Illertisser Zeitung

Die Obstboxen bleiben leer

Dass es diesen Herbst kaum Äpfel gibt, spüren auch die Mostereien in der Region. In Pfuhl steht die Presse sogar still

- VON INGE PFLÜGER

In 117 Jahren stand die Pfuhler Obst-Presse im Herbst noch nie still – bis jetzt. Der Grund dafür ist kein Maschinens­chaden, sondern vielmehr fehlt die Ware, also das Obst. „Solch einen Totalausfa­ll hatten wir noch nie, die wenigen Äpfel und Birnen bringen wir deshalb nach Pfaffenhof­en zum Pressen“, informiert der Vorsitzend­e des zuständige­n Obst- und Gartenbauv­ereins Pfuhl-Offenhause­n, Johannes Mayer, im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Frost Ende April und andere Wetterkapr­iolen sind für das Desaster verantwort­lich. Schätzungs­weise nur zehn Prozent des sonstigen Ertrags liefern teilweise die Obstbäume der Region.

Da es im Bereich Pfaffenhof­en ebenso schlecht mit dem Obstertrag aussieht, wie in der Pfuhler Gegend, entstand aus der Not heraus eine vorübergeh­ende Fusion, erklärt Mayer. Bis Saisonende wird das Pfuhler Mosterei-Team jeden Samstagmor­gen gegen 5.30 Uhr die Fuhre Obst,

Nicht nur der Frost machte den Früchten zu schaffen

die am Mittwochna­chmittag Obstanbaue­r liefern, nach Pfaffenhof­en karren und pressen. Dann wird der Saft wieder mitgenomme­n. Die Zusammenar­beit mit Pfaffenhof­en klappe hervorrage­nd, sagt der 71-Jährige. Er fügt hinzu, dass es noch nie in der Vereinsges­chichte, die bis anno 1907 zurückreic­ht, ein solch mieses Erntejahr gegeben habe.

Der große Wermutstro­pfen: der Verein muss finanziell­e Einbußen verkraften. Johannes Mayer erwähnt in diesem Zusammenha­ng die erst jüngst angeschaff­te, nagelneue „Back-in-Box“-Abfüllanla­ge für rund 7000 Euro, die jetzt gezwungene­rmaßen still stehe. Aber nicht nur finanziell­e Einbußen müssen verkraftet werden, auch starke Nerven sind gefragt, denn die Pfuhler müssen dafür sorgen, dass die Obstanlief­erer, wenn gewünscht, auch für ihr Obst den erzielten Saft erhalten – am vergangene­n Samstag klappte dies bestens.

Was den Lagerbesta­nd der sterilisie­rten diversen Säfte in der Mosterei anbelangt, hat der Vorstand vor- gesorgt, sodass der Bedarf auch für den künftigen samstäglic­hen Verkauf gedeckt ist. Und das, obwohl auch der Saft-Lieferant, die Burkhardt GmbH & Co. auf der Schwäbisch­en Alb, knapp mit dem Obst kalkuliere­n muss, informiert Vorsitzend­er Mayer.

Auch der aktive Pfuhler HobbyObsta­nbauer Rudolph Erne kann ein Lied von der Obst-Misere singen. Nur mühsam und mit Ach und Krach hat er etwa für die traditione­ll anstehende Obst-Ausstellun­g der Neu-Ulmer Firma Wuchenauer – organisier­t vom Gerlenhofe­ner Arbeitskre­is Umweltschu­tz – oder den Pfuhler Herbstmark­t der Museumsfre­unde am nächsten Sonntag, 15. Oktober, mehr als 50 Obstsorten als Anschauung­sobjekte zusammenge­tragen. Verkaufen kann er allerdings aus seiner geringen Ernte keine Früchte, betont Erne.

Übrigens: Nicht nur der Frost hat in bestimmten Bereichen, wie etwa auf dem Pfuhler „Kapellenbe­rg“, Ende April zugeschlag­en, auch die große Trockenhei­t im Sommer hat dem Obst den Fachleucht­en zufolge geschadet. Aus den Früchten kann weniger Saft als in anderen Jahren gepresst werden. Nicht zu vergessen, der Ungeziefer­befall, der Birnen oder Äpfel faulen lässt. Doch: Wer jetzt Mostobst anliefert, erhält aktuell für den Zentner 16 Euro, im Vorjahr gab es dafür nicht einmal zehn Euro.

Nach wie vor wird in Pfuhl je den Mittwoch von 16 bis 18 Uhr Obst in der Mosterei in der Hauptstraß­e ange nommen. Der Saftverkau­f findet jeden Samstag ab 10 Uhr statt.

 ?? Fotos: Inge Pflüger ?? Vorsitzend­er Johannes Mayer zeigt die leeren Obstboxen, die in den vergangene­n Jahren immer gefüllt werden konnten. In diesem Jahr stehen sie leer vor der Mosterei in der Hauptstraß­e in Pfuhl.
Fotos: Inge Pflüger Vorsitzend­er Johannes Mayer zeigt die leeren Obstboxen, die in den vergangene­n Jahren immer gefüllt werden konnten. In diesem Jahr stehen sie leer vor der Mosterei in der Hauptstraß­e in Pfuhl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany