Paris erwischt die Bayern kalt
Nach 85 Sekunden liegen die Münchner 0:1 im Rückstand, nach 90 Minuten steht es 0:3. Dabei hatte Carlo Ancelotti einiges getan, den Gegner zu überraschen
Ein völlig überforderter FC Bayern hat mit einer schweren Niederlage gegen den von Topstar Neymar angeführten Titelanwärter Paris Saint-Germain das Debakel der Bundesligaklubs in der Champions League komplettiert.
Der deutsche Fußballmeister ging am Mittwoch, nur 24 Stunden nach den Schlappen von Borussia Dortmund und RB Leipzig, im Pariser Prinzenpark-Stadion mit 0:3 (0:2) unter. Dani Alves (2. Minute), Edinson Cavani (31.) und Neymar (63.) erzielten die Tore für die Hochgeschwindigkeitsfußballer von PSG, die von der brüchigen Münchner Defensive nicht aufzuhalten waren. Die höchste Niederlage in einem Vorrundenspiel der Königsklasse war eine Demütigung für die Münchner – und besonders auch für Carlo Ancelotti.
Der Trainer hatte eine verblüffende Aufstellung gewählt, die floppte. „Wir hatten nur gestandene Spieler auf dem Platz, mit teilweise mehr als 50 Spielen in der Champi- ons League. Wir dürfen nicht so früh das Gegentor bekommen. Das war fatal“, sagte Neuzugang Niklas Süle. Besonders der Verzicht auf das Weltmeister-Duo Mats Hummels und Jérôme Boateng im Abwehrzentrum verwunderte. Dafür agierte neben Javi Martinez der unerfahrene Niklas Süle. Und vorne spielten anstatt Arjen Robben und Franck Ribéry Thomas Müller und James Rodriguez.
Dagegen stand die PSG-Bestformation mit dem Traumtrio Neymar, Edinson Cavani und Kylian Mbappé. Für Julian Draxler blieb da natürlich nur die Bank. Und 222-Millionen-Mann Neymar sorgte gleich für einen Paukenschlag, zog an Thiago vorbei in den Strafraum und spielte quer auf den völlig freistehenden Alves. Der vollendete nach rund 90 Sekunden gegen Bayern-Keeper Sven Ulreich. „Das darf nicht passieren. Wir müssen uns auf jeden Fall etwas einfallen lassen“, sagte Joshua Kimmich. Aber die Bayern erholten sich schnell von diesem Schock, nahmen das Spiel in die Hand und erarbeiteten sich optisch ein Übergewicht. Viele Eckbälle und Halbchancen von Müller (12. Minute) und Martinez (19.) sprangen dabei heraus. Der Eindruck verflüchtigte sich aber schnell, weil PSG gnadenlos die fehlende Kompaktheit der Bayern in der Rückwärtsbewegung ausnutzte. Mit schnellen Pässen und Läufen spielten sich die Gastgeber große Chancen heraus. Neymar verstolperte nach einem Konter das mögliche 2:0 (22.), Cavani verzog wenig später (27.). Dann aber zeigte der Uruguayer seine Weltklasse, als er nach Ablage von Mbappé mit einem Schuss aus 16 Metern das 2:0 erzielte. In der Folge zeigten sich in der Defensive des deutschen Meisters fast Auflösungserscheinungen. Ulreich verhinderte gegen Cavani das mögliche 0:3 (37.). Und Neymar kam einen Schritt zu spät (38.). Die Bayern waren mit dem Zwei-ToreRückstand zur Pause bestens bedient. Zur zweiten Halbzeit brachte Ancelotti Sebastian Rudy und Kingsley Coman für die wirkungslosen James und Corentin Tolisso. Damit wechselte er die vermeintlichen Topzugänge aus.
