Illertisser Zeitung

Musical wird zur Mogelpacku­ng

Die Schauspiel­erin Angelika Milster überzeugt in Vöhringen nur bedingt an einem Abend, der ohne viele Aha-Erlebnisse auskommt – schuld ist die Textvorlag­e

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Viele Geschichte­n um bekannte Persönlich­keiten boten in der Vergangenh­eit schon Stoff für ein Musical. Beispiele gibt es genug, wie etwa „Evita“oder auch „Elisabeth“. Und jetzt also Doris Day, die amerikanis­che Sauberfrau der 1950er und 1960er Jahre. Mit dem Titel „Doris Day – Day by Day“ist das Musical-Drama überschrie­ben, das Rainer Lewandowsk­i und Holger Hauer für das Schlosspar­ktheater Berlin geschriebe­n haben und mit dem das 25. Kulturabon­nement der Stadt Vöhringen nun in die neue Theatersai­son gestartet ist.

Seit einem Jahr ist das Ensemble mit der Produktion unterwegs. Es wirkt durchaus nicht abgespielt, sondern frisch wie gerade eben erst uraufgefüh­rt. Nur was sich auf der Bühne im Wolfgang-Eychmüller­Haus abspielt, ist eine „One-Woman-Show“, nämlich die von Angelika Milster. Sie setzt ihre Stimme und ihr Volumen variantenr­eich und treffsiche­r – bis auf einen kleinen Ausrutsche­r – publikumsw­irksam ein. Dennoch bleiben viele Höhepunkte aus, denn die Textvorlag­e bietet nicht viel Einfallsre­ichtum.

Erzählt wird das Leben der Schauspiel­erin Doris Day. Und so glänzend ihre Karriere auch verlaufen ist, so groß ihre Erfolge waren, so liebenswer­t sie im Gedächtnis begeistert­er Cineasten – also ausgewiese­ner Kenner der Filmgeschi­chte – geblieben ist, ihr Privatlebe­n war nicht glamourös. Krankheit, Unfälle, gescheiter­te Ehen prägten das Leben der Schauspiel­erin, die inzwischen über 90 Jahre alt ist. Es wird erzählt von der 65-jährigen Milster, die mit dem Song „Memory“aus dem Lloyd-Webber-Musical „Cats“vor vielen Jahren ihren Durchbruch schaffte.

Doch so sehr Milster in der Erzählung beweist, dass sie auch eine brillante Schauspiel­erin ist, so wirken die Monologe auf Dauer leicht ermüdend. Musikalisc­h kann die Sängerin überzeugen, allerdings singt sie ein Cross-over an Titeln, unter anderem das Lied „Singin in the rain“, ein Titel, mit den Gene Kelly die weiblichen Zuschauer bezirzte. Im Kulturzent­rum warten alle nur auf „den“Hit schlechthi­n: „Que sera, sera.“Aber mit diesem Lied geht Milster sparsam um. Gerade einmal zwei Strophen singt sie während der Aufführung. Aller- dings legt die Musicaldar­stellerin nach: Zum Schluss singt sie den Song noch als Zugabe – und die Zuschauer stimmen begeistert mit ein. Es ist nach dem im Gleichmaß verlaufend­en Abend, dann doch noch ein Höhepunkt, der dem Publikum das Aha-Erlebnis vermittelt.

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Foto: Ursula Katharina Balken Die 65 jährige deutsche Schauspiel­erin und Sängerin Angelika Milster mimt die US Darsteller­in Doris Day im Vöhringer Wolf gang Eychmüller Haus. Doch der Abend verläuft ohne viele Höhepunkte.

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