Ein Denkmal für den „Wollfischer“
Dem 2010 gestorbenen Georg Fischer wird in Babenhausen nun eine Straße gewidmet. Was der Kommunalpolitiker seinerzeit bewirkte und worauf er besonders stolz war
Für viele Babenhauser war Georg Fischer Zeit seines Lebens mehr oder weniger nur „dr Wollfischer“. Dem im Jahr 2010 verstorbenen Träger des Goldenen Ehrenrings der Marktgemeinde wurde nun nachträglich eine große Anerkennung zuteil. So beschloss der Marktgemeinderat einstimmig, die Erschließungsstraße des Neubaugebiets im Bereich „Westlich der Ulmer Straße“nach ihm zu benennen – nämlich Georg-FischerWeg.
Kein Zufall, denn auf einem großen Teil der zukünftigen Wohnbauflächen befand sich früher die Firma „Fischer Wolle“. Dort hatte Georg Fischer das deutschlandweit bekannte Wollversandgeschäft im Jahr 1950 gegründet. Pioniergeist hatte er vor allem bewiesen, als er kurz nach Kriegsende in der Fürst-Fugger-Straße in Babenhausen eine Tauschzentrale eröffnete. Das Motto lautete dort unter anderem: „Suche Kinderwagen, biete Fahrrad…!“Allerdings fand die Tauschzentrale infolge der Währungsre- ein jähes Ende. Doch den 1924 in Kirchhaslach geborenen Unternehmer zeichnete nicht nur Pioniergeist, sondern auch Weitblick samt unternehmerischen Mut aus.
In der damaligen Hochkonjunktur seines Unternehmens zählte Fischer einen Kundenstamm von rund 300 000 Personen, was fast alle zwei Jahre Erweiterungen am Firmensitz bedeuteten.
Dieser fand vor noch nicht allzu langer Zeit eine neue Heimat im Neubau am Heideweg, wodurch für den früheren Firmenstandort eine neue Nutzung gesucht und schließlich im Wohnbau gefunden wurde.
Fischers große Liebe war aber die Kommunalpolitik, wobei er sich vor allem in den Jahren der Gebietsreform als eifriger Verfechter für einen Anschluss Babenhausens ans Unterallgäu stark gemacht hatte.
Außerdem gehörte er dem Kreistag des Landkreises Unterallgäu von 1972 bis 1990 an, darunter eine Periode als stellvertretender CSUFraktionsvorsitzender.
36 Jahre lang – von 1960 bis 1996 – prägte der Unternehmer Fischer zudem als Marktrat entscheidend das Geschehen im Fuggermarkt.
Auf welche Zustimmung er in der Bevölkerung stieß, dokumentieren allein seine Wahlergebnisse, übersprang er als Stimmenmagnet nahezu mühelos die damalige Traumgrenze von 2000 Wählerstimmen.
Für sein kommunalpolitisches Engagement, darunter als Mitglied des Hauptverwaltungs-, Finanz-, Personal- und Rechnungsprüfungsausschusses, aber auch als jahrelanger Referent für Altenheim und Kindergärten, wurde ihm anlässlich seines 65. Geburtstags der Goldene Ehrenring des Fuggermarktes verliehen, der auf sechs lebende Personen limitiert ist.
Doch auch Geselligkeit schätzte der Jubilar. So war er jahrelang Vorform sitzender des Babenhauser Reitund Fahrvereins sowie Laienspieler beim hiesigen Theaterverein. Zudem war er Mitglied in zahlreichen überörtlichen Gremien, beispielsweise der Industrie- und Handelskammer Memmingen oder dem Sparkassenausschuss.
Besonders stolz war Georg Fischer aber auch darauf, dass er es mit seinem Abschluss an der Volksschule in Politik und Geschäftswelt so weit gebracht hatte. Auch nach seinem Rückzug aus der Firmenleitung besuchte er nahezu täglich seine Firma – wenn er nicht gerade auf Weltreise, seinem großen Hobby, war.
Unvergessen ist Fischers Ausspruch, wonach Babenhausen nicht grenzenlos wachsen soll: „Möchte ich doch noch alle kennen und die Hände schütteln können“, sagte der Geschäftsmann damals.
Angesichts seiner Verdienste um den Fuggermarkt wurde nun die öffentliche Erschließungsstraße einstimmig nach seinem Namen, Georg-Fischer-Weg, benannt und mit sofortiger Wirkung zur Ortsstraße gewidmet.
Babenhausen sollte nicht zu groß werden