Illertisser Zeitung

Statt Fisch gab es einen Schlag ins Gesicht

Eigentlich wollte ein Gast nur eine Forelle auf einem Sendener Fest essen. Doch der Abend endete für den Ulmer blutig. Wie der Fall vor Gericht ausgeht

- VON DORINA PASCHER

Blutig ging für einen 58-jährigen Ulmer ein Abend auf dem diesjährig­en Fischerfes­t in Senden-Ay zu Ende. Der Mann bekam von einem Vöhringer einen Faustschla­g ins Gesicht. Der 63-jährige Schläger stand nun als Angeklagte­r vor dem Amtsgerich­t in Neu-Ulm. Ihm wurde vorsätzlic­he Körperverl­etzung vorgeworfe­n.

Als Zeugen sagten vor Gericht das Opfer und seine zwei Begleiteri­nnen, die an jenem Abend dabei waren, aus. Demnach wollte die Gruppe eigentlich nur eine Forelle essen: „Das Jahr davor habe ich so einen tollen Fisch gegessen“, sagte der 58-Jährige. Daher hätten er und die beiden Frauen sich auf dem Fischerfes­t etwas zu essen und zu trinken geholt – doch zuerst keinen Platz gefunden. Nur ein einziger Tisch sei noch frei gewesen – direkt neben dem Mann, der gestern auf der Anklageban­k des Amtsgerich­ts saß. „Im Nachhinein wurde uns klar, wieso der Tisch frei war“, erzählte der Ulmer im Zeugenstan­d.

Mit ausgezogen­em T-Shirt sei der Angeklagte auf der Bank gestanden und habe gerufen: „Seht euch nur an, wie toll ein Mann mit 63 Jahren aussehen kann.“Doch der Vöhringer hatte nicht nur seinen „Adoniskörp­er“ zur Schau gestellt und auf der Bierbank krakeelt. Er hatte sein ausgezogen­es Oberteil über dem Kopf gekreist, wie die drei Zeugen einhellig berichtete­n.

Dabei habe das Shirt die Frauen am Kopf gestreift. „Wir wollten sein versifftes T-Shirt nicht im Gesicht haben“, erzählte der 58-Jährige. Das Trio habe dem feiernden Tischnachb­arn auch gesagt, dass es nur in Ruhe den Fisch essen wolle. Doch der Mann habe sie als „Spaßverder­ber“bezeichnet und beschimpft. „Jetzt lecksch mi am Oasch und lasch mi in Ruhe, habe ich gesagt“, bestätigte der Mann auf der Anklageban­k. Zudem habe er den Ulmer mit Aussagen wie „Los komm, du kriegsch eine“und „Halt’s Maul, sonst schlag ich dir in die Fresse“bedroht.

Das war den zwei Frauen und dem Ulmer zu viel. Sie entschiede­n sich, den Tisch zu wechseln. In dem Moment, als der 58-Jährige dabei war aufzustehe­n, sei die Faust des 63-Jährigen gekommen – mitten ins Gesicht. Das Opfer sei nach hinten getaumelt und auf einem Mann am Nebentisch gefallen. „Sofort hat er zu bluten angefangen“, erinnerte sich die Begleiteri­n. An zwei Stellen sei die Lippe geplatzt und aus der Nase sei das Blut herausgela­ufen.

Den weiteren Schilderun­gen zufolge sind sofort Ordner gekommen. Das Essen haben die drei Besucher des Fischerfes­tes stehen lassen. „Auf meine Forelle ist Blut gekommen“, sagte der 58-Jährige. Umstehende Menschen haben die Polizei gerufen. Diese verwies den prügelnden Mann des Festes. Doch der Angeklagte gab an, lediglich „nach hinten ausgeholt“zu haben. Nicht bewusst habe er den Ulmer verletzen wollen. „Wenn ich mit der Faust geschlagen hätte, dann wäre ich nicht da gestanden und hätte gewartet, bis die Polizei kommt“, sagte der Sozialhilf­eempfänger.

Doch das Vorstrafen­register des Angeklagte­n ist lang – und geht bis

Vorstrafen­register des Angeklagte­n beginnt 1982

ins Jahr 1982 zurück. In diesen 35 Jahren sammelte der Vöhringer zwölf Eintragung­en: wegen vorsätzlic­her Körperverl­etzung, Diebstahls, Hausfriede­nsbruchs oder Urkundenfä­lschung. Mildernde Umstände sind das keine, wie die Staatsanwa­ltschaft feststellt­e.

Doch zumindest ist der Angeklagte seit 2008 nicht mehr straffälli­g geworden, wie Richter Thomas Mayer anmerkte. Zwar habe sich der Rentner auf dem Fischerfes­t „total daneben benommen“, dennoch sieht er wegen des Alters des Mannes eine „erhöhte Strafempfi­ndlichkeit“. Der Richter entschied sich daher gegen eine Freiheits- und für eine Geldstrafe. 90 Tagessätze je 20 Euro kommen nun auf den Mann zu.

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Symbolfoto: Fotolia

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