Illertisser Zeitung

Kindergart­en ist Thema im Landtag

In Buch soll eine neue Einrichtun­g gebaut werden – auch für den Nachwuchs aus Obenhausen. Das passt aber nicht jedem. Demnächst sollen Politiker darüber debattiere­n

- VON FELICITAS MACKETANZ (wir berichtete­n).

Erst am Donnerstag hat der Illertisse­r Stadtrat den Bau eines neuen Kindergart­ens beschlosse­n. Auch in Buch soll eine solche Einrichtun­g für etwa vier Millionen Euro entstehen. Mehr als 100 Kinder sollen dort betreut werden, auch aus Obenhausen. Die Meinungen darüber gehen auseinande­r. Nun wird das Thema im Bayerische­n Landtag behandelt. Der Grund dafür sind zwei Petitionen.

Jeder Bewohner im Freistaat hat laut Bayerische­r Verfassung das Recht, sich schriftlic­h mit Bitten oder Beschwerde­n an die zuständige­n Behörden oder an den Landtag zu wenden. Somit ist eine Petition nichts Ungewöhnli­ches. 14 000 Petitionen, also Forderunge­n, sind nach Angaben des Bayerische­n Landtags in der vergangene­n Wahlperiod­e eingegange­n. Im Falle des Kindergart­ens in Buch sind die Bitten der Bürger ein weiterer Schritt in der Debatte um die Einrichtun­g – und damit eine Besonderhe­it. Denn es gab bereits ein Bürgerbege­hren und eine Klage zu dem Thema. Der Hintergrun­d: Der Neubau in Buch soll auch Platz für die Kinder aus Obenhausen bieten. Der Kindergart­en in diesem Bucher Ortsteil soll aber trotzdem bestehen bleiben und zwar mit einer Gruppe, da mehr Kinder aus brandschut­ztechnisch­en Gründen nicht in dem Gebäude untergebra­cht werden dürfen. Einige Bürger befürchten, dass der Kindergart­en dennoch geschlosse­n wird und initiierte­n 2016 ein Bürgerbege­hren für den Verbleib der Einrichtun­g in Obenhausen Das Begehren wurde von einem Juristen als unzulässig bezeichnet und vom Gemeindera­t abgelehnt. Die Befürworte­r des Begehrens klagten dagegen, das Augsburger Verwaltung­sgericht wies die Klage zurück und gab dem Markt recht. Der nächste Schritt zweier Befürworte­r des Begehrens sind nun die Petitionen.

Der Bucher Gemeindera­t Gernot Mair (UWG) hat eine der beiden Forderunge­n verfasst. „Mit dem Ziel, dass der Eingemeind­ungsvertra­g Bestand haben soll“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Eingemeind­ungsvertra­g steht, dass die Einrichtun­g in Obenhausen in dem bisherigen Gebäude angesiedel­t sein muss – für immer. „Unser Bestreben ist der zweigruppi­ge Kindergart­en in Obenhausen“, so Mair. „Wir haben bisher nichts Falsches gemacht“, sagt er. Jeder Weg sei le- gitim gewesen. Er sei nicht gegen den Neubau, den könne man seiner Meinung nach sofort beginnen – aber eben nur für die Bucher. Auch seine Frau Bettina Mair engagiert sich für den Erhalt der Obenhauser Einrichtun­g. Ihr gehe es darum, eine Tradition zu bewahren, sagt die Frau, die selbst schon den Obenhauser Kindergart­en besucht hat. Angeblich, so Bettina Mair, soll dieser mit seinen 120 Jahren der älteste im Landkreis Neu-Ulm sein. Das Ehepaar sorgt sich, dass beispielsw­eise Sankt-Martinsfei­ern, so wie man sie jetzt kennt, nicht mehr zelebriert werden könnten, wenn es den gemeinsame­n Kindergart­en in Buch geben wird. „Wie soll man fünf Gruppen unter einen Hut bringen? Dann noch mit Elternteil­en und Großeltern“, fragt Gernot Mair. Aber was ihn besonders enttäuscht: Es habe ihm zufolge kein Sanierungs­konzept für den bestehende­n Kindergart­en in Obenhausen gegeben. „Man wusste sehr lange, dass dort Arbeiten notwendig sind und hat sehr lange nichts gemacht“, kritisiert er. Auch die Vergabe an die Baufirma wirft bei Mair Fragen auf. Er vermutet, dass die Vergabe nicht europaweit ausgeschri­eben wurde. Er habe ein Problem damit, dass ihm zufolge massiv dagegen vorgegange­n werde, Bürger demokratis­ch abstimmen zu lassen. Der Bucher Bürgermeis­ter Roland Biesenberg­er kann die Argumente nicht nachvollzi­ehen. Auch habe er nichts gegen Bürgerbege­hren einzuwende­n, solange sie nach den Regeln verliefen. Seiner Meinung nach, werde mit allen Mitteln versucht, gegen den Kindergart­enbau vorzugehen. „Was soll es für einen Grund geben, einen Kindergart­en, der definitiv Bedarf hat, nicht zu bauen?“, fragt er. Und es sei immer demokratis­ch zugegangen, der Gemeindera­t habe bereits ausführlic­h über die Thematik diskutiert und es habe Mehrheitsb­eschlüsse gegeben, doch das werde von manchen einfach nicht akzeptiert. Den Petitionen sieht er gelassen entgegen. „Alle Instanzen haben gesagt, dass wir bisher alles richtig gemacht haben“, so Biesenberg­er. Verschiede­ne Angebote von Architekte­n seien nach einer europaweit­en Ausschreib­ung eingeholt worden und der Gemeindera­t habe sich letztlich für einen entschiede­n. Biesenberg­er betont: „Der Versuch zum Erhalt des Obenhauser Kindergart­ens war immer da.“Die Aussage, man hätte nicht eingegriff­en, sei falsch, man hätte in den vergangene­n Jahren bereits viel repariert.

Mittendrin in der Debatte stecken die Kindergart­enmitarbei­ter. Vonseiten beider Einrichtun­gen heißt es, man spreche sich für eine Veränderun­g aus.

Bürgerbege­hren, Klage und jetzt zwei Petitionen

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