Bei den Bayern ragte nur Martinez heraus, der vorne Chancen hatte und hinten ausbügelte, was er konnte. Ausfälle waren hingegen Thiago und Arturo Vidal. Die Demütigung war das 0:3, als Mbappé sich durch die Bayern-Abwehr spielte und Neymar abstaubte. Robben auf Bayern- und Draxler auf PSG-Seite kamen rein, als das Spiel entschieden war.
Areola – Alves, Mar quinhos, Thiago Silva, Kurzawa – Verratti (90. Draxler), Motta (86. Lo Celso), Rabiot – Mbappe (79. di Maria), Cavani, Neymar
Ulreich – Kimmich, Javi Martinez, Süle, Alaba – Thiago – Tolisso (46. Rudy), Ar. Vidal – T. Müller (69. Rob ben), Lewandowski, James Rodriguez (46. Coman) Antonio Mateu Lahoz (Spanien) 1:0 Alves (2.), 2:0 Cavani (31.), 3:0 Neymar (63.)
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Die Müllabfuhr kommt alle zwei Wochen am Montag, die Stammkneipe hat am Mittwoch Ruhetag und Angela Merkel ist Bundeskanzlerin. Deutscher Fußballmeister wird Bayern München und deutscher Basketballmeister Brose Bamberg. Es gibt ein paar Konstanten, die das Leben planbar machen. Nicht etwa langweilig, nur eben planbar im privaten wie im beruflichen Bereich. Was durchaus angenehm sein kann. Zum Beispiel für einen Sportjournalisten, der über Basketball berichtet.
Die Kollegen im Fußballgeschäft haben es vergleichbar leicht. Vor allem die in München. Letzter Spieltag ist am 12. Mai des kommenden Jahres. So sechs bis acht Wochen vorher werden sich ein paar tausend Rothemden auf dem Marienplatz versammeln und so tun, als könnten sie sich über eine Selbstverständlichkeit wie die sechste Meisterschaft der Bayern nacheinander von Herzen freuen. Wer bei dieser Gelegenheit das eine oder andere Weißbier zu sich nimmt und sich dann in den Urlaub verabschiedet, der versäumt nicht mehr viel.
Die Basketballer wie übrigens auch die Eishockeyspieler haben dagegen eine Gemeinheit namens Play-offs ersonnen, die voller Unwägbarkeiten steckt. Eigentlich ist die Saison zu Ende und sie geht trotzdem weiter. Wie lange? Das weiß kein Mensch. Der eigene Verein könnte sich im Viertelfinale mit drei Niederlagen verabschieden. Dann ist Mitte Mai alles vorbei. Er könnte aber auch in die Endspielserie einziehen und die könnte über fünf Spiele gehen. Dann wird es Mitte bis Ende Juni. Die FußballKollegen liegen da längst am Strand, die aus München sind schon wieder zu Hause.
An dieser Stelle kommt Brose Bamberg ins Spiel. Ein Verein, der für eine gewisse Verlässlichkeit steht und der auch dem Basketball-Berichterstatter eine mittelfristige Lebensund Urlaubsplanung möglich macht. Die Bamberger kommen so gut wie immer ins Finale und sie werden meistens deutscher Meister. In der Regel kriegen sie das glatt in drei Spielen hin. Jedenfalls war das in der Saison 2011/2012 gegen die Ulmer so und in der Spielzeit 2015/2016 erneut gegen die Ulmer. Hätten die damals in ihrem Heimspiel kurz vor dem Ende der Verlängerung ihren Dreier getroffen, dann wäre diese Randbemerkung nie geschrieben worden. Das unmittelbar nach Spiel drei der Serie in den oberbayerischen Alpen gebuchte Pensionszimmer wäre vom Berichterstatter nie bezogen worden.
Aber auf die Müllabfuhr, auf Merkel und auf Bamberg ist eben Verlass. Sobald die Bundesliga das dritte Finalspiel in dieser Saison terminiert, wird der Basketball-Berichterstatter deswegen beim Wirt in Mittenwald fragen, ob er noch ein Zimmer frei hat. Eine Stornierung würde er gegebenenfalls leichten Herzens vornehmen.