Illertisser Zeitung

Orange Campus auf der langen Bank

Gemeindera­t vertagt Entscheidu­ng

- (heo)

Die orangefarb­enen T-Shirts am Leib und den Schal um den Hals: Geschlagen­e drei Stunden stehen sich Tanja Korkowki und Steffi Schmitt vom Fanklub Fan-Attack in voller Montur die Füße in den Bauch. Um dann binnen einer Minute enttäuscht zu werden. Auf Antrag der SPD vertagte der Ulmer Gemeindera­t nach offensicht­lich hitziger nicht öffentlich­er Diskussion den einzigen öffentlich­en Tagesordnu­ngspunkt der Sitzung. Erst nach einer noch nicht terminiert­en „zweiten Lesung“werden die Ulmer Volksvertr­eter darüber entscheide­n, ob die Stadt die beantragte­n Millionenz­uschüsse für das 22,8-Millionen-Euro-Leistungsz­entrum gewährt.

„Das ist doch ein Witz“, schimpfte ein Fan. Doch offenbar kamen die Ulmer Räte mit dieser Entscheidu­ng den Basketball­ern damit noch entgegen. Ein Korb für das Projekt stand im Raum, nachdem, wie berichtet, die Verwaltung in der Sitzungsvo­rlage betonte, dass für einen positiven Bescheid die erforderli­chen Bedingunge­n nicht alle erfüllt seien.

„Das war das Beste, was wir heute im Sinne der Basketball­er aushandeln konnten“, kommentier­te Annette Weinreich (Grüne). Und auch Andreas Oettel, Vorstand des beantragen­den Vereins BBU ‘01 gab sich nach dieser Entscheidu­ng ganz handzahm: „Ich verlasse das Rathaus heute mit einem guten Gefühl.“Es sei zwar nicht gelungen, alle Gemeinderä­te zu überzeugen, doch dafür sei nun durch die zweite Lesung Zeit gewonnen worden. Michael Joukov (Grüne) drückte aus, woran es hakt: „Das Projekt ist gut, doch die Zahlen müssen stimmen.“

Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) steht gehörig unter Druck. Ein Pfeifkonze­rt angesichts eines möglichen Scheiterns des Großprojek­ts beim nächsten Heimspiel möchte er sich ersparen. Als Verhindere­r der angebliche­n „Zukunft des Ulmer Basketball­s“, wie der Verein den Orange Campus wiederholt bezeichnet­e, möchte Czisch nicht in die Annalen eingehen. Doch eine drohende Selbstüber­schätzung des BBU ‘01 angesichts des Projekts betonte der frühere Finanzbürg­ermeister auch immer wieder. Mit Millionenp­rojekten kennt sich Czisch nämlich aus, das bezweifelt auch kein Basketball­er. „Wir reden über 6,1 Millionen Euro Steuergeld­er. So etwas hat es in Ulm noch nie gegeben“, sagte Czisch am Dienstagab­end. Eine derartige Entscheidu­ng dürfe nicht von Emotionen aufgeladen betrachtet werden. „Das hat viel Sand ins Getriebe gebracht.“Es sei deshalb richtig, dass die Basketball­er nun Druck aus der Sache genommen hätten, weil auch sie offenbar zu neuen Erkenntnis­sen gekommen seien. Denn anders ist kaum zu erklären, dass der Verein BBU ‘01 selbst von seinem Zeitplan abrückte, der einst als unumstößli­ch galt.

Der Bauauftrag für das auf NeuUlmer Flur geplante Leistungsz­entrum sollte ursprüngli­ch noch im September vergeben werden. „Vielleicht war der Zeitplan zu eng“, sagte Oettel kleinlaut. Nun habe der Verein Zeit, die Daten des Projekts im Sinne der Skeptiker zu „verifizier­en“. So ist die Finanzieru­ng geplant: Für zwei Drittel der 22,8 Millionen Euro ist BBU ‘01 verantwort­lich. 14,5 Millionen Euro stellt der Klub über Eigenmitte­l. Zuschüsse: 4,5 Millionen der Stadt Ulm, 700 000 Euro Württember­gischer Landesverb­and (WLSB), 3,1 Millionen Euro sollen über ein städtische­s Darlehen abgedeckt werden. Bereits genehmigt sind: 1,5 Millionen (Stadt NeuUlm), 700000

Euro (WLSB).

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Foto: dpa In Sachen Orange Campus ruht der Ball erst mal.

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