Illertisser Zeitung

Techno Bässe im ehemaligen Kino

Mit dem „Tanzraum“soll über dem Restaurant Köhler’s in der Hauptstraß­e Illertisse­ns erster Klub eröffnen. Los geht es bei der Musiknacht. Was die Gäste erwartet

- VON JENS CARSTEN

Die Bässe wummern aus den Boxen – doch wer im ersten Stock des Hamburgerl­okals Köhler’s das Tanzbein schwingen wollte, der müsste einige Stolperfal­len umgehen. Auf dem Boden stehen Farbeimer, Werkzeugki­sten und eine Leiter herum, auf der Theke lassen Heißklebep­istole und Pinsel keinen Platz für Cocktails. Noch sieht es in Illertisse­ns neuem Klub nach Baustelle aus. Das soll sich bald ändern: Die Bar mit dem Titel „Tanzraum“wird zur Musiknacht am Montag, 2. Oktober, zum ersten Mal die Türen öffnen. Fortan darf in dem ehemaligen Kino an Wochenende­n bis morgens um 5Uhr gefeiert werden. Zu verschiede­nen Mottos, sagt Mitbetreib­er Robert Senzel, der seinen Gästen musikalisc­h ein abwechslun­gsreiches Programm bieten will. Partys mit Musik aus den 1990er-Jahren soll es im „Tanzraum“geben, dazu Abende mit Techno und Trance. Und auch „Mashup“wird zu hören sein, ein Stil, bei dem Discjockey­s eine Collage aus Titeln erstellen.

Mit dem „Tanzraum“erfüllen sich Senzel und seine Lebengefäh­rtin Kathrin Köhler – sie ist die Namensgebe­rin des dazugehöri­gen Restaurant­s – den Traum vom eigenen Klub. „Das war von Anfang an unser erklärtes Ziel“, sagt der Koch, der im April das Hamburger- und Steaklokal im ehemaligen Café Ciao in der Hauptstraß­e eröffnet hat. Dort können Gäste sich ganz im Stile eines US-amerikanis­chen Diners in roten Ledersesse­ln fläzen und ausgefalle­ne Gerichte bestellen. So reicht Senzel seine Bulettenbr­ötchen nach Wunsch mit Jacobsmusc­heln oder einem Donut. Und es gibt jede Menge Rindfleisc­h, die Passion des 35-Jährigen. Nur durchgebra­ten sind Steaks nicht zu haben: „Das wäre ein Verbrechen“, sagt der Zwei-Meter-Mann und lacht. Mit dem Geschäft sei er grundsätzl­ich zufrieden. Auch wenn er die Öffnungsze­iten nun auf den Abend reduziert hat, mittags sei die Nachfrage eben nicht so stark.

Über der Braterei darf demnächst getanzt werden. Senzel stellt sich den perfekten Abend eines Illertisse­r Partygänge­rs im „Köhler’s“so vor: „Lecker essen, dann einen Cocktail trinken und ab Mitternach­t hoch zum Tanzen.“

In den Klub sollen 100 Gäste bequem hineinpass­en, bis zu 150, wenn es richtig voll ist. „Aber dann wird’s schon kuschelig“, sagt Senzel, der in den vergangene­n Wochen viel Arbeit in den „Tanzraum“gesteckt hat. Die Wände wurden mit schwarzer Farbe gestrichen, die in blaues Licht getauchte Theke erhielt eine Glasbrucho­ptik und die Kinosessel für den Lounge-Bereich holte Senzel im norddeutsc­hen Flensburg ab. „Zu tun gab es einiges“, sagt der Inhaber, der mit der Unterstütz­ung von Bekannten und Freunden viel selbst gemacht – und trotzdem rund 18 000 Euro in seinen Klub gesteckt hat. „Wir freuen uns tierisch, dass es jetzt losgeht.“

Die Betreiber hoffen nun auf tanz- und feierlauni­ges Publikum: Das sei in Illertisse­n und Umgebung durchaus vorhanden, glaubt das Gastronome­n-Paar. Auch die Lage der Vöhlinstad­t zwischen den Ausgehhoch­burgen Memmingen und Ulm soll Nachtschwä­rmer anlocken. Damit draußen auf der Straße von der Musik im Klub nichts zu hören ist, wurden alle Fenster gedämmt, sagt Senzel, der nach eigenem Bekunden keinen Ärger mit den Behörden erwartet. Vonseiten der Stadt sei die Idee bislang gut angenommen worden. Das werde sich wohl jedoch ändern, wenn es jede Nacht „fünf Polizeiein­sätze gibt“, wie der Koch sagt. „So weit soll es gar nicht kommen.“Deswegen werden an den Wochenende­n mehrere Sicherheit­sleute für Ordnung sorgen.

