Evobus: Die Jobs in Neu Ulm sind bis 2024 sicher
Unternehmen und Betriebsrat vereinbaren, wie es mit der Busproduktion in Zukunft weitergeht
Nach monatelangen Verhandlungen haben sich Unternehmen und Betriebsrat in Sachen Neuordnung der Produktion bei Evobus geeinigt. Ein „Zukunftspaket zur Effizienzsteigerung“soll die Standorte der Daimler-Bussparte fit für die Zukunft halten. Zudem sind die 3670 Stellen der Neu-Ulmer Stammbelegschaft bis Ende 2024 sicher, das heißt, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen.
Erstmalig habe die Belegschaft am Standort Neu-Ulm eine Garantie auf die 35-Stunden-Woche – und das unabhängig von den Auftragseingängen für den Reisebus Setra. „Das ist ein großer Verhandlungserfolg. Durch eine flexible Verlagerung von Produktionsumfängen aus der Türkei ist die Beschäftigung langfristig abgesichert“, kommentiert der Betriebsratsvorsitzende Friedrich Beck.
Die Produktionsstandorte in Mannheim, Neu-Ulm sowie Holysov in der Tschechischen Republik arbeiten bereits seit Jahren Hand in Hand. Allerdings seien Strukturen und Arbeitsteilung über die Zeit gewachsen und so für moderne Produktionsabläufe nicht mehr zeitgemäß.
Die wesentlichen Neuerungen: Neu-Ulm wird, wie bereits berichtet, das Kompetenzzentrum für Reisebusse. Neben der Produktion von sehr kundenspezifischen Setra Reisebussen wird sich die in Neu-Ulm ansässige Entwicklungsmannschaft verstärkt dem Thema „autonomes Fahren“sowie der Entwicklung moderner Sicherheitssysteme widmen. Neueinstellungen in ungenannter Höhe seien geplant, so der Daimler Buschef Hartmut Schick.
Zukünftig entfällt für StadtbusKarossen der Hin- und Rückweg nach Neu-Ulm. Bislang schickt das Werk Mannheim die Stadtbus-Karossen (über 3000 Einheiten pro Jahr) nach Neu-Ulm zur Lackierung. Anschließend wurden die Karossen zur Montage wieder zurück nach Mannheim transportiert. Das ist mit hohem logistischem Aufwand verbunden. Der Rohbau in Holysov wird ausgebaut, in Mannheim verkleinert. Der Standort in Tschechien produziert zukünftig alle Rohkarossen für die in Neu-Ulm gefertigten Fahrzeuge. Der bisherige Weg von diversen Umfängen über Mannheim nach Neu-Ulm entfällt.
Zudem wird Daimler mit hohem finanziellen Aufwand die Mobilität der Zukunft gestalten: Insgesamt werden dazu in den nächsten Jahren rund 340 Millionen Euro investiert. Davon werden rund 140 Millionen Euro an den europäischen Standorten in optimierte Strukturen und effizientere Prozesse fließen. Wie viel genau in Neu-Ulm investiert wird, will Daimler nicht sagen. „Die Evobus-Werke in Mannheim und NeuUlm bleiben das Rückgrat unseres Produktionsverbundes“, betont jedoch Marcus Nicolai, Leiter Produktion bei der Daimler Bustochter. „Dazu machen wir sie noch wettbewerbsfähiger.“Was den Standort Mannheim angeht, gehört dazu der mit dem Betriebsrat vereinbarte Abbau von bis zu 400 Stellen. Allerdings würden gleichzeitig auch neue Jobs im Zusammenhang mit Elektromobilität entstehen.
„Wir sind der einzige Hersteller, der in Deutschland noch Stadt- und Reisebusse fertigt. Darauf sind wir stolz“, sagt Schick. Mit dem vereinbarten Zielbild für das europäische Produktionsnetzwerk habe Daimler einen entscheidenden Meilenstein erreicht, damit das auch in Zukunft so bleibe.