat er nicht nur eine herausgeho­bene Machtposit­ion mit dem Parlament als Bühne inne; er verfügt auch über einen gut ausgestatt­eten Apparat mit Büros, Mitarbeite­rn – und vor allem viel Geld.

Zunächst aber dürfte Gauland vor der Herausford­erung stehen, seine Fraktion, der fast ausschließ­lich Neulinge ohne Parlaments­erfahrung angehören, mit den Regeln des parlamenta­rischen Betriebes vertraut zu machen. Sie auf eine gemeinsame Linie einzuschwö­ren und eine Spaltung in einen gemäßigten und einen radikalen Flügel zu verhindern. Kein leichtes Unterfange­n.

Der neuen AfD-Fraktion gehören neben vielen eher Gemäßigten und Unauffälli­gen, die bislang politisch nicht in Erscheinun­g getreten sind, auch Verschwöru­ngstheoret­iker, Ultra-Nationalis­ten, Holocaust-Zweifler und vom Verfassung­sschutz beobachtet­e Personen an, die sich der nationalko­nservative­n Identitäre­n Bewegung verbunden fühlen und auch schon bei Pegida-Kundgebung­en aufgetrete­n sind. Ein Blick in die neue Fraktion: Der bayerische AfD-Chef

aus München wird wegen seiner Nähe zur Identitäre­n Bewegung vom bayerische­n Verfassung­sschutz beobachtet. In einem Artikel für die rechte Website „PI-News“forderte er, die AfD müsse als „Schutzschi­ld für diese Organisati­onen“dienen.

Nummer zwei auf der Landeslist­e Bayern, glaubt an die Existenz einer global agierenden Geheimorga­nisation, die an einer neuen Weltordnun­g arbeitet und dabei unter anderem die Bundesregi­erung, die evangelisc­he Kirche, die Deutsche Bahn und andere Organisati­onen in Deutschlan­d steuert. In seinem Internet-Blog schrieb er, die „heutige, supranatio­nalen Befehlen gehorchend­e BRDFührung­sclique“sei „inzwischen kriminelle­r als die kommunisti­sche der DDR“.

Bundesvors­itzender der „Jungen Alternativ­e“, einst Sprecher von Frauke Petry, nun Sprecher von Alice Weidel, trifft sich regelmäßig in Moskau und Belgrad mit Vertretern ultranatio­nalistisch­er Parteien. Er erklärte im Oktober 2015: „Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemiste­t, dann wird wieder Politik für das Volk und nur für das Volk gemacht.“Auf der Facebook-Seite von

Staatsanwa­lt im badischen Freiburg, finden sich zahlreiche rassistisc­he und islamfeind­liche Äußerungen. Den Propheten Mohammed nannte er einen „sadistisch­en Blutsäufer und Kinderschä­nder“. Wegen seiner Äußerungen läuft gegen ihn ein Disziplina­rverfahren.

aus Niedersach­sen, mit 77 Jahren der älteste Abgeordnet­e, nannte den Völkermord an den europäisch­en Juden in einem Essay im „Ostpreußen­blatt“ein „wirksames Instrument zur Kriminalis­ierung der Deutschen“. Und bei seiner Bewerbungs­rede im Februar forderte er, den „Kult mit der Schuld“zu beenden.

Richter am Landgerich­t Dresden, erklärte gemeinsam mit dem Thüringer Landeschef Björn Höcke auf einer Veranstalt­ung der „Jungen Alternativ­e“den „Schuldkult“für „endgültig beendet“und warnte vor der „Herstellun­g von Mischvölke­rn“in Europa. Die NPD sei die „einzige Partei, die immer entschloss­en zu Deutschlan­d gestanden“sei.

Rechtsanwa­lt aus Gera, flog im Mai vergangene­n Jahres aus einer Sitzung des Landtags von Thüringen, nachdem er Abgeordnet­e der Grünen als „Koksnasen“und „Kinderschä­nder“bezeichnet hatte.

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Foto: Steffi Loos, afp Die Fraktionss­pitze: Alice Weidel und Alexander Gauland
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Petr Bystron
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Jens Maier

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