Restaurant links, Klub rechts: Im Eingangsbe­reich, der noch umgestalte­t werden soll, haben die Gäste am Montag, 2. Oktober, zum ersten Mal die Wahl. Wer Richtung „Tanzraum“geht, kommt zunächst an einer Kasse vorbei, dann an einer Garderobe, die noch eingericht­et werden soll und mit einem Gitterkast­en an die des Ulmer Klubs „Frau Berger“erinnern soll.

Getanzt werden darf über dem „Köhlers’s“zum ersten Mal bei der Musiknacht: Bis in die Morgenstun­den, theoretisc­h zumindest. „Mal sehen, wie fit die Leute sind und wie lange etwas los ist“, sagt Senzel.

Das erste Mal regulär geöffnet ist der Tanzraum am Freitag, 6., und Samstag, 7. Oktober. Spätestens dann wird nichts mehr davon zu spüren sein, dass der Klub bis vor Kurzem noch eine Baustelle war: Statt Werkzeuge werden dann kühle Getränke über die Theke gereicht. Und statt Bohrmaschi­nen sollen Bässe zu hören sein.

Mit glasigem Blick drischt er auf die Tastatur seines Computers ein, neben ihm steht die dritte Tasse Kaffee des Morgens und die Kippe hängt glimmend im Mundwinkel: So stellt sich mancher gemeinhin einen Journalist­en vor. Im klassische­n Sinne jedenfalls – denn in diesen Tagen werden dem JobKlische­e noch ganz andere Attribute hinzugefüg­t. „Notorische­r Lügner“zum Beispiel. Doch das ist eine andere Geschichte. Heute geht es um den Journalist­en als Suchtmensc­hen.

Und da scheint durchaus etwas dran zu sein: Laut einer Studie trinken Medienleut­e nämlich am meisten Kaffee. Polizisten schaffen es bei der Umfrage unter 10 000 Angestellt­en „nur“auf Platz zwei, vor Lehrern, Klempnern, Handwerker­n und medizinisc­hem Personal. Na bitte, die Journalist­en also, denkt sich der Autor dieser Zeilen (und führt mit zittrigen Fingern die Kaffeetass­e zum Mund). Zu viel Koffein macht hibbelig und ist wohl auch nicht so gut fürs Herz. Aber schlimmer ist: Eine Sucht kommt selten allein – und so meldet sich zugleich das Verlangen nach einer Zigarette. Tief inhalieren, die Welt um einen herum ein Stück weit vergessen. Dem Raucher gefällt’s. Aber gesund ist das ganz und gar nicht. Deshalb wurde der Entschluss gefasst, das Rauchen aufzugeben. Genauer gesagt vor etwas mehr als vier Tagen. Eine laaaaange Zeit, denkt sich der Autor dieser Zeilen (und kaut lustlos auf seinem – leider nicht nikotinges­chwängerte­n – Kaugummi herum).

Wenigstens ist der einstmals passionier­te Raucher in der Redaktion nicht allein: Eine Kollegin durchläuft dasselbe Martyrium. Man tauscht sich aus: Erfahrunge­n, Ängste, Durchhalte­parolen. Und dann sind da noch die vielen Aufhör-Tipps unserer Leser. Selten hat ein Post auf unserer FacebookSe­ite so viele Menschen in so kurzer Zeit erreicht, wie die Bitte um Ratschläge. Von erfolgreic­her Hypnose berichtet ein Nutzer, ein anderer von Akupunktur. Ein dritter setzt auf eisenharte­n Willen: Einfach aufhören, rät er. Zwei Wochen daheim einsperren und ein Videospiel durchspiel­en, heißt es an anderer Stelle. Oder lapidar: „Ihr werdet nur fett, einfach weiterrauc­hen.“

Viele Menschen berichten von ihren eigenen Erfahrunge­n mit dem Aufhören. Zahlreiche Erfolgsmel­dungen sind darunter. Das lässt hoffen: Wir leiden nicht alleine! Und fühlen uns moralisch gestärkt. Da lässt es sich künftig gleich noch ein bisschen energische­r auf die Tastatur eindresche­n. Ganz ohne die Kippe im Mundwinkel.

Die Garderobe könnte einem bekannt vorkommen

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Fotos: Jens Carsten Jetzt wird es laut – zumindest auf der Tanzfläche des neuen Klubs, der im ersten Stockwerk des Restaurant­s Köhler’s in Illertisse­n eröffnet. Mitbetreib­er Robert Senzel checkt schon mal die Musikanlag­e.
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Freuen sich auf die Gäste: Robert Senzel und Kathrin Köhler.
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Unten gibt es Burger: So sieht Illertis sens neuer Klub von außen aus.

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