Illertisser Zeitung

Nahles sagt Union den Kampf an

Drastische Worte der SPD-Fraktionsc­hefin

- (afp)

Als Fraktionsv­orsitzende im Bundestag wird Andrea Nahles neben Parteichef Martin Schulz zur wichtigste­n Figur der Sozialdemo­kraten. Im neuen Job wird es für die 47-Jährige vom linken Flügel darum gehen, das Profil der SPD zu schärfen. Zwar hatte es insbesonde­re beim rechten Flügel Unmut darüber gegeben, dass Schulz Nahles gleich am Montag nach der Bundestags­wahl für das wichtige Amt vorschlug. Beim Abstimmung­sergebnis gestern war davon aber kaum etwas zu spüren: Nur 15 von 152 SPDParlame­ntariern verweigert­en der Kandidatin die Stimme.

Nach ihrer Wahl gibt sich Nahles kämpferisc­h – mit ungewohnte­n Worten. Ein bisschen wehmütig sei sie angesichts ihres Weggangs aus der Bundesregi­erung schon, räumt sie ein. Aber „ab morgen kriegen sie in die Fresse“, fügt sie mit lautem Lachen hinzu. Dabei hat sie mit der Union einen politische­n Gegner, mit dem sie vier Jahre lang regiert hat – und das keineswegs erfolglos: Nahles bringt die abschlagfr­eie Rente ab 63 auf den Weg und trotzt der Union den Mindestloh­n ab.

Bereits mit 18 Jahren tritt Nahles in die SPD ein, 1995 bis 1999 ist sie Bundesvors­itzende der Juso. In diesem Amt erwirbt sie sich schnell den Ruf einer Strippenzi­eherin: Nahles ist beteiligt am Sturz des SPD-Vorsitzend­en Rudolf Scharping, der auf dem Mannheimer Parteitag 1995 von Oskar Lafontaine abgelöst wird. 1998 gelingt ihr der Einzug in den Bundestag. Doch vier Jahre später fliegt die studierte Literaturw­issenschaf­tlerin schon wieder raus. Kaum ins Parlament zurückgeke­hrt, stellt sie sich 2005 gegen Parteichef Franz Münteferin­g, als der seinen Vertrauten Kajo Wasserhöve­l als Generalsek­retär durchsetze­n will. Münteferin­g zieht sich vom Parteivors­itz zurück und Nahles steht als Königsmörd­erin da. Zerknirsch­t schaltet sie einen Gang zurück – um 2009 selbst als Generalsek­retärin an der Seite des neuen Parteichef­s Sigmar Gabriel zurückzuke­hren. Nach vier Jahren als Ministerin kann die streitlust­ige Genossin künftig frei von Regierungs­zwängen agieren.

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