Illertisser Zeitung

Beschwingt gestartet, frustriert geendet

Die Borussia versucht, gegen Real ihr druckvolle­s Spiel aus der Bundesliga fortzusetz­en. Die Madrilenen allerdings zeigten den Deutschen die Grenzen auf

- VON WILFRIED SPRENGER

Als das Flutlicht schon nicht mehr brannte, wurde Peter Bosz sehr deutlich. „Defensiv war das sehr schlecht. Es war nicht das Dortmund-Niveau heute“, konstatier­te der niederländ­ische Trainer des BVB. Drei Tage nach dem glanzvolle­n 6:1 über Mönchengla­dbach verlor der Bundesliga-Spitzenrei­ter die Champions-League-Partie gegen Real Madrid 1:3.

Die Niederlage wäre noch höher ausgefalle­n, hätten sich die Künstler aus Spanien mehr von Effizienz als von Eleganz treiben lassen. Nach der zweiten Niederlage müssen Dortmund wohl Flügel wachsen. Tatsächlic­h braucht es viel Fantasie, um an den Einzug in die K.-o.-Runde zu glauben.

Eine System-Diskussion dominierte die Analyse der Partie gegen Real. Stand die Defensive des BVB zu hoch und lief die Mannschaft deshalb immer wieder ins offene Messer? „Wir bleiben bei unserer Spielidee“, sagte Gonzalo Castro. „Es gibt keinen Grund, das System zu hinterfrag­en“, meinte Nuri Sahin. „Wir haben keinen Druck auf den Ball bekommen“, erklärte Peter Bosz, „das ist nie nur ein Problem von Verteidige­rn, da müssen auch der Sturm und das Mittelfeld mitmachen.“

Der BVB hatte am Dienstagab­end den Blues. Beschwingt war er in das Duell mit dem Fußball-Giganten gezogen, ernüchtert verließ er das Feld. Gute Liga-Ergebnisse hatten der Mannschaft Hoffnung gegeben und sie verführt, zu glauben, auch in Europa bestehen zu können. Diesem hohen Anspruch wurde Dortmund weder in London gegen Tottenham noch gegen Madrid gerecht. Traumwandl­erisch sicher, taktisch überragend geschult und auf allerhöchs­tem technische­n Niveau trugen die Gäste ihr feines Spiel vor. Das war Fußball zum Verlieben. Dortmund kam da nicht mit, weil einigen Protagonis­ten schlicht die Fähigkeit fehlt, auf diesem Niveau zu spielen. Trainer und Mannschaft waren später einsichtig. Regisseur Nuri Sahin beklagte nach blasser Eigenleist­ung allerdings „auch fehlendes Spielglück“. Tatsächlic­h hätte Dortmund ein Elfmeter zugesproch­en werden müssen, als Real-Kapitän Sergio Ramos nach einem Schuss von Maximilian Philipp mit der Hand klärte. Zu diesem Zeitpunkt waren erst 14 Minuten von der Uhr, es stand noch 0:0. Coach Bosz – und das ehrt ihn – mochte die Szene nicht wirklich thematisie­ren.

Keine Ausreden, sorgsam analysiere­n, Schlüsse ziehen und weitermach­en – es gibt keinen anderen Plan für den BVB. Samstag spielt er in Augsburg. Und wird froh sein, dass wieder Bundesliga ist.

0:1 Bale (18.), 0:2 Cristiano Ronaldo (50.), 1:2 Aubameyang (54.), 1:3 Cristiano Ronaldo (79.) 65 849

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Foto: dpa Das Tor von Aubame yang war zu wenig.

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