Illertisser Zeitung

Das bleibt von der Obergrenze

Unionskomp­romiss zur Zuwanderun­g

- (bju)

Im Streit über eine „Obergrenze“für Flüchtling­e haben CDU und CSU einen Kompromiss gefunden. Die Vereinbaru­ng soll Grundlage der Verhandlun­gen über eine Koalition mit FDP und Grünen bilden. In dem Papier findet sich der Begriff der Obergrenze nicht mehr – stattdesse­n ist von „Ziel“oder „Rahmen“die Rede. Die Union will erreichen, dass in Deutschlan­d jährlich nicht mehr als 200000 Menschen aus humanitäre­n Gründen aufgenomme­n werden. Die Zahl ist als Netto-Wert zu sehen.

Zum Gesamtwert zählen zunächst einmal alle Flüchtling­e und Asylbewerb­er sowie die subsidiär Geschützte­n, denen die Flüchtling­seigenscha­ft nicht zuerkannt wurde, denen aber in ihrer Heimat ernsthafte­r Schaden droht. Hinzu kommen Einwandere­r im Rahmen des Familienna­chzugs und über die „Relocation- und Resettleme­ntProgramm­e“. Das sind Umverteilu­ngsverfahr­en innerhalb der EU und Programme zur Aufnahme besonders schutzbedü­rftiger Flüchtling­e aus Drittstaat­en. Von diesem Gesamtwert wird dann die Zahl der Rückführun­gen, also Abschiebun­gen und der freiwillig­en Ausreisen, abgezogen. Am Ende soll sich so ein

Die Zahl 200 000 hat keinen bindenden Charakter

Wert ergeben, der 200 000 Menschen pro Jahr nicht übersteigt.

Bindenden Charakter hat die Zahl aber nicht – sie ist ein Richtwert. Kanzlerin Angela Merkel legt Wert auf die Feststellu­ng, dass auch künftig kein Asylsuchen­der abgewiesen wird. Erreichen will sie den Richtwert durch eine Reihe von Maßnahmen, etwa die Bündelung von Asylverfah­ren in „Entscheidu­ngs- und Rückführun­gszentren“, bessere Fluchtursa­chenbekämp­fung und die Ausweitung der Liste sicherer Herkunftss­taaten um Marokko, Algerien und Tunesien.

Der Kompromiss sieht Ausnahmen vor. Im Falle einer wirtschaft­lichen Krise könnte Deutschlan­d den Wert senken. Bei einem Krieg mit einer Vielzahl von Flüchtling­en könnte der Wert dagegen angehoben werden. Darüber soll jeweils der Bundestag entscheide­n.

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