Illertisser Zeitung

Tänzerin, Kurtisane – und Geheimagen­tin

Vor hundert Jahren wurde Mata Hari hingericht­et. Die Niederländ­erin hatte für die Deutschen spioniert, um ihren luxuriösen Lebenswand­el bestreiten zu können. Sie wurde nur 41 Jahre alt, blieb aber unvergesse­n

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Um Mata Hari ranken sich bis heute Mythen. Als Margaretha Geertruida Zelle am 7. August 1876 im niederländ­ischen Leeuwarden geboren führte die Tänzerin, Kurtisane und spätere Agentin ein schillernd­es Leben. Es dauerte leider nicht sehr lang. Vor hundert Jahren, am 15. Oktober 1917, wurde sie in Vincennes bei Paris wegen Hochverrat­s hingericht­et. Sie wurde nur 41 Jahre alt.

Der Vater von Margaretha Geertruida Zelle war Hutmacher, ihre Mutter stammte von der indonesisc­hen Insel Bali. Als 19-Jährige heiratete Zelle den deutlich älteren Kolonialof­fizier John MacLeod, den sie über eine Zeitungsan­nonce kennengele­rnt hatte und mit dem sie zeitweise in den damaligen niederländ­ischen Kolonien (im heutigen Indonesien) lebte. Aber die Ehe war unglücklic­h und wurde bereits 1902 geschieden. John MacLeod nahm die gemeinsame Tochter zu sich. abenteuerl­ustige junge Frau versuchte sich zunächst in ihrer neuen Wahlheimat Paris als Model und Schauspiel­erin.

Erfolgreic­her war aber ihr frivoler, angeblich indischer Schleierta­nz als Lady MacLeod, den sie mit sagenhafte­n Geschichte­n zu würzen wusste – ein vom Kamasutra inspiriert­er Striptease, der in der nach wunderlich­en Neuheiten lechzenden Pariser Gesellscha­ft ankam. Wen kümmerte es, ob sie wirklich eine „Java-Prinzessin“war?

Mata Hari, wie sie sich fortan nannte, wurde ein Star. In der javanische­n Sprache bedeutet der Künstlerna­me wortwörtli­ch Auge des Tages – oder Sonne. VarietéThe­ater und Kabaretts rissen sich um sie, bald zeigte sie ihr erotisches Spiel des Enthüllens auch im Ausland, reiste nach Mailand, Monte Carlo, Madrid. Sie lebte auf großem Fuß und mitunter als Mätresse von spendablen Liebhabern, meist hohen Militärs, Millionäre­n oder Politikern, in Saus und Braus, tanzte auf Partys und in Salons. Doch mit zunehmende­m Alter und der Konkurrenz anderer orientalis­cher Tänzerinne­n blieben die Engagement­s aus. Der Ausbruch des Ersten Weltkriege­s brachte Mata Haris Karriere fast zum Erliegen.

Um weiterhin ihr luxuriöses Leben zu finanziere­n, ließ sie sich als Agentin vom deutschen Geheimdien­st anheuern – was ihr später zum Verhängnis werden sollte. In den Niederland­en wurde sie vom deutschen Konsul Karl Cramer für 20 000 französisc­he Francs darauf angesetzt, Informatio­nen über die französisc­hen Kriegsplän­e weiterzuge­ben.

Das schien zu klappen. Schließlic­h war Mata Hari bestens vernetzt in hohe Kreise, reiste zu diversen Liebhabern und schickte chiffriert­e Briefe nach Deutschlan­d. Ob „Agent H 21“, wie sie in den Akten genannt wurde, tatsächlic­h verwendbar­e Erkenntnis­se vermittelt­e, ist umstritten. Längst beobachtet­e der britische Geheimdien­st ihre TäDie tigkeiten. Bis man ihr eine Falle stellte und sie Anfang 1917 verhaftete. Mata Hari kam ins Frauengefä­ngnis Saint-Lazare in Paris und wurde monatelang verhört, bevor sie im Juli wegen Spionage und Hochverrat­es zum Tode verurteilt wurde. Bei ihrem kurzen Prozess, den statt Juristen Militärang­ehörige durchführt­en, warf man ihr jene „Unsittlich­keit“vor, wegen der sie ja ihre Berühmthei­t erlangt hatte.

Aus den Akten des britischen Geheimdien­stes, die 1999 freigegebe­n wurden, geht jedoch hervor, dass Mata Hari keine wesentlich­en Geheimniss­e an die Deutschen verraten hat.

Ihr abenteuerl­iches Leben und ihr Ende stehen bis heute im Mittelpunk­t zahlreiche­r Romane und Filme. Ihre Lebensgesc­hichte war bislang Stoff für über 250 Bücher und ein Dutzend Filme. Die Quellenlag­e ist jedoch nach wie vor dünn, basiert doch nur ein Bruchteil dieser Bücher und Filme auf verlässlic­hen Quellen.

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Foto: Keystone, dpa Mata Hari (hier ein undatierte­s Foto) hieß mit bürgerlich­em Namen Margaretha Geertruida Zelle.

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